Europa-League-Finale in Budapest: Die Bühnenshow für Viktor Orbán

Wenn morgen Abend in der Puskás Aréna das Europa League Finale angepfiffen wird, kann sich einer auf die eigene Schulter klopfen. Fußballfreund Viktor Orbán wird auf einem der gemütlichen Sitze in der VIP-Loge Platz nehmen und kann zufrieden dem Endspiel folgen.
Ohne ihn wäre das hier nicht möglich gewesen. Die Puskás Aréna, das Nationalstadion Ungarns, das ist sein Baby. Sie wurde 2019 fertiggestellt – und das, obwohl die Kosten und die Kritik während des Baus rapide in die Höhe stiegen.
Am Ende kostete das Prestigeprojekt rund 600 Millionen Euro. Das ist ein großer Teil der gut zwei Milliarden Euro, die die ungarische Politik seit Orbáns Amtsantritt 2010 in den Sport investiert hat.

Nationalstadion: Die Puskás Aréna wurde 2019 fertiggestellt und kostete rund 600 Mio. Euro
Alle bis auf einen der zwölf Vereine der ersten Fußballliga Ungarns haben mittlerweile ein neues Stadion. Und mittlerweile bekannt ist die Geschichte aus Orbans Heimatstadt Felcsút, in der ein Stadion steht, das mit einem Fassungsvermögen von 3.816 weit mehr Menschen Platz bietet als den knapp 1.700 Einwohnern. Die Pancho Aréna ist das Symbol für Orbáns umstrittene Sportpolitik.
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Investitionen in den Sport
Moderne Sportstätten, Förderungen für Spitzensportler und lukrative Boni für Medaillengewinnerinnen. So mancher sportaffine Europäer blickt neidvoll nach Ungarn, wo lieber in den Sport investiert wird als etwa in Kultur oder Bildung.
Stadion statt Krankenhaus
Doch die Sache hat einen Haken. „Das Stadion-Baufieber tut vielen weh. Vor allem weil die Spitäler in Ungarn in einem schrecklichen Zustand sind und es im Bildungsbereich auch an allen Enden fehlt“, sagt Sportjournalist Milán Korom.
Von den Sportstätten-Bauaufträgen profitierte insbesondere das Umfeld von Viktor Orbán. Ganz vorne dabei: sein Jugendfreund Lörinc Mészáros, ein gelernter Installateur, später Bürgermeister von Felcsút und mittlerweile der reichste Ungar, der mit seinen Firmen etliche öffentliche Aufträge der Fidesz-Regierung erhalten hatte – Stadien, Hotels, Kraftwerke etc.
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Viktor Orbán ist aber nicht nur Begünstiger etlicher Stadien, er hat großen Anteil an der Tatsache, dass es neben dem Europa-League-Finale noch so manch anderer internationale Sportevent in den vergangenen und kommenden Jahren nach Ungarn geschafft hat – selbst Champions League und Olympische Spiele werden nicht ausgeschlossen.
Kalkül des Sportfreunds
Ist Orbán Sportfreund oder korrupt?
„Sport ist sein Hobby. Ich bezweifle, dass es ihm innenpolitisch viel bringt oder dass er international davon profitieren wird“, sagt Korom. Das Kalkül sei ein anderes: Die Sportwelt sei unterwandert von Figuren aus seiner Partei Fidesz.
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Fast alle Fußballvereine werden geleitet von Fidesz-Leuten, aber auch der Verband (Chef ist Sándor Csányi, ein milliardenschwerer Banker und Unternehmer). „Der Sport ist komplett politisiert“, sagt Korom.
Und Profiteure sind nicht unbedingt die Sportler (denn die Erfolge haben sich nicht proportional mit dem Geld vermehrt), sondern vor allem die Freunde des Premiers.
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