Nach EM-Aus: Ein heißer Empfang für die umjubelten Verlierer
Für ein allerletztes Mal bei dieser EM formierte sich das österreichische Nationalteam in Reih und Glied. Die taktische Grundausrichtung sah auf den ersten Blick ein bisschen chaotisch aus, aber der Plan war klar ersichtlich: Ein Salut an die Fans. Und so standen die 26 österreichischen Teamspieler am Flugfeld des Innsbrucker Flughafens und applaudierten den 200 Anhängern zu, die oben auf der Terrasse ohne Unterbrechung Gesänge anstimmten und den Achtelfinalverlierern farbenfroh und lautstark ihren Respekt zollten. „Danke für diese unvergessliche Zeit“, stand auf einem Plakat, das ein Mädchen in die Höhe hielt.
Dieser Satz hätte genausogut aus dem Mund von Werner Kogler kommen können. Der Sportminister hatte sich das packende Match am Samstag beim Public Viewing in Dornbirn angesehen und es sich auf der Heimreise nicht nehmen lassen, das österreichische Nationalteam am Innsbrucker Flughafen in Empfang zu nehmen. „Solche Momente sind ja eher selten“, meinte er. „Das, was ihr geleistet habt, ist Fußballgeschichte.“
Stimmungsdreh
Der Sportminister blickte dabei in viele müde Augen und gedankenverlorene Gesichter. Man hätte es den Spielern wirklich nicht übel nehmen dürfen, wenn sie den Worten des Vizekanzlers nicht jene Aufmerksamkeit geschenkt hätten, wie noch am Abend zuvor der Squadra Azzurra. Auf dem Flugfeld in Innsbruck stand die Luft, Badehosen wären angesichts der Gluthitze angebrachter gewesen als die pechschwarzen Trainingsanzüge, die Österreichs Spieler trugen.
Werner Kogler wusste, dass das jetzt nicht der Moment war für eine seiner berühmten Ansprachen. Er verzichtete bei seiner Rede auf Dribblings und verbale Querpässe, sondern bewies Zug zum Tor und das Gespür für die Situation. „Schauen wir, dass wir aus der Hitze rauskommen!“, sagte er nur, um sich für die Auftritte der österreichischen Fußball-Botschafter zu bedanken. „Ich bin schwer beeindruckt. Wir haben in Österreich einen Stimmungsdreh.“
Neue Eigenschaften
Als dann auch noch Fußballverbandspräsident Leo Windtner das Wort ergriff, glaubte man, beim einen oder anderen Spieler ein leichtes Augenrollen ausgemacht zu haben. Aber Windtner nahm nur Koglers Steilvorlage auf und verwies noch einmal auf die europaweit positive Resonanz der Auftritte des ÖFB-Teams während dieses Turniers. „Selbstbewusstsein, Begeisterung, Selbstwertgefühl – das Team hat Eigenschaften gezeigt, die bisher oft als nicht-österreichische Eigenschaften gegolten haben.“
Die 200 Fußballfans, die es an diesem brütend heißen Sonntag lieber auf die Flughafen-Terrasse als ins Freibad oder in die Tiroler Berge zog, können das nur bestätigen. „Wir sind stolz auf euch. Kopf hoch!“, war auf einem anderen Plakat zu lesen. „Diese Mannschaft hat uns in den letzten Tagen extrem viel Freude bereitet“, sagte ein Familienvater aus Hall, der dem Team schon bei der Abreise nach London am Flughafen zugejubelt hatte. „Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall.“
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