Mia san miad: Die Bayern schwächeln zum Saisonstart

Die Amtsmüdigkeit der Bosse Hoeneß & Rummenigge ist dem Klub anzumerken. Es läuft nicht mehr rund.

Also verkündete Uli Hoeneß im Frühjahr mit vielsagendem Blick: "Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die kommende Saison." Viele Fans des FC Bayern wähnten da schon die großen Stars im Anflug. Antoine Griezmann, Gareth Bale, Paulo Dybala – der Fantasie schienen nach der Ankündigung des Präsidenten keine Grenzen gesetzt.

Sechs Monate später startete der Rekordmeister gegen Hertha BSC mit einem 2:2 in die Saison, und auf der Ersatzbank fanden sich Spieler, die auf die Namen Paul Will, Lars Lukas Mai oder Kwasi Okyere Wriedt hörten. Zwar gaben die Bayern unmittelbar nach dem Auftakt nach Mittelmaß bekannt, dass der Brasilianer Philippe Coutinho auf Leihbasis vom FC Barcelona kommt, doch der Eindruck bleibt: Es läuft nicht ganz rund beim Vorzeigeklub.

Selbstverständnis

Lange galt im Fußball die goldene Regel: Wenn die Bayern einen Spieler wollen, dann kriegen sie ihn auch. Inzwischen muss die deutsche Nummer eins immer wieder ein "Nein" akzeptieren. Etwas, das so gar nicht in das Selbstverständnis der Mia-san-Mia-Mentalität passt. In manchen Bereichen kann der deutsche Krösus mittlerweile nicht einmal mehr mit Absteigern aus der Premier League mithalten. So erhielt etwa Huddersfield Town in der vergangenen Saison mit 104 Millionen Euro deutlich mehr TV-Geld als die Bayern (65). Ein hochdotierter TV-Vertrag der Premier League ließ die Kluft dermaßen groß werden.

Umbruch

Diese Entwicklung trifft die Bayern zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn der Verein befindet sich gerade im Umbruch. Auf dem Feld gilt es Franck Ribéry und Arjen Robben zu ersetzen. Zudem muss ein neuer Boss gesucht werden. Noch diesen Herbst soll nach 40 Jahren die Ära von Uli Hoeneß enden. Hoeneß will sich auf der Jahreshauptversammlung des Klubs im November nicht zur Wiederwahl stellen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge will ihm 2021 in die Pension folgen.

Mia san miad statt Mia san mia?

Mia san miad: Die Bayern schwächeln zum Saisonstart

Der Lehrbub

Wenn es um den sportlichen Umbau der Mannschaft geht, dann spielen die alten Herren immer noch mit. Oft zum Leidwesen von Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der neben Hoeneß und Rummenigge mitunter wie ein Lehrbub wirkt. Immerhin gestatteten ihm die Bosse, nach dem 2:2 gegen Hertha die Frohbotschaft von Coutinhos Verpflichtung zu verkünden. Trotzdem laden die Fans im Internet unter dem Hashtag #brazzoout ihren Unmut über den Sportdirektor ab.

Diese Transferhektik der letzten Tage – am Dienstag hatte der Klub eilig den Kroaten Ivan Perisic von Inter Mailand ausgeliehen – haben sich die Bayern selbst zuzuschreiben. In der Offensive setzten sie alle Hoffnungen in die Verpflichtung von Leroy Sané. Der 23-Jährige hätte der neue Star werden sollen, der teuerste Kauf in der Geschichte der Bundesliga – angeblich hatte ihn Manchester City für 145 Millionen veranschlagt.

Doch dann kam der englische Supercup und der Kreuzbandriss von Sané. Nicht der erste Deal, der nicht nach Wunsch verlief. Bei Frankfurts Luka Jovic waren die Bayern so lange inaktiv, dass Real Madrid zugriff. Dem deutschen Teamstürmer Timo Werner wurde Interesse signalisiert, der Leipziger hat aber nichts mehr von den Bayern gehört. Ähnlich verhielt es sich bei Hakim Ziyech (Ajax) oder Steven Bergwijn (Eindhoven). Und bei der Personalie Ousmane Dembélé von Barcelona waren schließlich Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß uneins.

Die Konkurrenz hat diese Bayern-Schwäche längst mitbekommen. Rivale Dortmund geht in die Offensive und stellte vor der Saison öffentlich den Meister-Anspruch.

Vor Kurzem wäre das noch unter unter Majestätsbeleidigung gefallen.

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