Er weckt bei den violetten Fans freilich Hoffnungen. Aleksandar Dragovic, der Heimkehrer, arbeitet hart für sein Comeback in Violett, hat seit Mai kein Pflichtspiel mehr absolviert und sich mit Ex-Kollegen Lukas Rotpuller und Freunden auf der Anlage des SV Donau fit gehalten. Das Gastspiel bei Blau-Weiß Linz kommt für den 33-Jährigen zu früh, er möchte in der Woche darauf zur Verfügung stehen. Doch Dragovic denkt ohnehin weiter voraus.
KURIER: Wo genau ist der Unterschied zwischen dem „Drago“, der 2011 die Austria verlassen hat, und dem Aleksandar Dragovic, der 2024 zurückkehrt?
Aleksandar Dragovic: Ein paar Jahre. Mittlerweile bin ich Vater, als Fußballer habe ich in der Zeit einiges erlebt. Man macht Erfahrungen, auch negative, man wird automatisch reifer. Das letzte Jahr bei Roter Stern in Belgrad als Kapitän war das lehrreichste.
Wieso das?
Es ist mit den heißblütigen Fans nicht so einfach. Wenn man gewinnt, ist es wunderschön, wenn man verliert, dann sollte man sieben Gesichter haben. Die Fans leben für den Fußball, einen schlechten Tag akzeptieren sie nicht. Sie geben auch alles für den Verein. Als wir im Dezember 2023 das Derby verloren haben, haben sie uns aufgefordert die Dressen auszuziehen.
Wie geht es Ihnen als Vater?
Ich muss mit wenig Schlaf auskommen. Vatersein ist schön, aber auch anstrengend. Ich habe als Fußballer viele Emotionen, die ich mit heim nehme. Deinem Kind ist aber egal, ob du gewinnst oder verlierst. Wenn du heimkommst, lacht es dich an.
13 Jahre haben Sie Ihren Beruf im Ausland ausgeübt. Was waren die Highlights?
Mein größtes Highlight wird immer mein Debüt für das Nationalteam sein, dafür werde ich Didi Constantini immer dankbar sein. Für Österreich gegen Serbien in Belgrad. Ansonsten sind alle Titel Highlights, oder auch die zwei EM-Endrunden.
Sie haben in Basel, Kiew, Leverkusen, Belgrad und Leicester gespielt. Was war besonders schön?
Alle Stationen hatten viel Positives. Am Wohlsten habe ich mich aber in Leicester gefühlt. Das Fußballflair in England ist schon besonders. In Leverkusen wäre mehr möglich gewesen, ich habe mich immer wieder heran gekämpft, dennoch hat immer etwas gefehlt.
Wissen Sie, mit welchem Spieler Sie die meisten Spiele absolviert haben?
Ich glaube mit Julian Baumgartlinger. Bei der Austria, im Nationalteam, bei Leverkusen. Er ist mir immer nachgefolgt, wollte immer mit mir spielen (lacht).
Mit ihm gemein haben Sie auch, dass Sie unter Teamchef Rangnick keine Rolle mehr spielten.
Das Thema möchte ich nicht mehr aufwärmen. Natürlich hat es geschmerzt sich nicht zeigen zu dürfen. Daher habe ich im ersten Jahr auch nicht viele Länderspiele angesehen. Jetzt bei der EURO aber schon, die Zeit heilt ja alle Wunden. Schade, dass Österreich gegen die Türkei ausgeschieden ist, da wäre mehr drinnen gewesen.
Was ist mit der Austria drinnen in Zukunft?
Die Aufgabe ist herausfordernd, man muss realistisch sein. Wichtig ist, dass wir uns von Tag zu Tag verbessern, diese Gier wieder zurückbekommen. Dass wir aktuell nicht unter die Top 3 gehören, ist klar. Stand jetzt ist natürlich auch ein Titel unrealistisch. Aber alle müssen mehr tun für den Verein. Ich möchte bei der Austria Vorbild sein für die jungen Spieler. Wenn sie ins Ausland wollen, dann müssen von den 32 Partien 29 gute Matches dabei sein. Fünf oder sechs reichen nicht.
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