Die Viola Investment – mit einigen wohlhabenden, eingefleischten Austrianern – hält 68 Prozent, die WTF rund um Sportvorstand Jürgen Werner 32 Prozent. Diese Gruppierung hat knapp vier Millionen Euro investiert, davon angeblich ursprünglich 500.000 Werner selbst, mittlerweile sollen es bis zu zwei Millionen sein..
Die zwei Investorengruppen sind durch einen Syndikatsvertrag verbunden. Diese Vereinbarung ist bei Konstrukten wie diesen nicht unüblich und regelt auch das Stimmrecht. Jürgen Werner hat einmal mehr bewiesen, dass er ein schlauer Player in der Branche ist. Durch den Syndikatsvertrag hat er trotz 32 Prozent Beteiligung dasselbe Stimmrecht wie die andere Investorengruppe und das Dirimierungsrecht.
Noch gilt in Deutschland und Österreich die 50+1-Regel, die besagt, dass bei einem Fußballverein die Mehrheit beim Klub liegt, wenn auch nur eine knappe. Was aber, wenn sie irgendwann fallen sollte? Die WTF hat sich das Vorkaufsrecht auf die nötigen 0,2 Prozent gesichert, weil sie damals in einer sehr guten Verhandlungsposition war. Ohne ihre Finanzspritze würde es die Austria in dieser Form nicht mehr geben, würden die Fans zu den Auswärtsspielen mit der Straßenbahn fahren – in der Wiener Stadtliga.
Mit diesen 0,2 Prozent hätte die WTF die Mehrheit, und Werner als Sportvorstand und starker Mann somit das Sagen im Verein. Ein gutes Investment. Und genau bei diesem Punkt beschleicht manche Austrianer die Angst, den Klub komplett aus den Händen zu verlieren. Derzeit scheint dies unbegründet, weil selbst in Deutschland das Fallen der Regel noch kein Thema ist.
Die Austria, also der Verein, der 50,1 Prozent der Anteile hält, hat die Gelegenheit, die Anteile der Investorengruppen oder zumindest von einer zurückzukaufen. Manche im Verein beäugen Jürgen Werner mit Skepsis, weil sie befürchten, dass sich der Routinier den Klub einverleiben könnte. Oder aber sie vermuten, er möchte die „Braut Austria“ schmücken, um sie dann gewinnbringend an einen ausländischen Investor zu veräußern. Werner verneint dies. Dabei kann man die WTF „auszahlen“, sie könnte sich auch nicht juristisch dagegen wehren. Allerdings sind dann vier Millionen samt Zinsen fällig.
Die zweite Investorengruppe, die Austria-Fans unter den Geldgebern, könnte und würde diesem Vorgang zustimmen. Es muss also ein Szenario mit Umweg kreiert werden, weil sich die Austria deren Anteile (rund acht Millionen) nicht auch noch leisten könnte. Gleichzeitig kann wiederum die WTF laut Vertrag die Anteile der Viola Investment kaufen. Eine gegenseitige Abhängigkeit also.
Wie könnte sie aussehen? Jürgen Werner und seine Vertrauten haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren im Rahmen der Möglichkeiten Spieler verpflichtet, eine Struktur vorgegeben, um strategische Partner an die Austria zu binden. Auf der anderen Seite möchte der Verein, sofern die großen finanziellen Brocken bis Juni beseitigt werden, wieder mehr Einfluss gewinnen. Die Austria soll violett bleiben.
Fakt ist, dass die Gremien verschlankt werden müssen, weil in der Vergangenheit viel zu viele Leute mitredeten und eigenen Interessen folgten. Die Austria wird wohl nur dann nachhaltig finanziell und sportlich erfolgreich sein, wenn der Satz „Wir ziehen an einem Strang“ mehr als nur eine leere Worthülse ist.
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