Erlösung in letzter Sekunde für Rapid

Philipp Prosenik durchbrach in der Nachspielzeit die Torsperre.
Ex-Rapidler Lukse hielt im Altach-Tor alles, auch einen Elfmeter - bis Joker Prosenik in Minute 94 traf.

Nach den vielen vergebenen Chancen beim 1:0 gegen Sturm scherzte Zoran Barisic noch, seine Mannschaft lege es auf "einen Herzkasperl" bei ihm an. Gegen Altach war die Gefahr für den Rapid-Trainer größer als je zuvor.

Erst in der 94. Minute, mit der allerletzten Aktion, erlöste Joker Philipp Prosenik mit einem Kopfball den in allen Belangen überlegenen Tabellenzweiten, der den Dritten mit einer Packung zurück nach Vorarlberg schicken hätte können.

Schon in der zweiten Minute hatten die wie gegen Sturm sehr explosiv startenden Rapidler die erste große Chance. Ex-Rapidler Andreas Lukse gewann sein erstes Eins-gegen-Eins-Duell des Abends, gegen Louis Schaub. Der Chancentod des bisherigen Frühjahrs durfte statt Steffen Hofmann in einer runderneuerten Mannschaft Regie führen. Gleich fünf frische Kräfte liefen in der Derby-Woche ein. Im Vergleich zur Admira-Aufstellung behielten überhaupt nur die beiden Innenverteidiger und Deni Alar ihr Leiberl.

Beric-Faktor

Der Stürmer mühte sich an vorderster Front ab, doch es schien, als wäre einer der 8700 Zuschauer nicht zu ersetzen: Der gesperrte Goalgetter Robert Beric. Immer wieder kombinierten die Rapidler gegen den Angstgegner (zwei Zu-Null-Niederlagen), als hätte es schon viele Partien in dieser Formation gegeben. Die besten Möglichkeiten vergaben vor der Pause Stefan Schwab (7.), erneut Schaub (24.), Alar (33.) und Mario Sonnleitner (34.).

Dazu spielte Schiedsrichter Alexander Harkam (vorerst) nicht mit: Nach einem Foul am Dominik Starkl hätte es Elfmeter geben müssen (9.). Und eine Attacke an Stefan Stangl wäre nach den TV-Bildern auch eher zu ahnden gewesen (24.).

Altach enttäuscht

Altach-Coach Damir Canadi tat alles, um das wie auf einer schiefen Ebene laufende Spiel zu beeinflussen. Nach nur 27 Minuten musste der meist hinterher trabende Marti Riverola raus, dann wurde die zweite Spitze Patrick Seeger ins Mittelfeld zurückgezogen. Mehr als eine Chance durch Philipp Netzer in Minute 88 (!) gab es nicht.

Nach einem feinen Pass von Schaub tauchte in Minute 61 auch Schwab vor Lukse auf. Der Altacher Tormann blieb der Sieger. Es war wie eine Aufwärmübung für die nächste Großtat.

Nach einem nur leichten Kontakt von Benedikt Zech mit Philipp Schobesberger gab Harkam doch noch Elfmeter. Alar trat vor dem gesperrten Fansektor C/D zum Elfmeter an. Und so wie beim Geisterspiel 2012 gegen Rosenborg im leeren Happel-Stadion vergab der gegen Ried noch doppelt coole Schütze gegen Lukse (70.). Nicht nur die diesmal im Sektor A (friedlich) versammelte Fanszene war fassungslos.

Als zu Beginn der Rapid-Viertelstunde auch noch Schwab an Lukse scheiterte, regierte Verzweiflung. Florian Kainz und Steffen Hofmann kamen, ein (natürlich gehaltener) Kopfball von Maximilian Hofmann (90.) schien das bereits elfte Spiel gegen den jeweiligen Aufsteiger ohne Sieg zu besiegeln. Ehe Zech Gelb-Rot sah (93.) und sein nun ungedeckter Gegenspieler Prosenik doch noch traf – 1:0.

Eine perfekte Vorlage für das Derby am Sonntag.

Wien, Ernst Happel Stadion, 8.700, SR Harkam

Tor:
1:0 (95.) Prosenik

Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl - Grahovac, Schwab - Starkl (60. F. Kainz), Schaub (76. Prosenik), Schobesberger - Alar (80. S. Hofmann)

Altach: Lukse - Lienhart, Zwischenbrugger, Zech, Schreiner - Salomon, Riverola (27. Roth), Netzer, Ngwat-Mahop - Aigner (58. Bodul), Seeger (85. Kovacec)

Anmerkung: Alar scheiterte mit Elfmeter an Lukse (70.)

Gelb-Rot: Zech (93.)

Gelbe Karten: Starkl, Alar, Grahovac bzw. Zwischenbrugger, Salomon, Lukse

Ergebnisse, Tabellen, Torschützen

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Gott sei Dank ist uns in letzter Sekunde das Siegestor gelungen. Es wäre schön, wenn wir das schon vorher geschafft hätten. Es ist momentan unser Manko, dass wir zu viele Chancen vergeben. Aber die Mannschaft hat eine gute Leistung geboten. Der Kampf um den zweiten Platz dauert noch lange, noch ist nichts passiert. Ich freue mich für Prosenik, er hat sich das hart erarbeitet."

Philipp Prosenik (Rapid-Torschütze): "Wir haben 90 Minuten dominiert, aber unsere Chancen nicht genützt. Es ist immer schwer, gegen einen so tief stehenden Gegner zu spielen. Wir haben eine Serie am laufen, und die wollen wir gegen die Austria fortsetzen. Späte Tore lösen immer mehr Adrenalin aus."

Damir Canadi (Altach-Trainer): "Rapid ist der verdiente Sieger. Trotzdem ist es bitter, weil wir so spät das Tor bekommen haben. In der ersten Hälfte sind wir überhaupt nicht in die Gänge gekommen. In der zweiten Hälfte haben wir die Räume besser zugestellt. Es hat einige massive Fehlentscheidungen gegen uns gegeben. Mit ein bisschen mehr Glück hätten wir einen Punkt mitgenommen. Netzer hatte am Schluss sogar noch eine tolle Chance, aber der Sieg wäre unverdient gewesen."

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