Die Vorzeichen waren nicht unbedingt vielversprechend. Man erinnere sich etwa an das 0:1 in Riga gegen Lettland am 19. November oder bemerke die Ausfälle der Herren Alaba, Arnautovic, Laimer und Lazaro. Dazu ein zäher Gegner, der im Sturm auf einen der aktuell weltbesten Torjäger vertrauen kann.
Doch Österreichs Team hatte nicht nur Erling Haaland weitgehend im Griff. Die Mannschaft von Franco Foda zeigte beim 2:1-Sieg in Oslo ein erfreuliches Gesicht, das Lust auf mehr macht, wenn es schon am Montag in Klagenfurt gegen Rumänien weitergeht. Die Entwicklung einiger Spieler ist trotz Corona augenscheinlich.
PLUS: Das Auftreten
Von Beginn an trat Österreich in Oslo energisch und mutig auf und praktizierte mit einer gefühlten Selbstverständlichkeit ein Angriffspressing, das Norwegens Kreise empfindlich störte. Die Folge waren vermehrter Ballbesitz und die Kontrolle über das Geschehen. Spieler wie Teamchef bestätigten, dass es gelungen sei, sehr viel von der Theorie in die Praxis transferiert zu haben. Foda: „Fast alles ist aufgegangen.“
Die Auswechslung von Martin Hinteregger wegen einer starken Prellung im linken Sprunggelenk konnten die Österreicher nicht kompensieren. Weder Dragovic, noch Posch oder der im Aufbau eingebundene Ilsanker haben im Passspiel den Mut und die Qualität des Kärntners. Schon gar nicht, wenn der Gegner mehr Druck auf die Abwehrreihe ausübt, so wie die Norweger am Freitag in Halbzeit zwei. Auch der Ballverlust vor dem Konter zum Gegentor entsprang einem Verlegenheitswechselpass von Posch. Hinteregger ersetzen könnte in der Spieleröffnung aktuell nur Alaba, sofern er in anderer Position auf dem Platz steht und bei einem Ausfall nach hinten beordert wird. Oder der spielstarke Florian Grillitsch, der in Oslo gegenüber dem zweikampfstärkeren Ilsanker in der Aufstellung das Nachsehen hatte.
PLUS: Das Spiel gegen den Ball
Foda nutzte die Abwesenheit von Marko Arnautovic, um seine Mannschaft aktiver und viel weiter vorne als sonst attackieren zu lassen. Dieser Stil des Verteidigens liegt vielen Österreichern im Blut. Auch der Führungstreffer durch Gregoritsch entsprang einem Ballgewinn im letzten Drittel, nachdem Schlager nach eigenem Ballverlust sofort nachsetzte und im Gegenpressing die Kugel zurückholte, statt sich zurückfallen zu lassen. Schon am Montag können die Österreicher wieder überfallsartig ganz vorne attackieren: Gegner Rumänien setzt auf einen gepflegten, flachen Spielaufbau und lädt dazu ein.
MINUS: Das Spiel im letzten Drittel
Franco Foda nannte nach Spielende die Chancenauswertung als einziges Manko. Ganz so leicht sollte man es sich nicht machen. In der Tat waren es vor allem Halb-Chancen, die die Österreicher nicht nutzen konnten. Bessere Möglichkeiten könnte man vorfinden, wenn man in der einen oder anderen Situation die bessere Entscheidung trifft. Als Beispiel dient der Konter über Christoph Baumgartner in Minute 73, als er selbst den Abschluss suchte, statt die noch besser postierten Onisiwo oder Gregoritsch einzusetzen.
Es gibt die Primgeiger, und es gibt die Trommler. Auch sie werden vom Orchester benötigt, damit am Ende Harmonie herrscht. Ein Andreas Ulmer gilt nicht als Blender, der für die spektakulären Dinge des Spiels steht. Vielmehr erledigt er Aufgaben und Vorgaben akkurat und zuverlässig, wie man dies im Nationalteam auch von Stefan Ilsanker kennt. Die Teamchefs kennen dessen Vorzüge, die er mit einer Regelmäßigkeit ins Treffen führt. Die Ulmers und Ilsankers tragen aktuell zur Ausgewogenheit bei, weil sie in ihren Leistungen selten unter ein gewisses Niveau fallen.
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