Inseraten-Causa um ÖFB-Boss Milletich: Präsidium gespalten wie nie
Wenn eine Fußballmannschaft erfolgreich sein möchte, sollte sie als Einheit auftreten. So gesehen spielt das ÖFB-Präsidium derzeit gegen den Abstieg. Präsident Gerhard Milletich spaltet die Geister im Gremium: Schon bei seiner Wahl im Vorjahr hatte er sich nur knapp gegen seinen Kontrahenten Roland Schmid durchgesetzt. Und auch am Freitagnachmittag hatte er nur eine knappe Mehrheit hinter sich, die seinen Ausführungen zur Inseraten-Causa Glauben schenkte.
ÖFB-Sponsoren bestätigten, dass Milletich sie als Verbandspräsident wiederholt im Sinne seines Verlags kontaktiert hatte, um Inserate in seinen Magazinen zu schalten.
Der Präsident wackelte – fiel aber nicht.
Die Reaktionen in der Lobby des Hotel Marriott Courtyard im Wiener Prater offenbarten aber, welch starker Riss aktuell durch das Gremium geht. Milletich weiß um die Unterstützung von Johann Gartner (NÖ), Robert Sedlacek (Wien), Günter Benkö (B) und Wolfgang Bartosch (ST). Für sie ist die Inseraten-Causa vom Tisch. Klaus Mitterdorfer (K) und Horst Lumper (V) beäugen Milletichs Tun und Handeln durchaus kritisch, in der Sitzung hielten sie sich aber zurück. Lumper bekam als Wirtschaftsanwalt vor der Sitzung Einsicht in die Unterlagen, die Milletich zu seiner Verteidigung dann vorlegte.
Die Riege der Kritiker ist seit längerer Zeit bekannt und machte auch zuletzt kein Hehl aus ihrer Haltung, man sieht in Milletichs Vorgehen eine klare Unvereinbarkeit. Herbert Hübel (S), Gerhard Götschhofer (OÖ) und Josef Geisler (T) zeigten sich durchaus verärgert, dass der Rest schwieg und sich mit Milletichs Vortrag begnügte. Götschhofer: „Gewisse Themen dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden. Diesen Eindruck dürfen wir nicht erwecken.“
Hübel legte im Prater noch nach: „Die Causa mag jetzt für einige erledigt sein, für mich jedenfalls nicht.“ Eine Rücktrittsaufforderung wurde bei der Sitzung jedenfalls nicht offen ausgesprochen. Zum wiederholten Male steht der Präsident nun in der Kritik. Bartosch hofft, dass nach der Präsidiumssitzung endlich Ruhe einkehrt, glaubt aber nicht recht daran. „Ich befürchte leider, dass wieder eine Welle kommen könnte.“
Die Vertreter der Bundesliga im ÖFB-Präsidium, Christian Ebenbauer, Philip Thonhauser, Christian Jauk und David Reisenauer, kamen aus dem Staunen nicht heraus. Thonhauser: „Es ist schade, dass wir über Compliance-Regeln reden müssen. Wenn es keine klaren gibt, dann wird es immer Interpretationsspielraum geben. Da sind wir beim Grundproblem des Ehrenamtes.“ Thonhauser glaubt nicht, dass die Diskussionen bald ein Ende nehmen. „Weil es um Moral und Ethik geht.“
Brückenbauer gesucht
Was das Präsidium dringend benötigt, ist ein Brückenbauer, der die tiefen Gräben zuschütten könnte. Doch der ist weit und breit nicht in Sicht. Die Milletich-Kritiker äußerten nach der Sitzung jedenfalls ihre Verwunderung über ein fehlendes Unrechtsbewusstsein des Präsidenten. Götschhofer: „Die Mail-Nachricht (an Sponsor Uniqa, Anm.), die Milletich selbst vorgelegt hat, ist ja ein Beleg für die Vorwürfe.“
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