Meister in der letzten Runde: Legendäre Bundesliga-Entscheidungen
Sturm oder Salzburg? Wie Österreichs Meister 2024 heißt, wird in der letzten Runde am Sonntag entschieden. Erstmals seit 2011 steht der Meister nicht vorzeitig fest. Den Teller holte sich damals – wie vielleicht auch diesmal – Sturm Graz am 36. Spieltag der Zehnerliga. Entscheidungen in der letzten Runde gab es jedenfalls einige.
Zum sechsten Mal seit Einführung der Dreipunkteregel in der Saison 1995/’96 wird die Meistertrophäe im letzten Abdruck vergeben, gleich viermal war Sturm dabei. Immer setzten sich die bis dahin führenden Mannschaften durch. Ein Rückblick.
- 2011
Sturm oder die Wiener Austria hieß es am 25. Mai 2011. Die Steirer führten vor dem letzten Spieltag mit zwei Punkten Vorsprung auf die Veilchen und konnten zu Hause alles klar machen. Andreas Hölzl und Samir Muratovic trafen beim 2:1-Sieg gegen Wacker Innsbruck. Sturm feierte den dritten Titel in der Klubgeschichte und Trainer Franco Foda musste seine Haare lassen. Die Austria verlor ihr letztes Spiel gegen Salzburg mit 2:4 und rutsche noch auf Platz drei ab.
- 2010
Salzburg hätte es unter Trainer Huub Stevens in der 35. Runde entscheiden können, verlor aber gegen die von Karl Daxbacher trainierte Austria mit 0:1. Torschütze: Junuzovic. So schrumpfte der Vorsprung in der Tabelle auf einen Punkt, den es in der letzten Runde zu verteidigen galt. Es gelang: Durch einen 2:0-Sieg bei Sturm Graz, Torschützen Simon Cziommer und Roman Wallner, krönte sich Salzburg zum Meister vor der Austria und Rapid.
- 2000
Die Ausgangslage versprach Spannung pur: Der FC Tirol unter Kurt Jara ging mit einem Punkt Vorsprung auf Sturm Graz in die letzte Runde. In einem Heimspiel gegen die Austria wurde alles klar gemacht. Die Tiroler Urgesteine Roland Kirchler und Michael Baur fixierten mit einen 2:1-Sieg den Titel, für den auch ein Remis gereicht hätte, weil die Grazer in Ried nicht über ein 1:1 hinauskamen.
- 1999
Es war knapp zwischen Sturm und Rapid. Die Grazer mit Foda, Mählich, Schupp, Schopp oder Reinmayr führten in der Tabelle mit einem Punkt Vorsprung, als es am 29. Mai 1999 um die Wurst ging. Und weil Topstar Ivica Vastic gesperrt war, zitterte man aufseiten der Grazer etwas. Zu Unrecht: Ein 3:0-Sieg gegen den FC Tirol sollten schließlich den zweiten Titel in Serie fixieren. Mario Haas mit einem Doppelpack und Jan-Pieter Martens waren erfolgreich. Rapid kam unter Trainer Heribert Weber in Salzburg ohnehin nicht über ein 0:0 hinaus.
- 1996
Rapid wollte nach dem verlorenen Europacup-Finale zumindest Meister werden und lag nach einem 2:0-Sieg im Derby gegen die Austria vor der letzten Runde auf Kurs. Im direkten Duell mit Verfolger Sturm Graz hätte ein Remis gereicht. Die Partie wurde von den Medien angeheizt und von Rapid ins Happel-Stadion verlegt. Der ÖFB ließ eigens mit Gerd Grabher seinen besten Schiedsrichter, der kurz darauf bei der EM den Schlager England gegen die Niederlande pfiff, aus Vorarlberg einfliegen. Es wurde schließlich ein 2:0-Sieg nicht nur vor 48.000 im Stadion, sondern vor einem Millionen-Publikum. Die Partie am Samstagabend zur Prime-Time wurde live auf ORF 1 übertragen. Roman Pivarnik und Christian Stumpf sicherten Rapid einen 2:0-Sieg und damit den Meistertitel.
- 1993
Im Fernduell zwischen der Austria und dem punktegleichen Verfolger Salzburg wurde der Titel vergeben. Die „Sportstadt Wien“ war schon damals keine: Das Derby in der letzten Runde gegen Rapid wurde eine Woche nach einem Guns-’n’-Roses-Konzert auf völlig kaputtem Untergrund ausgetragen, weil es für den Rasen keine Abdeckung gegeben hatte. Die technisch starke Austria spielte dennoch ihre Überlegenheit aus und krönte sich durch einen 4:0-Sieg gegen den Erzrivalen zum dritten Mal in Folge zum Meister. Valdas Ivanauskas, Peter Stöger, Andi Ogris und Christian Prosenik waren die Torschützen. Salzburg wurde mit Trainer Otto Baric nach einem 1:0 gegen St. Pölten Zweiter. Rapid landete hinter Admira auf Platz vier.
- 1992
Ein direktes Duell in der letzten Runde zwischen Tabellenführer Salzburg und Verfolger Austria sorgte für ein Spektakel. Die Austria hatte Heimrecht, übersiedelte in den Prater und verkaufte 40.000 Tickets. Den Salzburgern mit zwei Punkten Vorsprung hätte ein Remis genügt. Sie fuhren aber ohne Titel heim. Andreas Ogris und Toni Pfeffer sorgten im strömenden Regen für einen 2:1-Sieg, bei den Gästen flog Libero Heribert Weber in der Schlussphase nach einem Foul an Peter Stöger vom Platz. Am Ende waren die Austria, Salzburg und der Drittel Tirol allesamt punktegleich – und die Wiener Veilchen jubelten nur aufgrund des besten Torverhältnisses.
Kommentare