Horst "Hotte" Hrubesch: Ein Kumpeltyp für Deutschlands Frauen

Wegweiser für das deutsche Frauen-Team: Horst Hrubesch zeigt Marina Hegering, wo es lang geht.
Der 72-jährige Horst Hrubesch, Trainer von Österreichs Gegnerinnen in der EM-Qualifikation, ist eine Legende, die sich stets zurückhielt. Aber sehr, sehr viel zu erzählen hätte.

„Hotte“, wie er genannt wird, hat viel zu erzählen. Ein Fußballerleben, das rund 50 Jahre alt ist, gibt ja auch viel her.

Auch die besten Kickerinnen Deutschlands, die am Freitag im Rahmen der EM-Qualifikation in Linz gegen Österreich antreten, haben den Erfahrungsschatz des 72-Jährigen lieb gewonnen.

Und auch seine Wünsche erfüllt. Nach der gemeisterten Olympia-Qualifikation ließen sie im Teambus auch bereitwillig die Musik von Andrea Berg über sich ergehen, weil es sich der Coach gewünscht hatte. Hrubesch sang bei seinem Lieblingslied „Du hast mich tausendmal belogen“ kräftig mit. Die Wahrheit ist, dass er nur deutsche Musik hören wollte, dafür kündigte er schon vor der Abfahrt ins Hotel an: „Die Mädels können feiern. Sie werden so schnell keine Ruhe geben.“

Hrubesch weiß, wie das Trainergeschäft läuft, hat das richtige Gespür, war nie ein Entertainer, aber stets ein bisserl ein Kumpeltyp. „Hrubesch hat uns wie ein Vater und Freund behandelt. Er schnauzt uns an, um uns danach wieder aus dem Dreck zu ziehen“, erklärte Stargoalie Manuel Neuer mit funkelnden Augen, wenn er sich an seine Zeit als DFB-Nachwuchsteamspieler an „Papa Hotte“ erinnert. Und sein damaliger Teamkollege Mats Hummels sagt: „Jeder, der sich nicht ins Spiel gebissen hätte, hätte vom Team einen Arschtritt bekommen.“

Spätstarter

Der Stern von Hrubesch ging freilich schon als Spieler auf, als gar nicht einmal so junger Spieler. „Ich war als Spieler ein Spätstarter wie als Trainer“, sagt er heute. Mit 27 kam er erst vom Zweitligisten Rot-Weiß Essen zum Hamburger SV, seine ersten beiden Länderspieltore erzielte er mit 29. Praktisch allerdings, dass ihm diese ausgerechnet im EM-Finale 1980 gegen Belgien (2:1) gelangen. Eines davon selbstverständlich per Kopf. Legendär war seine Bedienungsanleitung zum Toreschießen in diesen Tagen: „Manni Flanke, ich Kopf, Tor!“ Manni hörte auf den Namen Manfred Kaltz, galt als König der Bananenflanke und war Kollege im Team und in Hamburg.

Selbst ließ sich Hrubesch ungern auf die Rolle des Kopfball-Ungeheuers reduzieren. „Ich habe 136 Bundesliga-Tore erzielt, davon 90 mit dem Fuß. Glauben Sie denn, dass ich dabei immer einen Kopfstand gemacht habe? “

Ein langjähriger Weggefährte war Ernst Happel, den er als Spieler genoss und unter dem er zwei Jahre beim FC Tirol als Co arbeitete, bevor er selbst dort das Traineramt übernahm. Er wurde ja immer als knurrender Hund hingestellt, aber er war genau das Gegenteil“, erinnert sich Hrubesch an Happel. Nach englischen Wochen und zwei Tagen der Ruhe sagte er zu Hrubesch: „Du, Zauberer, du hast dich jetzt zwei Tage lang ausgeruht. Langsam musst du deinen Arsch bewegen.“ Neu war für alle HSV-Cracks, dass Mannschaftssitzungen statt 30 Minuten auch einmal nur 40 Sekunden dauern können.

Das „Wienerische“ hat Hrubesch Jahre später kennengelernt, als er 1995/ 1996 Trainer der Wiener Austria wurde. Auch daran hat er gute Erinnerungen. „Österreich ist ein tolles Land. Ich habe viele Freunde noch hier, viele Bekannte, die über die Jahre geblieben sind.“

Eine Biografie über ihn gibt es , selbst hielt er sich zurück, obwohl es viel Material gibt. Sein einziges Werk auf Papier hat er ja schon 1980 verfasst. Damals war er Co-Autor des Angelfachbuchs „Dorschangeln vom Boot und an den Küsten“.

Dass Hrubesch passionierter Angler ist, passt irgendwie. In der Ruhe liegt seine Kraft.

Kommentare