Goran Djuricins Auszeit zum Lernen

67 Spiele: Goran Djuricin war von 9. April 2017 bis 29. September 2018 Rapid-Trainer.
Der Ex-Rapid-Trainer erzählt, wie und wo er sich in seiner arbeitslosen Zeit fortgebildet hat.

Die Europa League und Goran Djuricin. Diese Geschichte hängt in dieser Saison bei Rapid unweigerlich zusammen. Der ehemalige Chefcoach hat mit drei Heimsiegen in Folge die Aufstiege gegen Slovan Bratislava, als ungesetztes Team gegen Steaua Bukarest und den perfekten Start in der Gruppenphase gegen Spartak Moskau zu verantworten.

Parallel zu den Europacup-Erfolgen wurden die Ergebnisse in der Liga immer schlechter und der Druck von den Fans immer größer. Nach dem 0:2 gegen St. Pölten war es zu viel. Der direkte Konkurrent Didi Kühbauer übernahm am 1. Oktober.

20 Wochen später stellt sich die Frage, was wurde eigentlich aus Goran Djuricin?

„Ich war bei drei bewusst unterschiedlichen Vereinen hospitieren, um meinen Horizont zu erweitern und mich mit sehr guten Trainern auszutauschen“, erzählt Djuricin, der bei Rapid mit einem Punkteschnitt von 1,73 in diesem Jahrtausend zu den Erfolgreicheren zählt. Mit einem besseren Spiel gegen den Ball hätte der 44-Jährige vermutlich den Ansprüchen genügt. Deshalb führte ihn die erste Hospitation zum LASK.

Goran Djuricins Auszeit zum Lernen

Trainer-Anhang: Djuricin hatte bei Rapid wenige, aber treue Fans.

Kurioser Besuch

„Es hat sich so ergeben, dass ich die gesamte Woche vor dem 1:0-Sieg des LASK in Hütteldorf begleiten durfte. Das war irgendwie kurios, aber auch sehr interessant, wie sich der Gegner auf meine ehemaligen Spieler im Detail vorbereitet.“

Djuricin hatte schon eine hohe Meinung von Glasner, nach den Eindrücken vor Ort ist sie noch einmal gestiegen. „Ich bin beeindruckt, mit welcher Intensität er die tägliche Arbeit bestreiten lässt. Über die Spielphilosophie kann man streiten, das ist auch Geschmackssache. Aber so etwas als Ein-Mann-Betrieb im sportlichen Sinn aufzubauen ist stark. Oliver zieht seinen Stil voll durch und hat Erfolg.“

Der größte Unterschied betrifft den Fokus im Training. „Bei Rapid ist es uns zu 80 Prozent darum gegangen, Lösungen mit dem Ball zu finden und zu trainieren. Beim LASK wird zu 70 Prozent gegen den Ball geübt. Sie wollen den Ball viel weniger als ich das bei meinen bisherigen Klubs propagiert habe.“

Arbeit gegen den Ball

Der nächste Stopp war Regensburg. Ein unscheinbarer Zweitligist, der sich in Deutschland aber ohne Probleme hält. „Obwohl der Verein immer zu den Abstiegskandidaten gezählt wird. Aber Trainer Achim Beierlorzer war nicht umsonst bei Leipzig“, sagt Djuricin, dem erneut aufgefallen ist, „dass 70 Prozent des Trainings gegen den Ball geübt wird.“

Der Höhepunkt der Fortbildung war eine Woche an der Seite von Dieter Hecking. Der erfahrene Trainer von Mönchengladbach weihte Djuricin in alle Details ein. „Es war dann sogar so, dass er sich bei einem Essen mit seiner Familie neben mich gesetzt hat, um mir noch etwas zu erzählen. Hut ab, wie er mit einem ihm vorher unbekannten Trainer umgegangen ist!“

Hecking und sein großer Stab mit zwei erfahrenen Co-Trainern und drei Videoanalysten hat den Plan für das 1:0 gegen Leverkusen im Jänner entwickelt. „Das ist schon spannend, wenn man weiß, wie diese Mannschaft spielen will und das geht perfekt auf.“ Abseits des Rasens wurde Djuricin davon überrascht, wie wenig in Gladbach die Kraftkammer besucht wurde. „Das hat bei Hecking keinen hohen Stellenwert.“

Bereit für Neues

Djuricins Fazit: „Alle Trainer kochen nur mit Wasser. Aber es gibt verschiedene Sorten von Wasser. Am detailliertesten wurde beim LASK gearbeitet, auch was die Trainingssteuerung betrifft.“ Seine Lehre: „Vielleicht haben wir bei Rapid zu wenig gegen den Ball trainiert, andererseits kannst du in Hütteldorf keinen destruktiven Fußball bieten. Als Trainer muss man schon flexibel sein. Ich werde künftig stärker auf den Kader und die Ziele eines Vereins achten und das Spiel danach ausrichten.“ Nachdem Djuricin im Winter ein konkretes Angebot ausgeschlagen hat, hofft er auf Anfragen im Frühjahr: „Ich bin bereit und möchte spätestens im Sommer bei einem Verein tätig sein.“

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