Salzburg-Trainer Jaissle: "Da bin ich als Person nicht so wichtig"
Nach einem starken Herbst samt Einzug ins Achtelfinale der Champions League freut sich Salzburg-Trainer Matthias Jaissle auf den Frühjahrsstart. Gab es bei seinem Amtsantritt im Sommer noch viele Zweifler, hat der 33-jährige Deutsche beim Serienmeister und Tabellenführer voll eingeschlagen.
KURIER: Vor gut einem halben Jahr haben viele Ihrer Interviews mit einer Frage nach Ihrem Alter begonnen …
Matthias Jaissle: (lacht) Und deswegen fragen Sie mich jetzt auch danach?
Natürlich nicht, ich will nur wissen, ob Sie froh sind, dass das jetzt nicht mehr so ist und ob Sie Genugtuung verspüren, weil Sie es den Zweiflern gezeigt haben.
Genugtuung verspüre ich keine. Ich habe die Fragen damals sehr gut nachvollziehen können. Aber grundsätzlich rede ich schon viel lieber über sportliche Dinge.
Sie haben im Sommer auch von Leitplanken gesprochen, innerhalb derer man sich bewegen könne bezüglich des vorgegebenen Spielsystems. Wie viel Matthias Jaissle steckt mittlerweile in Red Bull Salzburg?
Die Leitplanken hier sind ja relativ deutlich vorgegeben, der Verein ist über Jahre hinweg konsequent seinen Weg gegangen mit dieser Art von Fußball – mit der ich mich sehr gut identifizieren kann. Innerhalb dieser Leitplanken habe ich natürlich auch versucht, meine Vorstellungen zu integrieren, aktuell bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden. Auch wenn wir wissen, dass erst Halbzeit ist. Die Rekorde bislang sind schön und gut, aber letztendlich müssen wir auch am Ende den Titel in der Hand haben.
Der Start ins Frühjahr war mit einigen Corona-Fällen nicht optimal. Wie sieht es derzeit aus?
Aktuell haben wir keine Corona-bedingten Ausfälle, das schaut gut aus. Das Wichtigste ist, dass die Verläufe bei den Spielern nicht schwer waren und sie auch wieder vollständig gesund sind. Wir hoffen, dass uns dieses Thema 2022 irgendwann zumindest ein Stück weit weniger beschäftigt und wir ein Stück weit zur Normalität zurückkehren können.
Gehen Sie von personellen Änderungen aus?
Nein. Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch, von dem her bin ich überzeugt, dass es im Winter sehr ruhig bleibt.
LASK, Rapid, Bayern – für Salzburg geht es ordentlich los. Worauf liegt der Fokus?
Genau in dieser Reihenfolge gehen wir es auch vom Fokus her an: LASK, Rapid und dann Bayern. Natürlich habe ich mir im Urlaub auch schon das eine oder andere angeschaut. Aber wenn es in die unmittelbare Vorbereitung geht, dann bekommt jedes einzelne Spiel die gleiche Wertschätzung.
Die Top-Teams in Österreich setzen mittlerweile fast alle auf die Raute. Warum ist das das beste System?
Es gibt schon noch einige Teams, die nicht die Raute spielen – zumindest gegen uns nicht. Da bekommen wir es oft mit einer Fünferkette zu tun. Für uns selbst ist es eine gute Basisformation. Aber ich spreche da nicht so gerne drüber, denn ich sehe da zunächst nichts anderes als eine Anordnung von Spielern. Wir arbeiten sehr viel über Prinzipien, da sieht das während des Spiels oft auch ganz anders aus als die klassische Raute. Von dem her bewerte ich dieses System nicht über. Das ist mehr etwas für die Öffentlichkeit oder die Medien, wenn man die Aufstellung rausgeben muss.
Man weiß mittlerweile einiges über den Trainer Matthias Jaissle, aber wenig über den Menschen. Halten Sie Ihr Privatleben bewusst privat?
Gute Frage. Tatsächlich finde ich es deutlich interessanter, wenn wir über sportliche Themen sprechen. Da bin ich als Privatperson nicht so wichtig.
Das heißt, es hat auch keinen Sinn danach zu fragen?
(lacht) Nicht wirklich. Sie können es versuchen, aber ich halte mich da gerne bedeckt.
Eine Frage dazu sei gestattet, sie hat auch mit Fußball zu tun: Was machen Sie, um vom Fußball abzuschalten?
(lacht) Gut formuliert. Hier in Salzburg bietet es sich natürlich an, auch mal die Natur zu nutzen. Ich gehe gerne in die Stadt oder auf den Berg. Im Sommer auch mal an den See. Ich bin im Urlaub nach langer Zeit wieder mal auf den Skiern gestanden. Das macht Spaß, und du kriegst den Kopf frei.
Was muss bis Sommer passiert sein, damit Sie zufrieden sind?
Dass sich die Jungs weiterhin so entwickeln und wir weiter auf einem konstanten Niveau unterwegs sind. Schlussendlich wird man aber auch an Ergebnissen gemessen. Die Ansprüche in Salzburg sind sehr hoch, das haben wir uns erarbeitet. Dementsprechend möchten wir Meisterschaft und Pokal gewinnen.
Und in der Champions League?
Mit dem Achtelfinale haben wir bereits Historisches geschafft. Jetzt ist da überhaupt kein Druck mehr. Den hatten wir in den Quali-Spielen gegen Brøndby. Jetzt ist es soweit, dass der Verein, die Fans und die Spieler diese zwei Kracher gegen Bayern München, die wahrscheinlich beste Mannschaft der Welt, auch genießen dürfen.
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