Wie Saudi-Arabien mit Sport sein Image polieren will

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Italienischer Supercup, Formel E und Golf sollen das angeschlagene Image des Königreichs polieren.

Im „Sportswashing“ hat derzeit Saudi-Arabien die Nase vor Katar. Es handelt sich dabei nicht um eine neue Sportart, sondern um Imagepolitur von menschenrechtlich bedenklichen Staaten mittels Sportveranstaltungen.

Gestern liefen Goldtorschütze Cristiano Ronaldo, Paulo Dybala, Sami Khedira und Gonzalo Higuaín in Dschidda auf. Die italienische Liga hat das Supercup-Spiel zwischen Meister und Pokalsieger Juventus Turin gegen Pokalfinalist AC Milan an Saudi-Arabien verkauft. Juve siegte durch ein Ronaldo-Tor 1:0.

Für 21 Millionen Euro für insgesamt drei Supercup-Partien. „Dass ein italienischer Supercup in einem islamischen Land ausgetragen wird, in dem Frauen keinen Zugang zum Stadion haben, wenn sie nicht von Männern begleitet werden, ist abscheulich“, sagte Innenminister Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega.

Frauen im anderen Rang

Damit ist er ausnahmsweise einer Meinung mit Amnesty International. „Vor einem solchen Angebot schließt die Liga die Augen vor den Verletzungen der Menschenrechte in dem Land.“ Als aktuelle Beispiele nannte die Menschenrechtsorganisation den Mord am Journalisten Jamal Khashoggi oder die Bombardierungen im Jemen, die von einer von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition geleitet werden.

Die Serie A erntete massiv Kritik, nachdem sie bekannt gab, dass Frauen nicht überall in dem König-Abdullah-Stadion sitzen dürfen – sie haben durch den Erwerb einer Eintrittskarte nur Zugang in den „Familien“-Bereichen. „Weibliche Zuschauer können ohne männliche Begleitung kommen, allerdings sitzen sie in einem getrennten Tribünenbereich“, sagte Serie-A-Boss Gaetano Micciche und feierte dies als Erfolg: „Bis vor einem Jahr waren sie von allen sportlichen Events ausgeschlossen.“ Und weil der Deal über drei Jahre läuft, setzt sich Liga dafür ein, dass Frauen bei den nächsten Spielen Zugang zu allen Stadionsektoren haben werden.

Am 22. Dezember sollte in Dschidda eine Tennis-Exhibition zwischen Rafael Nadal und Novak Djokovic stattfinden. Nach heftiger Kritik wurde das Spiel abgesagt – offiziell weil Nadal verletzt war.

Die Formel E hingegen machte ihren Saisonauftakt im Dezember in Saudi-Arabien. Die Elektro-Boliden flitzten vor der Kulisse der Weltkultur-Erbestätte Al-Dirija, der „Altstadt“ von Riad. 260 Millionen Euro lässt sich Saudi-Arabien den Vertrag über zehn Jahre kosten. Musikstars wie Enrique Iglesias, David Guetta und die Black Eyed Peas traten am Rande des Rennes auf.

Am 31. Jänner beginnt das erste Golfturnier der European Tour in Saudi-Arabien. Nicht dabei ist Tiger Woods, der angeblich ein Startgeld von 2,8 Millionen Euro ausgeschlagen hat.

Katar ist punkto „Sportswashing“ Saudi-Arabien um Jahre voraus – vor allem mit dem Fußball. Der Höhepunkt wird die WM 2022 sein. Der Kauf von Paris SG und der Einstieg als Sponsor beim FC Barcelona und Bayern München waren weitere Ecksteine punkto Imagetransfer. Der übermächtige Nachbar Saudi-Arabien hat inzwischen im Juni 2017 gegen Katar eine Blockade verhängt. Katar setzte aber ein Lebenszeichen – im Fußball. Wenige Wochen nach der Ankündigung der Blockade verkündeten Katar und Paris den Erwerb von Neymar.

Duell der Feinde

Die Losfee bei den derzeit in den Emiraten stattfindenden Asien-Meisterschaften zauberte die aktuellen politischen Feinde in Gruppe E. Fußballerisch ist das heute stattfindende letzte Gruppenspiel im Zayed Sports City Stadium in Abu Dhabi weniger brisant, weil Katar mit sechs Punkte und 8:0-Toren ebenso schon weiter ist wie Saudi-Arabien mit sechs Punkten und 6:0-Toren.

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