Finanzielle und sportliche Krise: Austrias Sprint ins Ungewisse
Die Austria hat derzeit an allen Ecken und Enden zu tun. Sportlich möchte man mit dem Erreichen eines Europacup-Startplatzes (Hartberg steht noch im Weg) noch eine verkorkste Saison retten, in wirtschaftlicher Hinsicht geht es in den kommenden Monaten um die Existenz.
Vergangenen Herbst waren Sportvorstand Peter Stöger und AG-Vorstand Markus Kraetschmer – letztlich erfolgreich – damit beschäftigt, den Finanz-Exodus zu verhindern, ehe Corona den Violetten einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte.
Gerüchte über einen möglichen Insolvenzantrag wischt Kraetschmer vom Tisch, auch wenn die Lizenzänderung der Bundesliga der Austria in diesem Belange entgegenkommen würde.
Noch im Juli müssen die Weichen für die kommende Saison (Beginn am 11. September) gestellt werden, wie auch Stöger weiß. „Wir brauchen Klarheit und Planungssicherheit.“ Sollten nicht bald Einnahmen verbucht werden, kann bald für nichts mehr garantiert werden.
Offene Fragen
Das größte Problem ist aktuell besagte fehlende Planbarkeit. „Alle Vereine kämpfen derzeit in der Corona-Krise“, weiß Kraetschmer, dass es den Mitstreitern in der Liga ähnlich ergeht. Daher wird bei der Klubkonferenz am Donnerstag einmal mehr das Thema Kompensationszahlungen der Regierung behandelt.
Positiv für die Violetten ist, dass am 26. Mai die Widmung für den Viola Park (hinter der Osttribüne der Generali Arena) eingelangt ist. Weil die Unterschrift eines Stadtpolitikers lange Zeit gefehlt hatte, erhielt man zuletzt die Lizenz mit Auflagen.
Wartende Zuschauer
Apropos Zukunft. Diese ist ungewiss mit Blick auf die kommende Saison. Bis Ende Juli will man den Abonnenten konkrete Angebote machen. „Die Fans wollen ja wissen, ob sie schon im September oder vielleicht doch erst im Dezember ins Stadion können.“ Die meisten Fans verzichteten bei ihren aktuellen Abos auf einen Regress und meldeten Interesse für ein neuerliches Abo an.
„Man muss die Corona-Lage im Auge behalten. Es sind noch einige Fragen offen“, sagt Kraetschmer. Würde eine Verordnung bis zu 10.000 pro Spiel zugelassen, dann hätte die Austria ob der durchschnittlichen Zuschauerzahlen weniger Probleme als Rapid. Kraetschmer: „Dennoch dürften bestimmte Personengruppen nicht nebeneinander sitzen. Und was passiert mit Auswärtsfans, die ja alle in einem Sektor wären?“
Sponsoren & Transfers
Die Wirtschaftspartner, viele selbst von der Corona-Krise finanziell unter Zugzwang, warten auf klare Vorgaben der Austria. Mit welchem Werbe-Gegenwert dürfen sie rechnen, wenn keine oder nur eine gewisse Anzahl von Zuschauern zugelassen sind? Bei Rapid überlegen derzeit Sponsoren, ihre Beiträge zu verringern oder sich generell zurückzuziehen.
Das kann auch der Austria blühen. Nach wie vor ist man in Gesprächen mit einem potenten Investor. Die Violetten haben vor einiger Zeit beschlossen, dass sie bis zu 49 Prozent an einen Geldgeber abgeben würden. Stöger: „Das werden wir brauchen, um die Spirale wieder nach oben zu drehen.“
Erlöse aus Spielerverkäufen zählten in den vergangenen Jahren zum Fixbestandteil des jährlichen Budgets. nach dieser verkorksten Saison stellt sich die Frage: Welcher Austria-Spieler lässt sich tatsächlich für gutes Geld verkaufen? Rapid hat in diesem Punkt die Nase vorne. Die Kunst der Violetten ist, mit wenig bis gar keinem Geld den Kader zu verbessern. Vielleicht kann Markus Suttner helfen. Gespräche mit ihm werden fortgesetzt.
Europacup
Der internationale Startplatz ist in diesem Jahr auch kein gewinnbringender Punkt – es sei denn, es gelingt der Sprung in die Gruppenphase der Europa League. Doch bis dahin gibt es viele Hürden zu überwinden, wobei jede einzelne Quali-Runde mit möglichen weit entfernten Auswärtsspielen sogar zum Verlustgeschäft werden könnten.
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