Grazer Bischof über Fußball: "Frauen kugeln viel weniger herum“
Der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl ist im Komitee des Frauenteams von Sturm Graz. Mit dem KURIER sprach er über seine zweite Leidenschaft, den Fußball.
KURIER: Haben Sie einen besonderen Bezug zum Frauenfußball?
Wilhelm Krautwaschl: Wir haben ein Komitee gegründet zum Frauenfußball bei Sturm Graz, um das zu protegieren. Da geht es einfach darum, dass sie im Stadion spielen dürfen und wie man das regeln kann. Es ist ja relativ neu im Bewusstsein, dass die Frauen gut sind in Österreich, seit der letzten EM.
Was kann Kirche von Fußball oder generell Sport lernen? Oder wäre die Frage umgekehrt korrekt?
Beide Fragen sind korrekt. Ich glaube, dass wir sehr viel vom Sport lernen können. Da ist einmal diese Begeisterungsfähigkeit: Die Begeisterung, für den Glauben einzutreten. Zweitens die Integration: Ich glaube, dass wir da durchaus beide voneinander lernen können, quasi Zusammenhaltsgefühl. Denken wir an die Qualität der Riten, an die Schlachtgesänge, an jenen von Liverpool zum Beispiel. „You’ll never walk alone“ – Du bist nicht alleine, das ist ein Bibelzitat. Wenn auch eine Paraphrasierung.
Also stimmt es doch, dass Fußball eine Religion ist.
Für die Vergötterung hab ich Gott sei Dank jemanden anderen. Diese Differenz zu leben ist wichtig. Es ist trotzdem noch der Herrgott oder Fraugott. Oder Gott plus ...
Sie gendern Gott?
Ja, das ist ja alte Theologie. Schon Thomas von Aquin hat ja gesagt, der Begriff Gott ist so jenseitig, dass wir ihn in keinen Begriff fassen können. Und jeder Begriff, den wir damit verbinden, ist mehr falsch als richtig. Also wenn wir Vater Unser beten, ist Gott weit mehr Mutter als das, was wir ausdrücken. Nur das checken wir nicht.
Stichwort Toleranz und Homosexualität. Spielerinnen outen sich mehr als Spieler ...
Ich würde mir ehrlichen Umgang damit wünschen. Wieso nicht? Der Krampf ist halt, die gesellschaftlichen G’schichten, die damit verbunden sind. Auch durch eine falsch verstandene Moralverkündigung der Kirche. Die Bilder von Mann und Frau, dass Frauen weicher sind und sich leichter outen trauen, weil es nicht um harte Männlichkeit geht, vielleicht ist es das.
Ist es nicht umgekehrt? Sind Frauen mutiger?
Ja, mir kommt vor, das wird eintrainiert bei den Mannsbildern, dass sie auf alle Fälle immer umfallen sollen. Bei den Frauen gibt es normalerweise weit weniger Nachspielzeit, weil sie viel weniger herumkugeln. Vielleicht deshalb, weil die Männer das einlernen, weil sie dann berühmter und länger im Fernsehen sind. Vielleicht sind Frauen weniger verdorben vom Geld.
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