Erste EM-Teilnahme: In Finnland ist der Teufel los

Erste EM-Teilnahme: In Finnland ist der Teufel los
Im Land des Eishockey-Weltmeisters herrscht nach der erfolgreichen Qualifikation der Ausnahmezustand.

Wer im Sport  Finnland hört, der denkt nicht zwangsläufig gleich an Fußball. Eisheilige gibt’s im Land  des dreifachen  Eishockey-Weltmeisters (zuletzt 2019) einige.   Es kommen einem Paavo Nurmi, die Lauflegende, etliche Skispringer (Matti Nykänen, Janne Ahonen), Formel-1-Piloten (Mika Häkkinen, Kimi Raikkönen, Valtteri Bottas) und  Rallyefahrer (Juha Kankkunen, Ari Vatanen) in den Sinn. Nicht zu vergessen: Jene eigenwilligen Disziplinen wie Saunieren, Handyweitwerfen und Ehefrauentragen, die alle in Finnland ihren Ursprung haben.

Aber Fußball? Da wurde Finnland bislang unter die Entwicklungsländer gereiht, das zwar dann und wann einen Ausnahmekicker wie Jari Litmanen (Ajax, Barcelona, Liverpool) oder Sami Hyypiä (FC Liverpool, Leverkusen) hervor brachte,  aber nie in der Lage war,    mit  der  Nationalmannschaft für Furore zu sorgen und an einer Endrunde am Ball sein zu dürfen.

Diese große Sehnsucht erklärt wohl am besten die große Euphorie, die seit Freitag in Finnland herrscht, nachdem sich das Team erstmals für ein Turnier qualifizieren konnte. „Me ollaan sankareita kaikki, jos oikein silmiin katsotaan“, wurde im ganzen Land angestimmt, das ist die finnische  Version von „We are the champions.“ Der Text bedeutet übersetzt: „Wir sind alle Helden, wenn ihr uns direkt tief in die Augen schaut.“

Held Pukki

Dieser Fanchor wurde dirigiert von Teemu Pukki, dem aktuell besten und zugleich auch beliebtesten finnischen Fußballer. Mit seinen zwei Toren zum 3:0-Sieg gegen Liechtenstein machte der Goalgetter von Norwich City die EM-Teilnahme perfekt und ließ die vielen Enttäuschungen der vergangenen Jahrzehnte vergessen.

Erste EM-Teilnahme: In Finnland ist der Teufel los

Teemu Pukki (li.) erzielte neun der 15 finnischen Tore in der EM-Qualifikation.

„Jetzt sind wir ein EM-Team – das fühlt sich völlig unwirklich an“, jubelte Pukki, der neun der 15 finnischen Tore in der EM-Qualifikation erzielt hatte. „Ganz Fußball-Finnland hat sich so lange nach dem hier gesehnt. Das hier habe ich aber nicht einmal zu träumen gewagt.“

Die Finnen haben nun die Chance,  in jene Rolle zu schlüpfen, die  bei der Endrunde 2016  Israel hatte. Die Isländer, die bei der Europameisterschaft in Frankreich als Neuling gleich  ins Viertelfinale stürmten und die Herzen der Fans eroberten, sind im kommenden Sommer nur in der Zuschauerrolle.

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