Das skurrile Fußball-Jahr 2020 beschließt das ÖFB-Team mit einem ganz besonderen, weil irgendwie doch eigenartigen Spiel in der Nations League am Mittwoch (20.45 Uhr) im Wiener Prater gegen Norwegen.
Die Gäste benötigen einen Sieg, der höher als 1:0 ausfallen muss, um Österreich doch noch von Platz 1 zu verdrängen. Gelingen soll das mit einer „Ersatzelf“. Denn die eigentlich für das Entscheidungsspiel geplante A-Nationalmannschaft befindet sich auf Weisung der norwegischen Gesundheitsbehörden samt Teamchef Lagerbäck nach einem positiven Coronatest von Verteidiger Omar Elabdellaoui in Quarantäne.
Für Lagerbäck übernahm kurzfristig U-21-Teamchef Smerud, der einen neuen Kader zusammentrommelte. Der an Länderspielen erfahrenste Akteur darin ist Mats Möller Dähli mit 23 A-Team-Einsätzen. Also ein leichtes Spiel für Österreich? Keinesfalls. Für das Team von Franco Foda und den ÖFB als Verband steht in der finalen Partie doch einiges auf dem Spiel. Sportlich, finanziell – und auch das Image betreffend. Hier vier Gründe, warum das Spiel gegen Norwegen große Bedeutung hat:
Gruppensieg
Mit Platz eins würde Österreich in die Liga A aufsteigen und sich dann in der nächsten Austragung der Nations League (erst im Jahr 2022) mit den besten Nationen Europas messen dürfen. „Das wäre für uns alle extrem wichtig“, meint Kapitän Julian Baumgartlinger. Dem finanziell durch die Corona-Krise gebeutelten ÖFB würden solche Spitzenspiele – vielleicht dann wieder vor Zuschauern – ausreichend Geld in die aktuell ziemlich leere Kassa spülen.
Der Gruppensieg besitzt also nicht nur eine rein sportliche Bedeutung. Foda: „Wir haben eine Top-Ausgangsposition und wollen unbedingt gewinnen, gleich wie Norwegen spielt. Entscheidend wird sein, dass wir die Aggressivität und die Umschaltmomente haben und uns spielerisch steigern im Vergleich zu den letzten beiden Spielen.“
Serie
Fünf Siege in Serie hat das ÖFB-Team mittlerweile aufzuweisen, bei den Resultaten dribbelt sich das Foda-Team scheinbar traumwandlerisch und effizient durch den Herbst. Fußball sei ein Ergebnissport, war nach dem 2:1 über Nordirland von ÖFB-Seite vermehrt zu vernehmen. Vor allem auf einen Trainer trifft das zweifelsfrei zu: Foda wirft Resultate bei seiner Beurteilung in die Waagschale.
Baumgartlinger stellt den den Anspruch der Mannschaft an sich selbst klar: „Über allem steht das Ergebnis. Man kann in Schönheit sterben, denn wenn man verliert, ist alles für die Würscht‘. Natürlich wollen wir einen ansehnlichen Fußball spielen, wo man viele Chancen kreiert. Das Schwierigste ist eben, das alles zu vereinen.“
Erkenntnisse
„Wir befinden uns in einem ständigen Lernprozess“, meinte Baumgartlinger nach dem Sieg über Nordirland. Österreichs Team, Spieler wie Trainer, muss weiterhin aus Fehlern lernen, sich auf neue Situationen so schnell wie möglich einstellen. Das Duell mit Norwegen bietet eine neue Chance dazu. Foda erklärt, dass man sich ausführlich mit dem Gegner beschäftigt hätte, aber die eigene Qualität ausspielen möchte. Das wäre ein offensiv ausgerichtetes Spiel mit Aggressivität und ausgefeilter Technik. Wehe, wenn sie wirklich losgelassen ...
Jedes Länderspiel mache Sinn, meinte Foda schon vor den November-Terminen und schickte eine konkrete Begründung hinterher: „Im kommenden Jahr startet die WM-Qualifikation, im Sommer gibt es das Highlight mit der EURO. Viele Spieler können sich präsentieren.“ Gemeint sind vor allem jene, die nicht unbedingt zur Startelf zählen.
Zuletzt haben vor allem die LASK-Spieler Gernot Trauner und Philipp Wiesinger, sowie Reinhold Ranftl die Chance ergriffen, sich für weitere Einsätze zu empfehlen.
Das gilt auch für Adrian Grbic. Der Frankreich-Legionär hält bei sechs Länderspielen und drei Volltreffern, eine herzeigbare Quote. „Im Moment fühle ich mich sehr gut, freue mich über Einsätze und will mich für kommende Aufgaben empfehlen. Für jeden Fußballer ist es ein Ziel, gegen die Besten zu spielen.“
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