Auch ohne Blick durch die italienische Brille: Die Elf von Roberto Mancini hat bei diesem Turnier bislang mehr überzeugt als die Spanier, die sehr träge mit zwei Unentschieden in die Endrunde gestartet waren und auch in der K.o.-Phase ihre liebe Not hatten.
Während sich Italien zwar gegen Österreich plagte, dann beim 2:1 im vorweggenommenen Finale gegen Belgien aber groß aufspielte, musste Spanien gleich zwei Mal Sonderschichten einlegen: Im Achtelfinale gegen Kroatien wurde ein 3:1-Vorsprung leichtfertig verjuxt, im Viertelfinale brauchte es ein Elfmeterschießen, um die Schweiz zu bezwingen.
Zumindest in einer Statistik liegt Spanien vor Italien. Mit zwölf Treffern ist die Truppe von Luis Enrique das torgefährlichste Team dieser EURO, allerdings stehen die Italiener mit ihren elf Toren dem Semifinalgegner um nichts nach. Allerdings hat Italien – in guter alter Catenaccio-Tradition – weniger Gegentreffer (2) kassiert als die Spanier (5).
Mit Leonardo Spinazzola (Achillessehnenriss) fehlt den Italienern am Dienstag freilich ein Spieler, der die Entdeckung dieses Turniers ist und bis ins Viertelfinale das Angriffsspiel der Squadra Azzurra ordentlich belebt hatte.
ENGLAND - DÄNEMARK
Manchmal würde man sich Fußballpartien wünschen, bei denen es keinen Verlierer gibt. Weil einfach beide Teams unter die Haut gehen, weil jede dieser zwei Mannschaften einen würdigen Finalisten abgeben würde.
Wer hegt bei dieser EM nicht Sympathien für Dänemark? Das Drama um Christian Eriksen, die traumatisierten Teamkollegen, denen nicht nur im eigenen Land die Herzen zufliegen, die Geschichte vom letzten Außenseiter, der sich den europäischen Topteams entgegenstellt – man muss diese Dänen einfach mögen. Und wahrscheinlich könnten sich alle Fans quer durch Europa mit einem Europameister Dänemark anfreunden.
Auf der anderen Seite die Engländer. Wer gesehen hat, welche Jubelstürme das 2:0 gegen Deutschland und das 4:0 gegen Ukraine auf der Insel ausgelöst haben, der kann sich ausmalen, wie groß im Mutterland des Fußballs die Sehnsucht nach einem Titel ist. Und was erst los sein würde, wenn England tatsächlich ins „Finale dahoam“ einzieht.
Pure Emotion gegen echtes Kalkül – auch das ist das Duell Dänemark vs. England. Wobei gerade die Engländer bislang den Eindruck erwecken, als hätten sie noch gar nicht ihr gesamtes Potenzial abgerufen und als würden sie erst jetzt langsam Gefallen am Toreschießen finden, wie das 4:0 gegen die Ukraine zeigte.
In diesem Turnier konnte noch keine Mannschaft England richtig fordern. Fraglich, ob die Dänen, die im Viertelfinale gegen Tschechien bereits müde wirkten, dazu in der Lage sind. Zumal Teamchef Hjulmand auch nicht über die personellen Alternativen verfügt wie sein Kollege Gareth Southgate, der etliche Stars (Foden, Rashford, Bellingham) auf der Bank sitzen hat.
Kommentare