Lang, lang ist es her, dass David Alaba zum ersten Mal das Trikot des österreichischen Nationalteams getragen hat. Am 14. November 2009 kam der damals 17-Jährige unter Didi Constantini in der 80. Minute für Christian Fuchs als linker Verteidiger ins Spiel, als Österreich in Paris gegen Frankreich mit 1:3 verlor.
Nicht ganz zwölf Jahre und drei Teamchefs später wird der zweifache Champions-League-Sieger das ÖFB-Team am Donnerstag als Kapitän auf den Rasen des Hampden Park führen, wenn Schottland zum Auftakt der WM-Qualifikation der Gegner ist.
Auf welcher Position er das tun wird, ist zumindest bis kurz vor Anpfiff ein Rätsel. Ob Alaba selbst zuletzt aufgrund der Verletzung von Julian Baumgartlinger mit einer Rückkehr auf seine bevorzugte Rolle ins zentrale Mittelfeld geliebäugelt hat? Mit Sicherheit. Wie groß die Chance ist, dass er dort spielt? Eher gering.
Das zeigt ein Blick auf die bisherigen Auftritte des 28-Jährigen unter Franco Foda. Der Deutsche hat Österreichs prominentesten Kicker stets auf der linken Seite aufgeboten, sei es in einer Viererabwehrkette, im Mittelfeld vor einer Dreierabwehr oder gar als linken offensiven Mittelfeldspieler. Im Zentrum war unter Foda noch nie Platz für Alaba.
Anhand der Gepflogenheiten des Teamchefs, die eher auf Sicherheit denn auf Risiko ausgelegt sind, darf man davon ausgehen, dass der 54-Jährige in einem vermutlich engen Auswärtsspiel auf Stefan Ilsanker setzen wird. Der Frankfurt-Legionär ist ein Sechser im klassischen Sinne. Den um eine Spur offensiveren Part daneben dürfte Xaver Schlager ausführen. Der Wolfsburg-Legionär war unter Foda zuletzt gesetzt.
David Alaba ist auf der linken Seite zu erwarten, wo als einziger Flügelspieler in einer möglichen 3-4-2-1-Formation viel Laufarbeit auf ihn zukommen würde. Dass er das kann, hat er erst am Samstag gezeigt. Beim 4:0-Sieg der Bayern gegen Stuttgart musste er als zunächst zentraler Mittelfeldspieler nach zwölf Minuten auf die linke Abwehrseite wechseln, weil Kollege Alphonso Davies mit Rot vom Platz geflogen war. Alaba interpretierte sein Spiel sehr offensiv und hatte großen Anteil am Offensivfeuerwerk der Bayern, die zu zehnt innerhalb kürzester Zeit vier Tore erzielten.
Auf dieser Position hatte Alaba 2009 auch im Team begonnen, wechselte noch unter seinem Debüt-Teamchef Didi Constantini aber ins zentrale Mittelfeld. Nachdem er interimistisch unter Willi Ruttensteiner zwei Mal sogar am rechten Flügel gespielt hatte, manifestierte er sich unter Marcel Koller endgültig im Zentrum. Das ging einige Zeit lang gut. Bis zur EM 2016. Bei Alabas erstem großen Turnier wurde klar, wo die Qualitäten von Österreichs Ausnahmekicker liegen – vor allem aber auch, wo sie nicht zu finden sind.
Zu weit vorne
Koller bot Alaba gegen Portugal (0:0) und gegen Island (1:2) als Zehner, ja teilweise sogar noch weiter vorne als hängende Spitze auf. Trotz seiner Technik, die ihn auch zu einem torgefährlichen Spieler macht, zählt das Spiel mit dem Rücken zum Tor im Zwischenlinienraum – zwischen Abwehr und Mittelfeldkette des Gegners – nicht zu seinen Stärken.
Alaba ist vor allem dann stark, wenn er das Spiel vor sich hat. Sprich, wenn er von hinten heraus gestaltet. Ob spielerisch aus dem Zentrum, oder mit Tempo über die Seite, oder im besten Fall kombiniert aus beidem.
Kurios: Nur auf seiner aktuellen Stammposition bei den Bayern in der Innenverteidigung hat Alaba in 76 Länderspielen noch kein einziges Mal gespielt.
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