Schiedsrichter Gottfried Dienst aus der Schweiz entschied nach Rücksprache mit seinem sowjetischen Linienrichter auf Tor. England führte, gewann am Ende 4:2 und war Weltmeister. Für die Three Lions ist das bis heute der größte Erfolg. Mittlerweile gibt es Studien, die zeigen, dass der Ball wohl eher nicht vollständig hinter der Linie war. Eine kleine Revanche gelang den Deutschen im Jahr 2000. Im letzten Spiel vor dem Abriss besiegten sie England durch ein Hamann-Tor mit 1:0. Den ersten Schritt zur Versöhnung hatte es schon 1996 gegeben. Da holten sich die Deutschen im Wembley den EM-Titel. Oliver Bierhoff bescherte den Zuschauern im Stadion damals im Finale gegen Tschechien (2:1) das erste Golden Goal der Geschichte.
Apropos Zuschauer: Die alte Arena hatte ein Fassungsvermögen von 82.000. Gerade in den ersten Jahren kamen jedoch weit mehr. So auch beim Eröffnungsspiel: Am 28. April 1923 standen sich im FA-Cup-Finale Bolton und West Ham gegenüber. Offiziell waren 127.000 Fans live dabei, inoffiziell sollen es über 200.000 gewesen sein. Ein Polizist musste die Massen mit seinem weißen Pferd Billy vom Spielfeld drängen. Daher spricht man heute vom „White Horse Finale“.
Wembley-Toni
Seit 1923 ist das Wembley die Heimstätte der englischen Fußball-Nationalmannschaft, außerdem finden dort Jahr für Jahr die Finalspiele des FA-Cups sowie des Ligacups statt. Auch Österreicher waren auf der Londoner Fußball-Bühne schon in Hauptrollen zu sehen. Genauer gesagt waren es drei, denen es dort gelang, einen Meilenstein in ihrer Karriere zu setzen.
Der erste war ein gewisser Toni Fritsch – auch genannt „Wembley-Toni“. Der hat seinen Spitznamen schon als 20-Jähriger erhalten, als er am 20. Oktober 1965 gleich bei seinem ersten Länderspiel glänzte. Mit zwei Toren schoss er Österreich sensationell zum 3:2-Sieg gegen die Engländer. Der Beginn einer Weltkarriere, die Fritsch bis in die USA und zum American Football führte. Als Kicker der Dallas Cowboys gewann er sogar den Super Bowl.
Besonders erfolgreich aus rot-weiß-roter Sicht war das Jahr 2013, da gab es gleich für zwei heimische Kicker einen Titel im Wembley: David Alaba feierte den ersten seiner bisher zwei Champions-League-Erfolge (2:1 gegen Dortmund). Schon wenige Tage zuvor durfte Paul Scharner im Wembley einen Pokal stemmen. Er gewann mit Wigan sensationell den FA-Cup. Gegner im Finale war damals Manchester City – mit Trainer Roberto Mancini. Der betreut ja mittlerweile die Italiener und wird am Samstag gegen die Österreicher antreten. Vielleicht sollte sich ÖFB-Teamchef Franco Foda bei Paul Scharner ein paar Tipps holen – immerhin weiß der, wie man Mancini im Wembley schlägt.
Wembley-Show
In der „Kathedrale“ wurde aber nicht nur Fußball gespielt, auch andere Sportler durften dort um Medaillen kämpfen. So fanden zweimal Olympische Sommerspiele (1948 und 2012), diverse Rugby-Weltmeisterschaften und auch NFL-Partien statt.
Und dann gibt es natürlich noch die vielen legendären Konzerte im Wembley. Allen voran Live Aid 1985. Bei der Wohltätigkeitsveranstaltung traten unter anderem Queen, David Bowie und Elton John auf. Im Laufe der Jahre haben sich aber fast alle Größen aus dem Musik-Business die Ehre gegeben. Ob Rolling Stones, Michael Jackson oder Guns n’ Roses – ein Auftritt im Wembley gehört einfach zum guten Ton.
Am Samstag sind aber wieder die Fußballer dran, da wollen die Österreicher die EM-Bühne rocken.
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