Sie sind schon lange Zeit im Fußball, dadurch finanziell abgesichert. Sieht man jetzt umso mehr, wie privilegiert man ist im Vergleich zu anderen?
Wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann ist man immer privilegiert. Es geht uns wirtschaftlich gut, weil ich ein paar Jahre in Deutschland arbeiten durfte. Viele können derzeit nicht ruhig schlafen, weil man die Folgen auf Sicht nicht erkennen kann. Es wird spannend zu sehen, welche Folgen das alles in den nächsten Monaten haben wird.
Welche Folgen wird es für die Meisterschaft haben? Geht sie weiter?
Was wir heute besprechen, kann morgen schon wieder ganz anders aussehen. Soviel zur Planbarkeit. Das oberste Gebot ist, die Liquidität zu sichern. Da haben wir früh reagiert und gehandelt. Die Solidarität im Verein war vorhanden. Wir müssen versuchen, die Verluste zu reduzieren, weil wir ja keine Einnahmen parallel haben. Alle bewegen sich in diesem Bereich. Die Auswirkungen sind nicht kalkulierbar, man kann nicht abschätzen, was mit den einzelnen Sponsoren passieren wird. Viele sind momentan solidarisch, aber können sie es zukünftig auch sein?
LASK-Vizepräsident Jürgen Werner hat gemeint, der LASK sollte als Meister gewertet werden.
Ich halte es durchaus für möglich, dass der LASK Meister wird. Aber dann sollen sie die restlichen Spiele absolvieren. Wir wollen die Liga auf sportlicher Ebene fertig spielen, zu Rahmenbedingungen, die die Politik vorgibt. Wenn Spiele nicht möglich sind, dann können wir es nicht ändern. Aber wir Vereine müssen alles versuchen, um eine sportliche Lösung zu finden. Fußball ist unser Beruf, der eine Wirtschaftlichkeit mit sich bringt. Wir müssen mit Spielen ohne Publikum dafür sorgen, dass es künftig Strukturen in dieser Art und Weise noch gibt. Das ist unsere Verpflichtung. Wie können wir zu trainieren beginnen, um danach in einen Wettkampf gehen zu können? Wo, wenn nicht im Spitzenfußball, soll man das ausloten? Es wird – bei allem Respekt – nicht bei Guntramsdorf gegen Himberg möglich sein. Wenn sich die Lage in den nächsten Monaten nicht ändert, wird es den Profi-Betrieb so nicht mehr geben. Geisterspiele wären ein kleiner Schritt in Richtung Normalität. Unter dem Schutzmantel der Gesundheit sollten wir alle Möglichkeiten ausschöpfen.
Vergangenen Herbst haben Sie viel Aufwand betrieben, um die Austria wirtschaftlich zu sanieren. Hat ein Virus alles ad absurdum geführt?
Wir waren wirklich gut unterwegs. Aber wir haben noch Atem. Es geht uns wie vielen anderen.
Wie wird sich der Fußball verändern?
In der nahen Zukunft wird vieles anders sein als sonst. Dann, wenn wieder die Normalität einkehrt, kann alles geschehen. Bislang war der größte Einschnitt im Fußball in Sachen Gehälter immer noch das Bosman-Urteil – und keine Krise.
Hätten Sie sich jemals gedacht, dass die Welt ob eines Virus dermaßen runtergefahren wird?
Nein. Spannend finde ich ja, dass sowas möglich ist. Man muss nur schauen, was alles umgesetzt wird derzeit. Vor Wochen war für mich unvorstellbar, dass die komplette Gastronomie geschlossen wird und die Straßen Wiens gefühlt menschenleer sind.
Handelt es sich um eine gesunde Watschn für die Menschheit?
Das weiß ich nicht. Ich höre und lese, in der Krise liege immer eine Chance. Ich bin mir nicht sicher, ob es für viele eine Chance danach gibt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Watschn für alle gesund ist. Vielleicht ist nach der Gesundheitskrise vor der nächsten Krise, die wirtschaftlich oder sozial sein kann. Das befürchte ich viel eher.
Was sollte die Menschheit aus der Krise lernen?
Wir reden immer von Solidarität. Am Ende des Tages wird es darum gehen. Wenn wir wieder einen normalen Rhythmus haben, dann wird jeder in seinem Umfeld Menschen haben, denen es richtig schlecht geht. Für die sollten wir da sein.
Haben Sie schon etwas erkannt, was Sie ändern werden?
Ich zähle mich nicht zu den sogenannten „Gutmenschen“. Man kann sich generell immer fragen, was für einen selbst wirklich nötig ist. Vieles wird weiterhin aber nötig sein, um das Leben zu erhalten und um beispielsweise das Gesundheitssystem zu finanzieren. Die Wirtschaft wird wieder florieren müssen.
Waren die Maßnahmen der Regierung richtig?
Wahrscheinlich. Die Situation ist für alle neu, und für alle eine riesige Herausforderung – auch für die Politiker. Ich möchte nicht tauschen.
Fühlen Sie sich als Bürger mit den Vorgaben gut aufgehoben oder eher eingeschränkt und bevormundet?
Eingeschränkt ist jeder aktuell. Und Vorgaben erwarte ich mir von einer Regierung in solch einer Situation. Es muss nicht sein, dass ich am Ende des Tages alles im Detail verstehe. Wir sind glücklicherweise in einer Demokratie. Es geht um die Gesundheit, die steht derzeit über allem. Vielen Menschen geht es aber in wirtschaftlicher Hinsicht nun schlecht. Für die Leute ist es in Folge wichtig, eine Perspektive zu haben.
Was werden Sie machen, wenn wieder Alltag herrscht?
Ich würde gerne meine Liebsten umarmen. Aber ist alles am Montag erlaubt, wenn das jemand am Sonntag sagt? Die Unsicherheiten werden uns noch längere Zeit begleiten. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es die bisherige Normalität nicht gibt. Der Schwebezustand wird bleiben.
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