Janko zum Corona-Skandal: Warum man dem LASK verzeihen sollte

Maske und Ball: LASK-Trainer Ismaël stand zuletzt im Fokus.
KURIER-Kolumnist Marc Janko: Warum Geisterspiele in der Corona-Krise notwendig sind und wir alle einmal Fehler machen.

Manche sagen: "Der Mensch gewöhnt sich an alles." Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich jemals an dieses befremdliche Gefühl gewöhnen werde, Abstand zu seinen Nächsten zu halten. Oder aber auch an dieses Gefühl der Unsicherheit, wenn man jemandem gegenübersteht, mit dem man eng ist und trotzdem nicht weiß: Darf man ihn umarmen oder soll man aus der Ferne winken?

Abstand fühlt sich einfach grundfalsch und seltsam an, auch wenn er derzeit ratsam ist. Wir Menschen sind in unserem Innersten soziale Wesen, die meisten brauchen die Gemeinschaft.

Der Fehler der SPÖ

Es war schön zu sehen, wie sich die große Mehrheit an die Verhaltensregeln hielt, Rücksicht aufeinander nahm, Risikogruppen half, einfach zusammenhielt. Leider wurde dieses Wir-Gefühl nicht überall gelebt, Stichwort Neusiedler See, an dessen Ufer bis Ende April nur Anrainer durften. In Österreich für mich eine der, wenn nicht sogar die traurigste politische Handlung der Corona-Krise. Ironischerweise wurde das Ganze noch dazu von der SPÖ beschlossen.

"Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind für uns keine bloßen Schlagworte, sondern unverrückbare Grundwerte": So heißt es in großen Lettern auf deren Homepage. Man finde den Fehler.

Relevante Bereiche

Für uns alle waren die letzten Wochen wohl die "mit Abstand" (Achtung, Wortspiel!) schwerste Zeit unseres Lebens. Doch nun schimmert ein Licht am Ende des Tunnels, wenngleich es noch ein weiter Weg in den von uns bisher gewohnten Alltag ist. Langsam dürfen die Systemirrelevanten, zu denen Sportlerinnen und Sportler zählen, mit Auflagen wieder ihrer Tätigkeit nachgehen.

Ich begrüße es sehr, dass der Ball Anfang Juni endlich wieder rollt und würde mir wünschen, dass man nun auch in der Kultur Wege und Konzepte findet, wie es weitergehen kann. Beide, sowohl der Sport als auch die Kultur, leisten nämlich einen nicht unerheblichen Beitrag zu unserem Bruttoinlandsprodukt, sind Wirtschaftszweige und bedeuten für Protagonisten und Involvierte "Beruf", durch dessen Ausübung Rechnungen bezahlt und Existenzen gesichert werden.

Übrigens würde ich an dieser Stelle auch gerne mit dem Vorurteil aufräumen, dass viele Fußballer in Österreicher so viel verdienen. Das ist schlichtweg falsch. Die österreichische Spielergewerkschaft hat sich dieser Frage genauer gewidmet und herausgefunden, dass das Einkommen aller Profikicker in Österreich im Schnitt bei 3.700 Euro brutto liegt, mit einer durchschnittlichen Punkteprämie von 280 Euro. Das ist zwar ein sehr nettes Einkommen, doch ausgesorgt hat man damit nicht.

LASK Linz training

Und genau das ist auch der Grund, warum ich mittlerweile Geisterspielen positiv gegenüberstehe. Ohne selbst je einer gewesen zu sein – aber nehmen Sie einem Kettenraucher acht Wochen lang die Zigarette weg. Ich wette, dass er sich danach anfangs sogar mit einem Nikotinpflaster zufrieden gibt. Es ist unbestritten, dass der Fußball ohne seine Fans ein seelenloses und nicht zukunftsfähiges Produkt ist. Nur: Im Moment geht es darum, den Patienten am Leben zu halten. Am Ende des Tages ist es, wie vielerorts, ein großer Kompromiss, der einzig dazu dient, das Fortbestehen der Vereine zu sichern.

Kein Respekt

Vereinsoffizielle und Politiker haben es nach vielen Konferenzen geschafft, sich gemeinsam auf ein Konzept zu verständigen, unter welchen Auflagen der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen und in weiterer Folge die Meisterschaft fortgesetzt werden darf.

Dem LASK winken heftige Strafen

Ich finde es daher in höchstem Maße verstörend und einfach nur ärgerlich, dass der LASK meint, sich nicht an diese Abmachungen halten zu müssen. Von Fairplay, Solidarität und Respekt keine Spur. Genauso wie bei Autofahrern, die in der Rettungsgasse hinter der Rettung nachfahren, um schnellstmöglich zum Ziel zu kommen. Ich könnte mich jedes Mal grün und blau ärgern. So funktioniert Gemeinschaft nicht. Der Umstand, dass sich die LASK-Offiziellen öffentlich entschuldigt haben, macht die Sache zwar nicht besser, sollte aber dazu beitragen, dass man ihnen leichter verzeihen kann. Wir alle machen Fehler.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 36-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

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