Aller Anfang ist schwer, so spricht der Volksmund. Zumindest das Resultat beim ersten Länderspiel unter Ralf Rangnick lässt nicht unbedingt darauf schließen, dass es einer Schwerarbeit bedurfte, um positiv in diese Ära zu starten. Es ist freilich anders: Hinter dem 3:0-Sieg gegen Vizeweltmeister Kroatien in Osijek steckte viel Schweiß, nicht nur ob der schwülen Temperaturen.
Die gewöhnlich geschärften Sinne der Spieler nach einem Trainerwechsel allein sind es nicht, die diesen Auftakt nach Maß erklären können. Die ersten Erkenntnisse vom perfekten Einstand.
Rangnick hat es geschafft, auch jene auf seinen Weg mitzunehmen, die man ursprünglich nicht unbedingt als ideale Spielertypen für den Pressing-Stil des Deutschen gehalten hatte. Anders ist es nicht zu erklären, dass am Freitag vor allem im Spiel gegen den Ball ein kollektives und geschlossenes Auftreten klar zu erkennen war – und dass Marko Arnautovic voranging.
Eine Hälfte lang lief der Stürmer fleißig die kroatischen Verteidiger an und garnierte seine Arbeitsleistung mit einem sehenswerten Tor. Dass er sich noch an den intensiven Stil wird gewöhnen müssen, wurde zur Halbzeit deutlich, als er aufgrund eines Zwickens im Oberschenkel vorsichtshalber ausgetauscht wurde.
Der Teamchef, einst schon in den 1990er-Jahren großer Verfechter der Viererkette, hat sich für sein erstes Länderspiel zu einer Formation mit drei Innenverteidigern durchgerungen und diese Formation schon nach einer halben Stunde wieder über Bord geworfen. Der Grund: Gegen die spielstarken Kroaten (4-3-3) gab es im Mittelfeld-Zentrum eine nominelle Pattstellung und dadurch nicht die erwünschte Dominanz.
Somit stellte Rangnick dem Trio Sabitzer, Laimer und Schlager mit zunächst Weimann und nach der Halbzeit Seiwald einen vierten zentralen Mittelfeldspieler zur Seite. Die Konsequenz: Die Österreicher beherrschten das Zentrum, in dem schließlich zwei von drei Toren ihren Ursprung hatten. Das sogenannte „In-Game-Coaching“ des neuen Trainerteams funktioniert.
Die linke Abwehr- bzw. Mittelfeldseite ist personell noch nicht einzementiert. Obwohl eigentlich Hannes Wolf als „Wingback“ in einem 3-5-2 erwartet worden war, vertraute Rangnick zunächst Andreas Weimann, der sich im Training aufgedrängt haben dürfte. Zwar stimmte beim England-Legionär auf der ungewohnten Position nicht immer das Timing im Vorwärtsverteidigen, Lob vom Teamchef gab es aber dennoch: „Er hat seine Sache gut gemacht“, sagte Rangnick über Weimann. Nach der Umstellung auf die Viererkette überzeugte Wöber als Außenverteidiger.
Jene Spieler, von denen man erwarten konnte, dass sie in der Rangnick’schen Philosophie aufblühen würden, spielten sich in Osijek auch in den Vordergrund. Sabitzer, Schlager und Laimer agierten kompakt und dynamisch im Mittelfeld und verbuchten die meisten Balleroberungen. Sabitzer, in Hälfte zwei Österreichs Kapitän, überzeugte im Zentrum, auf der halblinken Position und als Torschütze.
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