Der KURIER-Fanreporter: "Mir wäre lieber, sie nennen uns Dusel-Ösis"

Der KURIER-Fanreporter: "Mir wäre lieber, sie nennen uns Dusel-Ösis"
Warum das 0:1 gegen Frankreich eine typisch österreichische Niederlage war und weshalb Schulterklopfer und Trostspender nerven.

Michael Schapler begleitet seit Jahren die österreichische Fußball-Nationalmannschaft. Der Innsbrucker ist in Deutschland für den KURIER als Fanreporter im Einsatz und schildert Eindrücke aus Sicht eines Anhängers.

Als langjähriger österreichischer Fußballfan ist man Kummer gewöhnt. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich mit einer Riesenbegeisterung und großen Zuversicht zu einem Turnier gefahren bin, um dann dort anderen beim Jubeln und Feiern zusehen zu müssen. 

Nicht von ungefähr ist "Immer wieder.... Österreich" seit Jahrzehnten unser bekanntester Schlachtruf. Da ist echt was Wahres dran. Denn immer wieder passiert es, dass die Euphorie rasch in Ernüchterung umschlägt.

Und die Euphorie und der Optimismus waren riesig am Montag in Düsseldorf. Das hat sich über den Tag richtig aufgeschaukelt. 

Mit jeder neuen Fangruppe aus Österreich, die am Ufer des Rheins aufgeschlagen ist. Mit jedem "I am from Austria", das inbrünstig gesungen wurde. Den Text dürften inzwischen auch die Düsseldorfer in- und auswendig kennen.

Dann noch der imposante Fanmarsch, dieses kräftige und lautstarke Lebenszeichen in Rot-Weiß-Rot - jeder Österreicher hat sich am Abend im Stadion gedacht: Was soll da schon schiefgehen?

Wir wissen, wie es geendet hat. 

Mit einer riesigen Chance auf das 1:0, mit einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters, mit einem Eigentor. Geht es typischer? Kann man österreichischer verlieren?

Ja, ich kann mit dieser Niederlage leben und das Team wird es auch verschmerzen. Was ich aber inzwischen gar nicht mehr ertrage, sind die Reaktionen, wie ich sie nach dem 0:1 hier in Düsseldorf erlebe:

Wenn dir französische Fans gönnerhaft auf die Schultern klopfen, wenn Deutsche dir Honig ums Maul schmieren wollen und den Auftritt der österreichischen Nationalmannschaft loben und Trost spenden. Das schmerzt mehr als eine 0:6-Abfuhr.

Mir persönlich wäre ja am liebsten, wenn sich alle über den Auftritt des österreichischen Nationalteams ärgern würden. Ich hätte nichts dagegen, wenn sie uns Dusel-Ösis nennen und über unseren Holzhacker-Stil schimpfen würden. Das nehme ich für einen dreckigen Sieg gerne in Kauf.

Der KURIER-Fanreporter: "Mir wäre lieber, sie nennen uns Dusel-Ösis"

Der KURIER-Fanreporter mit Landsmännern im Stadion

Frag nach bei den Slowaken. Wir haben sieben Sekunden gebraucht, um denen ein Tor zu schießen. Jetzt schlagen sie den Mitfavoriten Belgien. Wie? Das Wie ist wurscht. Die 3 Punkte zählen.

Ich bin immer noch optimistisch. Und natürlich werde ich am Freitag in Berlin wieder "Immer wieder..... Österreich" singen. Und darauf hoffen, dass diese Textzeile nach Schlusspfiff keine Gültigkeit mehr hat. 

Kommentare