Jubel, aber auch kritische Töne nach der EM-Qualifikation

Jubel, aber auch kritische Töne nach der EM-Qualifikation
Marko Arnautovic duschte Teamchef Franco Foda, Kapitän Baumgartlinger konterte Windtner-Kritik nach Israel-Spiel.

Einen der bewegendsten Momente bei einer emotionalen Feier lieferte Marko Arnautovic – der sich kurz nach Schlusspfiff als „Bloßfüßiger“ auf die Ehrenrunden gemacht hat. „Ein Kind im Rollstuhl hat mir nach Schlusspfiff gewunken. Und mir bedeutet es sehr viel, dass ich ihm eine Freude mit meinen Schuhen gemacht habe“, erklärte der 30-Jährige.

Es war ein kurzer Moment, um innezuhalten an diesem Feierabend. „Ich versteh dich nicht“, brüllte Stefan Ilsanker in Richtung Fragesteller. „Horch da hin, das sagt doch alles.“ Mehr als 40.000 Zuschauer feierten die Mannschaft, feierten jeden einzelnen Spieler.

Stolz hörte man immer wieder durch, auch Gänsehaut. „Damit ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen“, erzählte Teamküken Alexander Schlager. Der Tormann des LASK war in seinem ersten Teamspiel gleich bei der EM-Qualifikation dabei. Dabei hatte er im Juni erst die U-21-EM in Italien miterlebt. „Wenn ich darüber nachdenke, eigentlich ein Wahnsinn. Es ist ein unglaubliches Gefühl, ich bin dankbar und stolz auf das, was wir erreicht haben. Allen ist eine Last von den Schultern gefallen.“

Foda feierte mit

Vielen fiel auch ein Stein vom Herzen. „Nach den ersten beiden Spielen, die wir verloren haben, haben wir Charakter gezeigt“, sagte Marko Arnautovic. Auch Teamchef Franco Foda verwies in seiner Freude auf den Stotterstart. „Nach den zwei Auftaktniederlagen sind wir mit dem Rücken zur Wand gestanden, wir hatten dann immer Finalspiele, hatten immer Druck.“ Dem Deutschen tropfte das Bier vom Kopf, er ging aus sich heraus: „Auch ich werde heute mit den Jungs feiern.“ Und er outete den Übeltäter, vielleicht hatte er ihn erkannt, weil dieser keine Schuhe an den Füßen hatte: Arnautovic.

Der könnte aus dem Team verbannt werden. Nicht zur Strafe, sondern als Belohnung. Teamchef Foda nimmt nicht alle Spieler mit nach Lettland, sondern schickt sie heim. „Es werden die sein, die zuletzt einen hohen Rhythmus gegangen sind. Wir wollen den Vereinen etwas zurück geben.“ Arnautovic spielt am 24. November mit Shanghai SIPG bei Guangzhou Evergrande um die Meisterschaft.

"Schüsse aus den eigenen Reihen"

Kapitän Julian Baumgartlinger empfand Genugtuung: „Es ist ein sehr gutes Gefühl nach dem Jahr. Wir sind enger zusammen gerückt und reifer geworden. Wir haben viel Tiefe auf jeder Position, unser Stil ist teilweise vergleichbar mit dem Team vor vier Jahren.“ Der Leverkusen-Profi erinnerte in der Stunde des Triumphs aber auch an die Kritik nach dem 0:1 gegen Polen und vor allem der 2:4-Niederlage in Israel.

"Da sind aus den eigenen Reihen Schüsse gekommen. Schön wäre gewesen, wenn das intern besprochen worden wäre", erklärte Baumgartlinger und meinte damit indirekt ÖFB-Präsident Leo Windtner. Der Verbandschef hatte nach dem Israel-Spiel das Gegentor zum 1:2 als eines mit "Schülermannschafts-Charakter" bezeichnet.

"Wir haben uns das Schülermannschaftsthema des öfter gegeben - schön, dass wir die erste Schülermannschaft sind, die sich für die EM qualifiziert hat", sagte Baumgartlinger nun und legte nach: "Es ist oft so, dass sich der Direktor nur im Erfolgsfall vor die Mannschaft stellt und sonst draufhaut. Das kennen wir schon."

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