Mbappé ist gewissermaßen systemrelevant. Für Frankreich. Während der Pandemie hatte Mbappé die Franzosen aufgerufen, sich impfen zu lassen. Er kritisierte auch schon Polizeigewalt, schlechtes Essen in den Schulmensen, er versteckt sich nie mit seiner Meinung. „Ich will als Mensch eine Spur hinterlassen“, sagte Mbappé neulich in einem raren Moment der Selbstüberhöhung.
Der "kleine Obama"
Der 24-Jährige wuchs in Bondy auf, einem Vorort von Paris, einer Banlieue, die sozial als schwierig gilt. „Plus qu’un joueur“, schreibt Le Monde, mehr als ein Spieler. Ein Beispiel für gelungene Integration ist er auch. Seine Berater finden sich in seiner Familie. Die befand damals, dass es für seine Entwicklung als Fußballer am besten sei, wenn er nach Monaco geht. Dort, bei der Association Sportive, haben sie ihn „le petit Obama genannt“. Der kleine Obama konnte schon damals gut reden, er spricht sogar drei Sprachen.
2017 zog es ihn zurück nach Paris. Obwohl er als Bub von Real Madrid geträumt hat. Das verriet er nicht nur in seinem 2021 erschienenen Comic-Buch „Ich heiße Kylian“, das verrät auch ein Bild vom Real-Trainingsgelände in Valdebebas mit dem 14-jährigen Mbappé und Cristiano Ronaldo, aufgenommen von Zinedine Zidane. Vor zehn Jahren fuhr der damalige Real-Sportdirektor mit dem Riesentalent durch Madrid. Mbappé war von Zidanes Wagen so beeindruckt, dass er ihn fragte: „Soll ich meine Schuhe ausziehen?“
630 Millionen Euro und politischer Druck
Als Real im vergangenen Sommer Interesse an ihm gezeigt hatte, bedurfte es der politischen Offensive von Macron und viel Geld, um Mbappé zu halten. 630 Millionen Euro brutto soll sich Katar, laut Le Parisien, weitere drei Jahre mit ihm kosten lassen. 180 Millionen für die Unterschrift, 100 Millionen netto im Jahr, dazu ein wachsender Treuebonus von 70, 80 oder 90 Millionen, je nachdem, ob er den Vertrag ein, zwei oder die vollen drei Jahre einhält.
Sogar diese fast schon obszönen Zahlen schaden dem Image von Mbappé nicht. Er wohnt mittlerweile zwar in einem schicken Teil von Paris. In Bondy lassen sie dennoch nichts auf ihren „Kyky“ kommen. Der sorgt sich um Kinder der Banlieues, investiert in Sportanlagen. Seine Stiftung trägt den schicken Namen „Inspired by Kylian Mbappé“, kurz IBKM. Im Büro arbeiten schon dreißig Leute.
Als er seinen neuen Vertrag unterschrieben hatte, sagte Mbappé: „Ich hörte den Ruf des Vaterlandes und seiner Hauptstadt.“ Mbappés Patriotismus gefällt auch Frankreichs extremer Rechten. Vater und Tochter Le Pen haben normalerweise mit der Nationalmannschaft und ihren Spielern mit Migrationshintergrund ein Problem. Bei Mbappé, Sohn eines Franzosen kamerunischer Herkunft und einer Mutter mit algerischen Eltern, ist es anders. Nicht einmal für sie zählt in seinem Fall die Herkunft.
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