Kühbauer und Mählich: Zwei Haudegen und Bankdrücker

Erinnerung: Mählich (l.) und Kühbauer (r.) spielten auch unter Teamchef Krankl
Die beiden Cheftrainer stehen am Sonntag beim Spiel Rapid – Sturm im Mittelpunkt, die Parallelen sind verblüffend.

Sie sind beide 47 Jahre alt. Beide wurden von ihren Herzensklubs in größter Not als Cheftrainer verpflichtet. Sie sind nicht die Größten, haben aber in Österreich Großes erreicht – die Qualifikation für die WM 1998 sogar nebeneinander im Team-Mittelfeld. Beide haben den Fußball auch von der anderen Seite als TV-Experten kennengelernt und stehen jetzt wieder im Fokus: Didi Kühbauer und Roman Mählich.

Am Sonntag kommt es im Kampf um die Top-6 zum Schlüsselduell Rapid – Sturm (17 Uhr), zu den vielen Parallelen der Trainer kommt auch eine sportliche: Zwei Siege in Folge sorgten zuletzt sowohl in Wien als auch in Graz für neuen Mut.

Mählich spielt sein System wie in Wiener Neustadt“, sagt Kühbauer und erinnert sich an das 3-4-2-1 des Zweitligisten aus der Relegation. Der damalige SKN-Trainer antwortete mit einem offensiver angelegten 4-2-3-1. Am Sonntag wird es wieder so sein, aber Kühbauer warnt: „Wir dürfen nicht auf Teufel komm raus stürmen! Sie machen hinten dicht und wollen dann schnell umschalten.“ Das wollen auch die Grünen: Schobesberger dürfte ganz vorne beginnen.

Druckausgleich

Der Druck ist im Kampf um die Top-6 groß, „das brauch’ ich nicht auch noch größer machen“, meint Kühbauer.

Kühbauer und Mählich: Zwei Haudegen und Bankdrücker

Vergleichbar mit der Relegation wäre es aber nicht: „Rapid wird sicher weiterleben, aber wenn der SKN damals abgestiegen wäre...“ Die Spiele endeten schließlich mit 2:0 und 1:1; Wiener Neustadt wollte danach St. Pölten aus der Liga klagen („Fall Atanga“), scheiterte aber auch am grünen Tisch.

Mählich sieht keine Entscheidungspartie: „Es wird am Sonntag nichts entschieden, es geht danach noch einige Runden weiter.“ Er setzt auf den Glauben an die eigene Qualität. „So muss doch jeder Sportler in den Wettkampf gehen.“ Positiv für ihn, dass er die Turbulenzen bei Sturm nicht hautnah miterlebt hatte. „Und wenn nach einem Trainerwechsel zwei Siege gelingen, dann ist das für alle Beteiligten toll.“

2018 würden die Spielertypen Kühbauer und Mählich als Achter und Sechser beschrieben werden. Begonnen haben beide als offensive Spielmacher. „Aber der Roman hat schnell erkannt, dass er das nicht kann und als Abräumer besser ist. Da war er dann wirklich stark“, erinnert sich Kühbauer an Mählichs Entwicklung zwischen Wiener Sportclub und Teamehren in Graz.

Davongelaufen

Die hitzigsten direkten Duelle gab es bei den damaligen Titel-Konkurrenten Rapid und Sturm. Kühbauer geht verbal in die Offensive: „Roman ist mir sehr oft nachgelaufen, konnte mir aber nicht wehtun. In den ersten Jahren hat er mich nie erwischt.“ Mit einem Grinser setzt der Rapid-Coach nach: „Und später eigentlich auch nicht.“

Mählich gibt sich in seinen Aussagen demütig. „Ich muss klar sagen, dass der Didi als Aktiver erfolgreicher war als ich. Er hat in Spanien und Deutschland gespielt und auch mehr Länderspiele als ich.“

Kühbauer und Mählich: Zwei Haudegen und Bankdrücker

Der Anruf aus Graz beendete für Mählich eine für beide Seiten erfolgreiche ORF-Zeit. Kühbauer sagt: „Ich habe durch den ORF den Trainerjob von der anderen Seite kennen gelernt, dafür bin ich ewig dankbar. Das hat mir als Mensch weitergeholfen und die beste Sicht auf Spiele hatte ich auch: von oben.“

Die Erkenntnisse der Vogelperspektive lässt er nun bei Heimspielen in der Pause einfließen: „Wir kriegen mit dem Videosystem in die Kabine wichtige Ausschnitte eingespielt. Ich kann den Jungs live erklären, wo sie etwa beim Einrücken um ein paar Meter woanders hin müssen.“

Kommentare