Umstrittener Supercup: Juve und Milan im Duell in der Wüste
Saudi-Arabien will mit internationalen Sportevents sein Image aufpolieren. Die italienischen Fußball-Topclubs Juventus Turin und AC Milan bestreiten deshalb das italienische Supercup-Spiel am Mittwochabend (18.30 MEZ) in Jeddah, die Empörung darüber ist groß. Saudi-Arabien überweise für die Austragung des Supercups sieben Millionen Euro an die Serie A, erklärte Amnesty International Italien.
Zwei weitere Supercup-Endspiele in Saudi-Arabien sollen folgen. Verdienst insgesamt 21 Millionen Euro, so Amnesty. "Vor einem solchen Angebot schließt die Liga die Augen vor den Verletzungen der Menschenrechte in dem Land." Als aktuelle Beispiele nannte die Menschenrechtsorganisation den Mord am Journalisten Jamal Khashoggi oder die Bombardierungen im Jemen, die von einer von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition geleitet werden.
Der Verbraucherschutzverband Codacons rief Italiens öffentliche Rundfunkanstalt Rai auf, das Spiel nicht zu übertragen. Auch Politiker in Italien empörten sich. Ausnahmsweise war sogar der rechte Hardliner-Innenminister Matteo Salvini auf der Seite von Amnesty. Er werde das Spiel nicht anschauen, sagte Milan-Fan Salvini. "Ein Spiel mit Schleiern und Burkas, das halte ich nicht aus."
Umstrittene Spielorte sind aber nichts Neues für die Supercoppa. So fand sie bereits zweimal in Katars Hauptstadt Doha sowie in Tripolis in Libyen und in Peking oder Shanghai statt. Nun also Saudi-Arabien. Im Rahmen der großen Gesellschafts- und Wirtschaftsreform "Vision 2030" investiert das Königreich massiv in den Ausbau der Unterhaltungsindustrie und versucht internationale Musik- und Sportstars ins Land zu holen. So feierte etwa die Formel E vor kurzem ihren Saisonauftakt in Riad, bei Konzerten von Enrique Iglesias und den Black Eyed Peas durften Frauen und Männer, die sonst im öffentlichen Raum häufig nach "Familien" und "Singles" getrennt werden, gemeinsam feiern.
Juventus in Form, Milan in der Krise
Auch bei einigen Fußballspielen im vergangenen Jahr erhielten erstmals Frauen die Erlaubnis zum Stadion-Besuch. Bei "Juve" mit Superstar Cristiano Ronaldo gegen Milan dürfen weibliche Besucher ebenfalls dabei sein - sogar alleine, wie ein Sprecher der saudischen Botschaft in Rom italienischen Medien erklärte. "Lasst uns den positiven Aspekt sehen", sagte Juve-Trainer Massimiliano Allegri dazu. "Man hat uns gesagt, dort zu spielen, und dann fahren wir da auch hin."
Auf der Gegenseite sind die Gemüter unterdessen auch abseits der politischen Fragen rund um den Finalort erhitzt genug. Sportlich läuft es für Milan in dieser Saison überhaupt nicht, in der Europa League blieb man in der Gruppenphase auf der Strecke, Rang fünf in der Liga ist angesichts von 22 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer aus Turin ebenfalls wenig berauschend. Während Trainer Gennaro Gattuso um seinen Job zittert, drängt Star-Stürmer Gonzalo Higuain auf seinen Wechsel zu Chelsea - und schreckt auch nicht davor zurück, im Training mal den eigenen Trainer von den Beinen zu holen.
Kein Wunder also, dass Juventus als haushoher Favorit in das Finalspiel in Saudi-Arabien geht. Auch, dass Superstar Cristiano Ronaldo seine Form nach leichten Startschwierigkeiten in der Serie A mittlerweile gefunden hat und die Torschützen- und Scorerliste anführt, ist einer der Erfolgsfaktoren. Belastend hingegen sind die Vergewaltigungsvorwürfe, gegen den Portugiesen, die sich nach wie vor halten. Die Polizei in Las Vegas verlangte eine DNA-Probe. Die Amerikanerin Kathryn Mayorga hatte dem Portugiesen vorgeworfen, sie 2009 vergewaltigt zu haben, der 33-Jährige weist das zurück.
Kommentare