Milliardär Tojner baut Rapid-Akademie und schenkt sie dem Verein
Michael Tojner ist seit Jahrzehnten glühender Rapid-Fan, unterstützt seit langer Zeit den Nachwuchs und gilt als sehr, sehr reich. Klingt nach der idealen Kombination bei der Suche des Vereins nach einem Geldgeber für die im Prater entstehende Rapid-Nachwuchsakademie.
Dass die Vereinsspitze und der Milliardär tatsächlich zusammenfinden, ist ein Jahr nach dem ruppigen Präsidentschaftswahlkampf allerdings eine Sensation und für Rapid – gerade während der Million um Million kostenden Corona-Krise – von historischem Wert.
Mühsamer Brückenbau
Zur Vorgeschichte: 2019 hat Tojner überlegt, als Rapid-Präsident zu kandidieren. Der Unternehmer aus Haag, der es zum Milliardär gebracht hat, entschied sich schließlich zur Unterstützung von Robert Grüneis samt einer Mitgift von mindestens fünf Millionen Euro für das geplante Nachwuchszentrum.
Als Grüneis später mit der Liste von Roland Schmid fusionierte, war Tojner nicht begeistert. In einem Brief zwei Wochen vor der Wahl gab der 54-Jährige keine Wahlempfehlung mehr ab – versicherte aber, auf jeden Fall dem Verein als Unterstützer erhalten zu bleiben.
Am 25. November siegte Martin Bruckner in einer Kampfabstimmung und versuchte, zu Tojner Brücken zu bauen. Seit Sommer gab es mehrere Verhandlungsrunden mit Geschäftsführer Peschek.
Nachdem Schmid seinen Ausstieg verkündet hatte, meinte Tojner auf Rapid-TV: „Jetzt zeigt sich, wer zum Verein hält, und wer den schnellen Exit sucht.“
Aus dem Tojner-Umfeld hat der KURIER nun erfahren, dass eine Einigung erfolgt ist und die Verträge nur noch unterschrieben werden müssen. Bruckner meint auf KURIER-Anfrage dazu: „Es stimmt, dass wir mit Michael Tojner - und auch anderen Interessenten - partnerschaftliche Gespräche führen. Solange die Tinte nicht trocken ist, gibt es von uns aber keine Bestätigung zu den Plänen im Prater. Wichtig ist jedenfalls, dass wir – wie schon im Wahlkampf angekündigt – der Herr im eigenen Haus sind und sich Rapid an niemanden verkaufen wird.“
Rapid als Hausherr
Wie das mit dem von Tojner ursprünglich angebotenen „Partnerschaftsmodell, das über reines Sponsoring hinausgeht“, zusammenpassen kann?
Durch eine außergewöhnliche Idee, die mittlerweile in allen Details ausverhandelt wurde: Konkret baut Tojner mit seiner VARTA-Gruppe im Prater 2021 ein Nachwuchszentrum und übernimmt das Finanzierungsrisiko. Angesiedelt ist die Akademie rund um das von Rapid bereits gekaufte, wegen Corona aber nur eingeschränkt genutzte Funktionsgebäude neben dem Elektra-Platz. In rund einem Jahr soll das Millionen-Projekt abgeschlossen sein.
An dem Tag, an dem die Rapid-Akademie bezugsfertig ist, wird sie dem Verein zur Verfügung gestellt und durch eine Schenkung übertragen. Tojner ist kein Fan von klassischem Sponsoring, aber der Name VARTA wird als Gegenleistung wohl übernommen werden.
Kein Investment
Jedenfalls will er den Anschein zerstören, er würde als Investor einsteigen oder Rendite erwarten. Denn der Grenzgänger gilt als ebenso schillernd wie umstritten. Seit dem Zerwürfnis mit Landeshauptmann Doskozil (einem Ex-Freund aus dem Rapid-Beirat) laufen um Geschäfte im Burgenland Ermittlungen gegen Tojner; es gilt die Unschuldsvermutung.
In einer zweiten Ausbaustufe wäre sogar ein Schul-und-Sport-Cluster denkbar. Aber das ist noch eine Vision von Tojner, während die Rapid-Akademie 2021 tatsächlich Realität werden soll.
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