Wie Superstar Ronaldo zum Entwicklungshelfer der Millionäre wurde

Es war einer der aufsehenerregendsten Transfers der Fußballgeschichte, als Cristiano Ronaldo am 30. Dezember, kurz nach der WM in Katar verkündete, die letzten Jahre seiner Karriere in der Saudi Pro League zu verbringen. Mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr erhält Ronaldo in Riad. Der Output für Liga und Königreich: unbezahlbar.
➤ Mehr dazu: Wie Saudi-Arabien mit Milliarden Dollar die Sport-Welt spaltet
Dass sein Aufgabenbereich offenbar das Toreschießen weit übersteigen würde, war schnell klar. Kaum ein anderer (Messi entschied sich für die andere Richtung) würde so viel Licht auf den Fußball in dem riesigen Königreich ziehen, wie der 38-jährige Portugiese.
Und kaum war er da, machte er Werbung für die Liga: "Wenn die kommen, große Spieler und große Namen, junge Spieler, alte Spieler: die sind alle willkommen. Wenn das passiert, wird die Liga besser", sagte Ronaldo. Von Rang 53 der Welt würde es die Saudi Pro League bald unter die besten fünf schaffen, so sein Urteil.
Er rief, sie kamen
Er rief, sie kamen: Von Karim Benzema über N’Golo Kante bis hin zu Roberto Firmino ließen sich etliche Topspieler aus Topligen, insbesondere der Premier League, zu der Reise ins Ungewisse überzeugen. Möglich wurde das auch durch die Präsenz Ronaldos – eines vielleicht gealterten, aber keineswegs trainingsfaulen mehrfachen Weltfußballers. Ronaldo, das fleischgewordene Versprechen für ein steigendes Liga-Niveau.
Cristiano Ronaldo (38): ManUnited -> Al-Nassr FC (ablösefrei)
Karim Benzema (35): Real Madrid -> Al-Ittihad (ablösefrei)
Ruben Neves (26): Wolverhampton -> Al-Hilal (55 Millionen Euro)
Kalidou Koulibaly (32): FC Chelsea -> Al-Hilal (23 Millionen Euro)
N'Golo Kante (32): FC Chelsea -> Al-Ittihad (ablösefrei)
Edouard Mendy (31): FC Chelsea -> Al-Ahli (20 Millionen Euro)
Jota (24): Celtic Glasgow -> Al Ittihad (30 Millionen Euro)
Marcelo Brozovic (30): Inter Mailand -> Al-Nassr (18 Millionen Euro)
Roberto Firmino (31): FC Liverpool -> Al-Ahli (ablösefrei)
Doch auch die schier unendlichen finanziellen Möglichkeiten der Verantwortlichen in Saudi-Arabien tragen ihren Teil dazu bei: Der Saudische Staatsfonds PIF, der zuletzt unter anderem den Premier League Klub Newcastle United übernommen, massiv in die Formel 1 investiert und eine weltweite Golfliga gegründet hat, investiert jetzt auch in die nationale Fußball-Liga.
Die "vier Großen", nämlich Al-Nassr, Al-Hilal, Al-Ahli und Al-Ittihad wurden vom PIF übernommen. Zusätzlich kann die gesamte Liga mit einer gehörigen Finanzspritze rechnen. Ausgesprochenes Ziel sind die Top-10 der Welt – auch wenn es für Ronaldo die Top-5 sind.
Sichtbar werden
Der erste Schritt war es, die Sichtbarkeit zu erhöhen. Mit der Aufmerksamkeit um Cristiano Ronaldo und Kollegen ist das bereits gelungen. "Längerfristig geht es tatsächlich auch darum, mit Sport Geld zu verdienen", erklärt der Islamwissenschaftler Guido Steinberg im KURIER-Interview. "Das klingt nicht unmittelbar verständlich in Anbetracht dessen, was für Summen dafür ausgegeben werden. Aber vor allem beim Thema TV-Rechte geht es um mögliche riesige Einnahmen."
Die Rechnung scheint aufzugehen. Je mehr klingende Namen und fähige Beine in das Königreich wechseln, desto attraktiver wird die Liga für weitere Stars. Denn mittlerweile kann man nicht nur gutes Geld und gute Rundum-Versorgung bieten, sondern auch durchaus klasse Konkurrenz. Auf der Warteliste standen zuletzt Namen wie Bernardo Silva, Riyad Mahrez, Antoine Griezmann, Jordi Alba, Pierre-Emerick Aubameyang und Sadio Mane.

Und auch auf den Trainerbänken wird es langsam europäischer. Der langjährige Liverpool-Kapitän Steven Gerrard, der zuletzt Aston Villa coachte, wird künftig Al Ettifaq trainieren. Benzema und Jota werden bei Al-Ittihad vom früheren Tottenham-Trainer Nuno Espirito Santo instruiert.
Mit "großen Namen" können auch die TV-Rechte gewinnbringend verkauft werden. Die Gewinne sollen sich vervielfachen, schon nächstes Jahr will man sich auf rund 30 neue Märkte ausbreiten, darunter auch Portugal, Italien und China.
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