Es ist die längste bestehende Serie im österreichischen Profifußball: Rapid ist in 41 Heimspielen gegen Ried in der Bundesliga unbesiegt geblieben. 33 Siege, 8 Unentschieden, 100:25 Tore lautet die bemerkenswerte Bilanz.
Marco Grüll will heute ab 17 Uhr für eine Fortsetzung sorgen. „Mit Ried sind die Spiele gegen Rapid über allen anderen Partien gestanden. Jetzt steh’ ich auf der anderen Seite und weiß, dass ein Pflichtsieg gegen einen defensiv kompakten Gegner wartet. Es wird mehr auf die Geduld ankommen als gegen Luhansk, die offensiv gespielt haben“, erklärt der 23-Jährige im KURIER-Gespräch.
Spät, aber umso wichtiger
Gegen die Ukrainer hat Grüll – wie schon mit seinem Treffer zum 3:0 gegen Famagusta – die Tür zum Europacup-Aufstieg spät noch weiter geöffnet. Dementsprechend überschwänglich war der Jubel über das 3:0 gegen einen zumindest ebenbürtigen Gegner in Minute 85.
Würde der Neue heute auch ein Tor gegen seinen Ex-Verein bejubeln? „Ich hab’ mich über jedes meiner vier Tore für Rapid sehr gefreut. Das wär’ auch gegen Ried so. Ein bissl würde ich schon jubeln. Aber sicher nicht übertrieben oder provokant.“
Dass der Salzburger überhaupt für Rapid stürmt, gilt als Happy End in einer ungewöhnlichen Geschichte.
Kein Akademiker
Marco Grüll sah nie eine Fußball-Akademie von innen. Nach einer Lehre bei Intersport arbeitete der Blondschopf ein halbes Jahr bei der Post. Im Morgengrauen Briefe austragen, am Abend Training bei St. Johann. „In diesem halben Jahr hab’ ich gesehen, was es heißt, Vollzeit zu arbeiten und nebenbei noch zu kicken. Daran denke ich schon manchmal, wenn mal ein Training mühsam ist oder die Laune nicht so toll.“
Die vielen Tore beim Regionalligisten brachten Ende 2018 ein Probetraining bei Rapid ein. Trainer Didi Kühbauer sah Potenzial für mehr, doch Grüll wagte wieder einen ungewöhnlichen Zug: Er unterschrieb seinen ersten Profivertrag lieber in Ried, um in der 2. Liga zu reifen.
Sofort Stammspieler
Nach 31 Toren und 32 Assists in 80 Spielen für die Innviertler – und einem zähen Transferpoker – folgte der ablösefreie Wechsel nach Hütteldorf.
Eigentlich wollte Kühbauer den linken Flügel behutsam aufbauen und ihm öfters Pausen gönnen, doch die vielen Ausfälle machten Grüll sofort zum Dauerläufer. „Die Länderspielpause wird uns allen guttun. Als wir nach Zypern und Altach fünf Tage lang nur unterwegs waren, war die Belastung schon extrem“, sagt Grüll.
„Aber jetzt haben wir noch große Ziele, und nach so einem Sieg wie gegen Luhansk fühlst du dich auch gleich frischer.“
Wäre Marco Grüll durch eine Akademie-Ausbildung ein anderer, noch besserer Spieler? „Mir fehlt nix ohne Akademie. Es geht nur darum, dorthin zu kommen, wo du hinwillst. Egal, wie“, betont Grüll.
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