Die Asfinag hätte eine helle Freude mit der Wiener Austria: eine Baustelle nach der anderen. Mit der Trennung von Trainer Manfred Schmid eröffnete man eine zusätzliche, weil man vor allem die Fans vor den Kopf stößt. Die Reaktionen darauf sind auch nicht ausgeblieben.
Quo vadis, Austria Wien? Der Status quo des Traditionsvereins ist knapp vor Weihnachten alles andere als besinnlich. Die Baustellen:
Die Finanzen
Es steht schlecht um die Austria. Der Schuldenberg, angehäuft in der Ära von AG-Vorstand Markus Kraetschmer, kann kaum abgebaut werden. Gerhard Krisch hat ein schwieriges Erbe angetreten.
Über seine Künste, den Verein zu sanieren, gehen im Umfeld der Violetten die Meinungen auseinander. Die Fakten liegen auf dem Tisch: Ein Fremdkapital von 72 Millionen, ein Minus von sieben Millionen im abgelaufenen Geschäftsjahr, keine Einnahmensteigerung.
Die Investoren
Die Austria hatte mit Frank Stronach schon einen Mäzen, der seine Maxime klar aussprach: Wer das Gold hat, macht die Regel. Das gilt auch für den einen Teil der Investorengruppe rund um Jürgen Werner.
Als Geschäftsleute wollen sie ihr Investment vergrößern, mit der sportlichen Expertise eines Jürgen Werner und Sebastian Prödl den sportlichen Weg vorgeben. Das haben sie mit dem Trainerwechsel unter Beweis gestellt. Die Schlussrechnung: Wer attraktiven Fußball spielt, der kann seine Spieler verkaufen und Gewinn einfahren. Ein Geschäftsmodell.
Die Gremien
Sie sind viel zu aufgebläht. Für den Verein steht das Präsidium, der Verwaltungsrat mit neun Mitgliedern und das Kuratorium mit 50 Mitgliedern. Die Austria-AG ist vertreten durch Vorstand Gerhard Krisch und den Aufsichtsrat. Eine ideale Spielwiese für Eitelkeiten, Machtkämpfe und Intrigen. Allianzen wechseln mitunter innerhalb weniger Monate.
Die Machtkämpfe
Sie lähmen den Klub, weil zu oft an verschiedenen Strängen gezogen wird. Vielen Gremienmitgliedern sind Eigeninteressen und Möglichkeiten mitreden zu können näher als das Wohl der Austria. Sitzungen sind oftmals wie Folgen einer spanischen Telenovela: Krisch gegen Hensel (Schreiduelle), Rudas gegen Harreither, Hensel kritisch gegenüber Rudas, seit ein paar Wochen Hensel Fürsprecher von Rudas – für Unterhaltung ist stets gesorgt.
Zuletzt ist die Mehrheit im Verein auf die Seite von Jürgen Werner gewechselt, was darin abzulesen ist, dass der Aufsichtsrat dem Schmid-Aus zustimmte. Dabei stellt der Verein fünf der neun Mitglieder, die von der Spitze des Verwaltungsrates (Zadrazil und Rudas) entsendet werden. Viele Fans und so manche Investoren fühlen sich hintergangen und getäuscht, beim Investormeeting am Montagabend wurde Präsident Hensel heftig kritisiert.
Sportdirektor Manuel Ortlechner spürt den Gegenwind, wie er auf Sky meinte: "Ich weiß nicht, ob ich das überstehe." Gesucht wird nun ein Trainer, der den Fußball nach den Wünschen der Verantwortlichen spielen lässt. Werner und Ortlechner versichern, noch niemanden an der Hand zu haben. Das wäre fahrlässig.
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