Eine Frage des Geldes: Die kostspielige EURO-Tour des ÖFB

Eine Frage des Geldes: Die kostspielige EURO-Tour des ÖFB
Die Europameisterschaft ist eine Herausforderung für den ÖFB und vor allem für die Fans.

Ein lauer Samstagabend in Ljubljana. Junge Menschen machen sich schick, hüllen sich in schönes Tuch, pilgern ins Stadtzentrum, um gut essen und trinken zu gehen. Im regen Treiben erkennbar sind immer wieder Farbtupfer, in Rot und Weiß gehalten. Die Shirts und Trainingsjacken fallen auf, weil eher in die modische Kategorie "lässig" oder "leger" einzuordnen.

Viele österreichische Fußballfans mischten sich am Vorabend des wichtigen EM-Qualifikationsspiels gegen Slowenien unters Volk. Gekommen waren sie, weil nur einen Katzensprung entfernt, aus der Steiermark oder Kärnten.

Und bezahlt haben sie für ihre Tickets im Gästesektor weit weniger als zuletzt beim Heimspiel im Happel-Stadion gegen Israel, wo der ÖFB 66 Euro für die Längsseite und 32 Euro für einen Kurvensitz verlangte.

Preiskampf

ÖFB-Präsident Leo Windtner sieht darin keinen Wucher und verweist immer wieder auf die international üblichen Ticket-Preise, die in ähnlichen Höhen rangieren. Im Interview mit der Presse vergleicht er das Ticket um 32 Euro mit einem Kinobesuch, wenngleich man sich um dieses Geld bis zu drei Filme anschauen könnte. "Ich glaube nicht, dass es die Preise sind, die Fans vom Stadionbesuch abhalten."

Eine Frage des Geldes: Die kostspielige EURO-Tour des ÖFB

Der ÖFB hält fest, dass die Fans die Sitze auf den Längsseiten mit 66 Euro gut angenommen und sehr wohl gekauft hätten. Kritik schlug dem Verband viel eher wegen der Kurvenplätze entgegen, die weit vom Geschehen auf dem Spielfeld entfernt und für viele den Preis nicht wert sind.

Das Problem des ÖFB geht aus vom speziellen Anlassfall und mündet in ein international erkennbares Phänomen, bei dem den Nationalteams immer weniger Bedeutung zukommt im Vergleich zum Klubfußball. Beim Testspielschlager Deutschland gegen Argentinien beispielsweise war das Dortmunder Stadion nur zur Hälfte gefüllt. Mag auch sein, dass durch die vielen internationalen Vereinsspiele der Fan in den Bereich einer Übersättigung gelangt, wo er aus monetären Gründen gezwungen ist zu selektieren – Verein oder Nationalteam, das ist hier die Frage.

Reise-Lotto

Eine spezielle Herausforderung für den Fan wird die Reiseplanung im Sommer 2020, falls sich Österreich für die EM-Endrunde qualifiziert. Im schlechtesten Fall kann man die Route erst im März oder April zusammenstellen, Flüge und Hotels erst sehr spät buchen. Ende November erfolgt in Bukarest die Auslosung, bei der aber noch nicht alle Teilnehmer fix feststehen werden, zumal im März 2020 die Play-off-Spiele in der Nation League stattfinden, um die letzten EURO-Teams zu ermitteln.

Schon vor dem Auswärtsspiel gegen Slowenien war klar, dass die Bilanz von Teamchef Franco Foda in seiner bisherigen Schaffensperiode an der Spitze der bisherigen Trainer der Nationalmannschaft steht. Gezählt werden dabei allerdings nur die Engagements, die zumindest zehn Länderspiele andauerten.

In 19 Pflicht- und Freundschaftsspielen saß der Deutsche auf der österreichischen Bank und erlebte zwölf Siege, zwei Unentschieden und fünf Niederlagen. Das ergibt einen Punkteschnitt von 2,0. Ein statistischer Wert, der "auch für die Mannschaft spricht", relativiert Foda. Besonders am Anfang der EM-Qualifiaktion hatte es noch düsterer ausgesehen. Nach dem klassischen  Fehlstart gegen Polen (0:1 in Wien) und Israel (2:4 in Haifa) gelangen der Nationalmannschaft  Team in fünf Spielen vier Siege und ein Remis. 

Die Nummer zwei im Ranking ist übrigens Karl Stotz, der es (umgerechnet auf die Dreipunkteregel) zwischen den Jahren 1978 und 1981 auf einen Schnitt von 1,875 Zähler gebrachte hat.

Auch der ÖFB ist demnach gezwungen, mit Vorbehalt und vielen Variablen zu planen. Grundsätzlich möchte man das Teambasecamp in Österreich aufschlagen. Für diesen Fall bieten sich Seefeld in Tirol sowie einige erprobte Standorte im Burgenland an. Würde Österreich – sofern qualifiziert – in die Gruppe mit Glasgow und London als Austragungsorte gelost werden, besteht die Überlegung, sich dauerhaft auf die Insel zu begeben. Der drohende Brexit wird dabei zu einem Faktor, der Kopfschmerzen verursachen könnte. Allein die Liste der Güter, die man vielleicht nicht einführen wird dürfen, könnte lange sein und ein logistisches Problem darstellen.

Nur eine Gruppe würde den geografischen Idealfall mit sich bringen – mit München und Budapest, zwei Spielorte in der unmittelbaren Nachbarschaft. Dann würde der ÖFB wohl mit seinem Partner ÖBB einen Doppelpass spielen und zügig anreisen.

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