Diätologe deckt Lügen hinter Cristiano Ronaldos Mineralwasser-Marke auf

Diätologe deckt Lügen hinter Cristiano Ronaldos Mineralwasser-Marke auf
Die angepriesenen Gesundheitsvorteile seien mehr als zweifelhaft. Ein Ernährungswissenschaftler hat sich inzwischen von der Marke distanziert.

Dass Promis und Influencer bei Werbeversprechen gerne etwas dick auftragen, ist bekannt. Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo scheint es nun aber auf die Spitze getrieben zu haben. Seit wenigen Wochen ist Ronaldo Markenbotschafter für Ursu9, eine Mineralwassermarke, die Kundinnen und Kunden Produkteigenschaften wie "mineralisch, natürlich, alkalisch und antioxidativ" verspricht. 

In den vergangenen Tagen wurde dieses Mineralwasser kontrovers diskutiert. Experten äußerten Kritik an den Werbemaßnahmen der Marke und den versprochenen Gesundheitsvorteilen. Diese würden "ohne wissenschaftlichen Beweis" beworben. Ein Ernährungswissenschafter, der bei der Erstpräsentation noch an der Seite des Fußballers saß, hat sich mittlerweile sogar für seine Mitarbeit an dem Projekt entschuldigt.

Wie lauten die Vorwürfe?

Fragwürdige Versprechungen

Das Hauptargument von Ursu9 ist, dass es sich um ein alkalisches Wasser handelt, also dass es einen alkalischen bzw. basischen pH-Wert von über sieben (in diesem Fall neun) hat. Laut einem Gastbeitrag des spanischen Ernährungswissenschafters und Biologen, Juan Revenga, in der spanischen Tageszeitung El País sei diese angepriesene Alkalität jedoch nutzlos. 

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Laut Revenga seien Studien, die alkalischem Wasser positive Auswirkungen auf die Gesundheit nachweisen, "minderwertig oder zumindest zweifelhaft". Auch von der entsprechenden EU-Verordnung zu gesundheitsbezogenen Aussagen seien die von Ursu9 angesprochenen Vorzüge nicht gedeckt.

Revenga hat zudem selbst mehrere Flaschen des Mineralwassers getestet und gemessen, dass der pH-Wert tatsächlich unter neun liegt. Der höchste gemessene Wert lag bei 8,62, was "drei- bis viermal weniger Alkalinität als beworben" bedeute.

Auch die angeblichen antioxidativen Vorzüge von Ursu9 zweifelt Revenga offen an. Diese seien praktisch inexistent - so sehr, dass Wasser als Kontrollsubstanz in Tests zur Messung der antioxidativen Eigenschaften anderer Produkte verwendet werde, so der Biologe.

Zweifelhafte Werbemethoden

Auch die Werbemethoden der Marke kritisiert der Wissenschafter scharf. Ursu9 verkauft den Konsumentinnen und Konsumenten eine Geschichte. Streng an die Wahrheit hält sich die Marke dabei nicht.

Das Unternehmen behauptet etwa, sein Name leite sich von der spanischen Gemeinde El Oso in der Provinz Ávila ab, wo das Wasser herkommt. Vor 400 Jahren sollen dort Bärenpopulationen ihren Durst nach einer langen Reise an einer Quelle gestillt haben. Fachleute aus der Region und Mitglieder des Gemeinderats bestreiten dies jedoch und beteuern, dass der Name vom Lateinischen lutosus abstammt, was so viel wie "lehmig" oder "schmutzig" bedeutet.

Auch die in der Werbekampagne verwendeten Bilder sind Gegenstand von Kritik. Auf der Website des Fußball-Stars und auf dem Instagram-Profil der Marke werden idyllische Wasserfälle und glasklares Quellwasser gezeigt. Diese würden in keiner Weise dem Ort ähneln, von dem das Wasser stammt. Laut aufmerksamen Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzern befindet sich der Wasserfall außerdem gar nicht in Spanien, sondern im benachbarten Portugal.

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Ein weiterer Kritikpunkt ist der Preis: Dasselbe Mineralwasser, das aus der Provinz Ávila stammt, könne laut den Recherchen von Revenga als Eigenmarke in einer portugiesischen Supermarktkette um den halben Preis gekauft werden - allerdings ohne Hochglanzetikett.

Mitarbeit war "keine gute Entscheidung"

Mit seiner Kritik ist Revenga keineswegs allein. Jener Ernährungswissenschafter, der hinter dem Projekt Ursu9 stand und gemeinsam mit Ronaldo bei der Erstpräsentation im Juni auftrat, hat sich nach der medialen Kritik auf dem Kurznachrichtendienst Twitter öffentlich für seine Beteiligung entschuldigt.

Er habe das Wasser den Menschen näherbringen wollen, obwohl er nicht an alle Botschaften der Marke geglaubt habe. Seine Unterstützung sei "keine gute Entscheidung" gewesen. Das Geld aus der Zusammenarbeit mit der Marke wolle er nun für den guten Zweck spenden. 

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