Die ehrgeizigen Pläne des mysteriösen Wacker-Investors

Die ehrgeizigen Pläne des mysteriösen Wacker-Investors
Der KURIER traf Matthias Siems zum Interview. Er plant eine E-Sports-Akademie, den Umbau des Tivolistadions und den Aufstieg.

Das ist er jetzt also. Leibhaftig und in Natura. Der ominöse Geldgeber des FC Wacker, der  kein Investor sein will, sondern sich lieber als „finanzstarker Partner“ sieht.

Monatelang hatte der Verein um seinen Namen ein Geheimnis gemacht und intern stets nur von „Otto“ gesprochen, ehe doch durchsickerte, wer sich hinter diesem Pseudonym wirklich verbirgt: Matthias Siems, Spross einer alteingesessenen vermögenden Hamburger Kaufmannsfamilie, die weltweit Beteiligungen an über 340 Unternehmen hält, wie Wacker-Präsident Joachim Jamnig erzählt.

Wer bei Google diesen Namen eingibt, findet so einige Matthias Siems. Ein Ex-Politiker heißt so, ein Jurist, ein Berufssoldat, noch einige andere.  Von dem Matthias  Siems freilich, der da jetzt im Andreasstüberl im Leipziger Hof sitzt und zur Privataudienz bittet, ist  in den Weiten des World Wide Web keine Spur. „Wir sind auch aktiv dahinter, uns zu verstecken“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER.

Und das soll auch so bleiben. Matthias Siems möchte beim Interview nicht fotografiert werden. Er legt auch Wert darauf, dass kein Tonbandmitschnitt veröffentlicht wird. Und  Siems (Gesicht der Redaktion bekannt) stellt klar, dass solche Auftritte eher die Ausnahme bleiben werden. „Ich bin kein Mann, der gerne die Bühne wählt.“

Gibt es denn einen konkreten Anlass, dass Sie jetzt plötzlich für Interviews zur Verfügung stehen?  
Wir sind jetzt ein Jahr mit an Bord und haben uns im Vorstand und im Aufsichtsrat darüber verständigt, dass es sinnvoll wäre, wenn ich mich zeige und meine Sichtweise darstelle. Es ist ja zuletzt doch einiges von außen in den Verein getragen worden. Und vieles davon ist nicht richtig.

Zum Beispiel?
Zum Beispiel, dass ich angetreten wäre und im ersten Jahr den Aufstieg gefordert hätte.

Die ehrgeizigen Pläne des mysteriösen Wacker-Investors

Daniel Bierofka ist seit dieser Saison Trainer des FC Wacker. Die Innsbrucker kämpfen um die Rückkehr in die Bundesliga.

Ist das denn nicht so?
Ich bin Fußballfan, aber kein Fußballfachmann. Und das bedeutet, dass ich nicht beurteilen kann, ob die Mannschaft die Leistungsfähigkeit hat, um in die Bundesliga zu kommen.  Bei meinem Einstieg wurde mir gesagt, dass der Kader verstärkt werden muss, um aufzusteigen. Die Entwicklung im Aufstiegsrennen ist ja ein wenig skurril. Es ist eher ein glücklicher Umstand,  dass wir jetzt noch über den Aufstieg reden. Mir ist es aber ohnehin lieber, wenn es in kleinen Schritten vorwärts geht. Wir haben Zeit, wir sind geduldig.

Was treibt überhaupt einen Hamburger dazu, einen österreichischen Zweitligisten zu unterstützen?
Ich habe mich ehrlicherweise gar nicht damit auseinandergesetzt, einen Fußballverein in meinem Portfolio zu haben. Ich habe eher dem Ruf meines Freundes und Vertrauten Jens Duve (Anm. Aufsichtsratsvorsitzender des FC Wacker) Folge leisten wollen und dadurch Wacker und das Team kennengelernt. Sie haben mir erzählt, was in der Vergangenheit alles passiert ist und dass sie sich über einen Partner freuen würden, der das Budget erhöht, um wieder in die Bundesliga zu kommen. Darauf habe ich geantwortet: ,Nein, das  ist nicht in meinem Kopf.“

Wieso das?
Weil ich mich nicht als Fußballmäzen oder Sponsor sehe. Das ist nicht meine Intention, das interessiert mich nicht. Ich bin auch gar nicht so fußballfanatisch. Aber was ich schnell in meinem Kopf hatte. ,Mensch, mit dem , was ich in meinem beruflichen Leben bislang geleistet habe,  könnte man doch die  Fußballwelt ein wenig verändern.’

Was schwebt Ihnen vor?
Es geht um das Etablieren neuer Geschäftsfelder abseits des Fußballs. Der Plan ist, diese Felder so profitabel zu machen, dass sie den Fußballverein am Leben erhalten und ihn dadurch völlig unabhängig von Leuten wie mir machen. Das ist ja mein Ziel: Ich komme, um zu gehen. Ich bin derjenige, der als Erstes gehen muss, weil ich nicht mehr gebraucht werde. So ist die perfekte Formel eines Investors.

Wie können solche Geschäftsfelder aussehen?
Die Entwicklung geht klar in die Richtung E-Sports und Gaming. Wir sind uns alle bewusst, dass dieser Markt so schnell wächst wie kein anderer und dass er auch so profitabel ist wie kein anderer. Hier in Innsbruck wollen wir eine E-Sports-Akademie aufbauen, die professionellen Unterricht gibt, um ein professioneller Gamer zu werden. Ich glaube, dass e-Sports relativ einfach die Millionen akquirieren kann, die man für den Profibetrieb in der Bundesliga braucht. Und wenn wir hier in Innsbruck ein Pilotprojekt haben, das sich in drei, vier Jahren etabliert hat, dann können wir ein Franchise-Modell aufziehen. Das ist das Geschäftsmodell, das mir vorschwebt.

Es gab zuletzt auch Meldungen über ein Infrastrukturprojekt rund um das Tivolistadion.
Wir haben der Politik schon die Pläne vorgelegt, dass wir das Stadion gerne optimieren und umbauen würden.

Wie soll das konkret aussehen?
Wir würden auf dem Areal rund ums Tivolistadion gerne 1000 Studentenappartements bauen, mit einem Quadratmeterpreis unter 10 Euro. Und wir würden gerne das Areal permanent zum Leben erwecken und bespielen. Wir glauben, dass das ein super Konzept sein könnte, vor allem weil wir alles aus nachhaltigen Materialien bauen wollen, nämlich aus Holz. Das könnte ein Einhornprojekt sein. Dieses Infrastrukturprojekt läuft jetzt aber unabhängig vom FC Wacker.

Apropos FC Wacker: Wie soll, wie wird der Verein in zehn Jahren dastehen?
Ich stelle mir den FC Wacker als gestandenen Bundesligaklub vor, der überregional bekannt geworden ist, weil er durch den Aufbau neuer Geschäftsfelder im e-Sport finanziell unabhängig geworden ist. Das ist das Einhornprojekt, dass e-Sport Profifußball finanzieren kann.

Und so lange wollen Sie auch an Bord bleiben?
Mein Zeitfenster sind acht bis zwölf Jahre. Alle Beteiligungen, die ich weltweit habe, laufen über diesen Zeithorizont. Ich stehe für Nachhaltigkeit – die kann man nicht in zwei, drei Jahren aufbauen. Ab dem achten Jahr gilt: Wenn man es bis dahin nicht geschafft hat, dann muss man aufgeben.

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