Rapid gewinnt den Schlager gegen Sturm

Hofmann gewann nach acht Minuten das Duell mit dem sehr starken Grazer Tormann Esser.
Kraftakt: Sturm wurde 90 Minuten dominiert, aber Goalie Esser macht es lange spannend.

Nach zweieinhalb Jahren im Amt kennt Zoran Barisic seine Mannschaft schon in allen Lebenslagen. "Unter Druck funktionieren wir. Vielleicht brauchen wir ihn auch", hatte der Rapid-Trainer nach drei Liga-Niederlagen in Folge erklärt.

Tatsächlich, am Lieblingsspieltag Samstag fegte Rapid wie ein Sturm über die Gäste aus Graz hinweg. Auch im zehnten Heimspiel in Folge gegen Sturm wurde gepunktet. Dass es nur einen knappen 2:1-Erfolg gab, lag am überragenden Sturm-Tormann Michael Esser.

Erstmals in der Vereinsgeschichte durfte Rapid gleich vier Heimspiele in Folge in nur zehn Tagen austragen. Beim Serienende gegen Sturm war die fehlende Motivation – oder das fehlende Kapital – auf den Rängen schon spür- und sichtbar. Es kamen "nur" 14.700 zum Liga-Klassiker in den Prater. Damit wurde die 100.000-er-Grenze in den zehn Tagen um 4000 Besucher verfehlt.

Seitenwechsel

Bei Sturm liefen mit Roman Kienast, Kristijan Dobras und Tanju Kayhan drei Ex-Rapidler ein. Weil Michael Madl gesperrt war, durfte Roman Kienast die Kapitänsschleife tragen.

Bei Rapid gab Ex-Sturm-Verteidiger Mario Sonnleitner die Schleife nach dem Cup wie geplant an den wieder ausgeruhten Steffen Hofmann ab. Weil Stefan Stangl leicht angeschlagen auf der Bank saß, lief mit Florian Kainz nur noch ein zweiter Ex-Grazer in Grün auf und ab.

Kainz tat dies in der ersten Hälfte auf der ungewohnten rechten Seite, weil Philipp Schobesberger seinen Tempo-Vorteile links gegen Kayhan ausspielen sollte.

Tatsächlich wurde es der Grazer Defensive gegen Schobesberger vor der Pause oft zu schnell. Beim 1:0 musste 21-Jährige dafür nicht einmal sprinten. Er holte sich den Ball von Simon Piesinger, der am eigenen Strafraum viel zu zögerlich agierte. Über Hofmann und Philipp Prosenik landete der Ball wieder bei Hofmann, der nicht nur in der Europa League in Torlaune ist. Das Duell der Deutschen entschied der Routinier gegen Tormann Michael Esser zum 1:0 für sich (8.).

Damit hat Rapid auch im zehnten Heimspiel in Folge gegen Sturm getroffen.

Danach hätten die Hütteldorfer die Partie schon früh für sich entscheiden können. Eine Vorlage von Mario Pavelic verfehlte Schobesberger knapp (11.), nach einem Lochpass rettete Esser außerhalb des Strafraums mit viel Risiko gegen den Flügelflitzer (20.). Eine Minute später hatte Prosenik die beste Chance. Nach einem wunderbaren Pass von Kainz legte Schobesberger für den Stürmer auf, der das Tor knapp verfehlte.

Effiziente Gäste

Den Gästen fehlte in der Offensive vor der Pause ohne den verletzten Donis Avdijaj jegliche Kreativität. Auf die erwartbaren, weiten Pässe auf die Flügel waren die Wiener vorbereitet. Gefährlich wurde Sturm erst nach der Pause. Das sollte für den Ausgleich reichen. Dobras hatte sich von Hofmann den Ball geschnappt, Thorsten Schick zog an Stephan Auer vorbei und Roman Kienast verwertete den Stanglpass (50.) zum 1:1.

