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Miroslav Klose in Altach: Was hat ein Weltstar beim Dorfklub verloren?
Miroslav Klose hatte seinen ersten Arbeitstag als Trainer des SCR Altach. "Ich darf dort arbeiten, wo andere Urlaub machen."
Und dann sagte Miroslav Klose den Satz, der seine Nebenleute glĂŒckselig strahlen lieĂ. âIch bin hier richtigâ, betonte der 44-jĂ€hrige Deutsche und an seiner Seite nickten Christoph LĂ€ngle und Werner Grabherr zufrieden.
Denn mit Sicherheit hatten auch der GeschĂ€ftsfĂŒhrer und der Sportchef des SCR Altach die NebengerĂ€usche vernommen, die die Verpflichtung des neuen Cheftrainers mit sich gebracht hat. Fast alle waren baff erstaunt, viele regelrecht begeistert, aber es gab natĂŒrlich auch jene Stimmen, die meinten: Was, um alles in der Welt, hat ein Weltmeister im LĂ€ndle verloren?

GroĂes Medieninteresse
âDas ist auf den ersten Blick ja auch abstrusâ, gibt GeschĂ€ftsfĂŒhrer LĂ€ngle zu. âDie Flughöhe von Altach und Miroslav Klose ist doch komplett unterschiedlich.â Das wird den Verantwortlichen des Bundesliga-Elften gerade von Tag zu Tag mehr bewusst. Als die Altacher am Freitag per Presseaussendung Miroslav Klose als neuen Cheftrainer prĂ€sentierten, brach die Vereinshomepage zusammen. Der Pressesprecher des SCRA brĂ€uchte seither idealerweise drei Handys, um allen Anfragen nachkommen zu können.
Zum ersten öffentlichen Auftritt von Miroslav Klose als Altach-Trainer kamen Reporter aus SĂŒddeutschland und der Schweiz angereist. Weil der normale Medienraum viel zu klein ist, wurde die Pressekonferenz in den Aufenthaltsraum der Spieler verlegt. Zwischen einer Kochnische und einem Wuzzler gab Miroslav Klose seine ersten offiziellen Statements als Altach-Coach. âIch darf dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.â
Viel Neuland
Wobei Miroslav Klose bis vor wenigen Tagen noch keinen blassen Schimmer hatte, was und wer der SCR Altach denn tatsĂ€chlich ist. Wie denn aber auch? Da wird es dem neuen Altach-Coach nicht viel anders ergangen sein als den meisten seiner Landsleute. Der Dorfklub, der seit neun Jahren die Bundesliga belebt, ist auĂerhalb Ăsterreichs nur den wenigsten ein Begriff. Mit seinen 7.000 Einwohnern passt ganz Altach auf die TribĂŒne eines jeden deutschen Bundesligisten.

Miroslav Klose hatte im Urlaub vom Interesse der Altacher erfahren. âIch habe dann angefangen, mich mit dem Verein und der Mannschaft zu beschĂ€ftigenâ, berichtet der Weltmeister von 2014. âIch hatte nach den ersten GesprĂ€chen sofort ein gutes GefĂŒhl.â
In seinen Wortmeldungen ist der frĂŒhere StĂŒrmer dann eher ein Defensivmann. Miroslav Klose war aber noch nie fĂŒr groĂe SprĂŒche bekannt. Bei der Pressekonferenz versteckte sich der 44-JĂ€hrige hinter AllgemeinplĂ€tze. âDie Fans mĂŒssen sehen, dass der SCR Altach alles gegeben hat. Die Zuschauer mĂŒssen zufrieden nach Hause gehen. Ich will mich nicht weit aus dem Fenster lehnen.â

DafĂŒr besteht auch absolut kein Grund. Miroslav Klose war bekanntlich nicht Altachs erste Trainerwahl. Sportchef Grabherr hatte zuvor erfolglos mit mehreren heimischen Kandidaten verhandelt, ehe er letzten Freitag den RekordtorschĂŒtzen der deutschen Nationalmannschaft aus dem Hut zauberte.
Schwieriges Los
Die Aufgabe fĂŒr Miroslav Klose bei seiner ersten Trainerstation als Hauptverantwortlicher im ErwachsenfuĂball ist jedenfalls keine einfache. Altach hatte in der vergangenen Saison nur dank der Punkteteilung mit HĂ€ngen und WĂŒrgen die Liga gehalten.
Der Klassenerhalt wird wohl auch unter dem prominenten Trainer Klose das primĂ€re Ziel der Altacher sein. âWir werden keine Luftschlösser bauen und von ihm nicht verlangen, dass wir unter die Top 6 kommen mĂŒssenâ, versichert GeschĂ€ftsfĂŒhrer Christoph LĂ€ngle. âDurch Klose ist in den letzten Tagen schon viel Euphorie entstanden. Er ist eine Aufwertung fĂŒr die gesamte Liga."
Und eines will LĂ€ngle noch betonen: "Er ist nicht wegen des Geldes zu uns gekommen."
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