Janko über Rangnicks ÖFB-Debüt: "Man darf keine Wunderdinge erwarten"

Ich finde es großartig, dass der ÖFB Ralf Rangnick als Teamchef verpflichtet hat, der in Folge auch auf andere Dinge wie die Struktur im Verband schauen soll. Der Deutsche hat sich bei seinen ersten Auftritten sehr gut präsentiert und vor allem Energie versprüht, was gutgetan hat. So hätte ich es mir vom „Neuen“, wie auch immer er geheißen hätte, auch gewünscht.

Die Spieler ziehen bei einem neuen Trainer am Anfang natürlich mit und versuchen, seine Prinzipien auf den Platz zu bringen. Konrad Laimer hat aber auch Recht, wenn er sagt, dass der Rangnick von heute nicht ganz vergleichbar ist mit dem Rangnick, mit dem er vor Jahren zusammengearbeitet hat.

Ich freue mich, dass der Teamchef Marko Arnautovic weiterhin als wichtigen Spieler für dieses Team sieht. Marko ist für mich einer der besten Spieler, mit denen ich in meiner Karriere zusammengespielt habe. Er kann dem Team immer helfen, ganz gleich, ob er 90 Minuten spielt oder nur einen Kurzeinsatz bekommt.

Fußball-Österreich fragt sich nun zu Recht mit Interesse, was man von der Rangnick-Premiere in Kroatien erwarten darf. Keine Wunderdinge! Lieber weniger erwarten und sich dafür positiv überraschen lassen. Nicht, dass wir nach einem möglichen Erfolg wieder gefühlt Europameister sind. Aufgrund der Stärke der kommenden Gegner sollte man einen gewissen Realismus an den Tag legen.

Vielmehr sehe ich die Spiele als Tests und Schaulaufen auf sehr hohem Niveau. Rangnick kann ein Gefühl für die Gruppe bekommen, die Spieler erhalten eine Chance, zu zeigen: Auf mich kann er nicht verzichten!

Rangnicks klare Ansagen zum Spielverständnis waren wohltuend und sollten auf die Spieler abfärben. Für den Teamchef gilt es nun, die beste Mischung zu finden, um in der Praxis möglichst nah heranzukommen an die Vorstellung, wie er spielen lassen möchte.

Die Herzen erobern

Da er den Unterhaltungswert des Fußballs als wichtiges Element angesprochen hat, gehe ich davon aus, dass er mit Österreich attraktiven Fußball anstrebt. Zu Beginn dieser Ära kann ich mir gut vorstellen, dass Rangnick mit seinem Team die Herzen der Fans zurückgewinnen will und kann. Die Krux im Fußball ist aber auch, dass der geflügelte Spruch nicht von ungefähr kommt: Defensive gewinnt Meisterschaften, Offensive die Herzen.

Stehen wichtige Spiele in einer Qualifikation oder bei einer Endrunde an, meistens gegen bessere Gegner oder welche auf Augenhöhe, dann erhalten auch andere Komponenten mehr Bedeutung. Selbst Weltmeister Frankreich spielt nicht immer begeisternd, oder nehmen wir als aktuelles Beispiel Real Madrid, das keinen Hurra-Fußball gespielt und dennoch die Champions League gewonnen hat. Die Fußballwelt ist eben nicht immer nur Schwarz oder Weiß.