Die Rapidler erhöhten nochmals den Druck, fanden aber immer wieder in Esser ihren Meister. In fünf Minuten hielt der Goalie gleich vier Schüsse, gegen Pavelic (68.) und bei einem abgefälschten Versuch von Thanos Petsos überragend (69.).

Das Powerplay hielt auch in der Rapid-Viertelstunde an. Bei einer Co-Produktion der Ex-Grazer war dann auch Esser geschlagen. Einen Eckball von Kainz köpfelte Mario Sonnleitner zum überfälligen 2:1 ins Eck (78.).

Eine einzige Chance vergab Sturm in der einseitigen Partie: In Minute 88 scheiterte Hadzic an Novota.

Nach dem Befreiungsschlag in der Liga wartet am Donnerstag in Pilsen auf Rapid schon die erste Chance, den Aufstieg in der Europa League zu fixieren.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 14.700 Zuschauer, SR Drachta

Tore:
1:0 (8.) S. Hofmann
1:1 (50.) Kienast
2:1 (78.) Sonnleitner

Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Auer - Petsos, Schwab - Schobesberger (89. Alar), S. Hofmann (82. Grahovac), F. Kainz - Prosenik (78. Jelic)

Sturm: Esser - Kayhan (81. Edomwonyi), Kamavuaka, Spendlhofer, Klem - Piesinger (61. Gruber), Hadzic - Schick, Offenbacher (81. Tadic), Dobras - Kienast

Gelbe Karten: Jelic bzw. Piesinger, Spendlhofer

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Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Ich bin durchaus zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft über fast die gesamte Spielzeit. Wir haben versucht, Sturm zu dominieren, haben auch ganz gut und flüssig kombiniert und uns so einige Torchancen herausgespielt. Wir haben uns das Leben aber trotzdem sehr schwer gemacht durch dieses Gegentor, das wir so nie erhalten dürfen. Aber die Mannschaft hat wieder sehr viel Aufwand betrieben. Schlussendlich bin ich sehr froh und sehr glücklich darüber, dass sie sich diesmal mit einem 2:1-Sieg belohnt hat."

Franco Foda (Sturm-Trainer): "Leider sind wir relativ früh in Rückstand geraten durch einen individuellen Fehler. Bis zum 1:1 war Rapid sicherlich im Ballbesitz ein bisschen feldüberlegen. Aber es gab auf beiden Seiten wenig Tormöglichkeiten. In der zweiten Halbzeit haben wir den Ausgleich erzielt, komischerweise war dann 20 Minuten lang Rapid die klar bessere Mannschaft. Sie hätten schon früher in Führung gehen müssen. Das war nur eine nur Frage der Zeit, bis wir ein Gegentor erhalten. Nach dem 2:1 waren wir auf einmal am Drücker, Rapid hat sich zurückgezogen. Wir hatten trotzdem keine großen Möglichkeiten."

Mario Sonnleitner (Rapid-Siegtorschütze): "Wir haben alles dafür getan, dass wir als Sieger vom Platz gehen. Die Mannschaft hat sehr stark gespielt, wir haben zahlreiche Chancen herausgespielt. Wir gehen verdient in Führung, kriegen dann aus dem Nichts eigentlich das Tor, trotzdem hat sich keiner aufgegeben. Man hat gesehen, dass der Glaube nie gefehlt hat."

Lukas Spendlhofer (Sturm-Verteidiger) "Wir haben gute Ballgewinne gehabt, aber immer wieder schnell den Ball verloren. Das war auch vor dem 0:1 so. Das ist passiert, soll natürlich nicht passieren. Wir sind dann relativ gut aus der Pause herausgekommen, machen das Tor. Dann haben wir einfach nicht weitergemacht, haben uns hinten hineindrängen lassen. Da sind wir selber Schuld. Wir sind heute immer erst dann munter geworden, wenn wir ein Tor gekriegt haben. Schade, es wäre mehr drinnen gewesen."

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