Alle bis auf einen der zwölf Vereine der ersten Fußballliga Ungarns haben mittlerweile ein neues Stadion. Und mittlerweile bekannt ist die Geschichte aus Orbans Heimatstadt Felcsút, in der ein Stadion steht, das mit einem Fassungsvermögen von 3.816 weit mehr Menschen Platz bietet als den knapp 1.700 Einwohnern. Die Pancho Aréna ist das Symbol für Orbáns umstrittene Sportpolitik.
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Investitionen in den Sport
Moderne Sportstätten, Förderungen für Spitzensportler und lukrative Boni für Medaillengewinnerinnen. So mancher sportaffine Europäer blickt neidvoll nach Ungarn, wo lieber in den Sport investiert wird als etwa in Kultur oder Bildung.
Stadion statt Krankenhaus
Doch die Sache hat einen Haken. „Das Stadion-Baufieber tut vielen weh. Vor allem weil die Spitäler in Ungarn in einem schrecklichen Zustand sind und es im Bildungsbereich auch an allen Enden fehlt“, sagt Sportjournalist Milán Korom.
Von den Sportstätten-Bauaufträgen profitierte insbesondere das Umfeld von Viktor Orbán. Ganz vorne dabei: sein Jugendfreund Lörinc Mészáros, ein gelernter Installateur, später Bürgermeister von Felcsút und mittlerweile der reichste Ungar, der mit seinen Firmen etliche öffentliche Aufträge der Fidesz-Regierung erhalten hatte – Stadien, Hotels, Kraftwerke etc.
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Viktor Orbán ist aber nicht nur Begünstiger etlicher Stadien, er hat großen Anteil an der Tatsache, dass es neben dem Europa-League-Finale noch so manch anderer internationale Sportevent in den vergangenen und kommenden Jahren nach Ungarn geschafft hat – selbst Champions League und Olympische Spiele werden nicht ausgeschlossen.
Kalkül des Sportfreunds
Ist Orbán Sportfreund oder korrupt?
„Sport ist sein Hobby. Ich bezweifle, dass es ihm innenpolitisch viel bringt oder dass er international davon profitieren wird“, sagt Korom. Das Kalkül sei ein anderes: Die Sportwelt sei unterwandert von Figuren aus seiner Partei Fidesz.
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Fast alle Fußballvereine werden geleitet von Fidesz-Leuten, aber auch der Verband (Chef ist Sándor Csányi, ein milliardenschwerer Banker und Unternehmer). „Der Sport ist komplett politisiert“, sagt Korom.
Und Profiteure sind nicht unbedingt die Sportler (denn die Erfolge haben sich nicht proportional mit dem Geld vermehrt), sondern vor allem die Freunde des Premiers.
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