Deutsche Bundesliga sucht Bayern-Gegenmittel

epa03810384 Munich's (L-R) Bastian Schweinsteiger, David Alaba and Mitchell Weiser celebrate the win of the Audi Cup after the final match FC Bayern Munich vs Manchester City FC at Allianz Arena in Munich, Germany, 01 August 2013. EPA/TOBIAS HASE
Die Bundesligavereine hoffen auf einen Selbstfaller der Münchner.

Kurz nach den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag beginnt in der deutschen Bundesliga die neue Titeljagd, und die Fans erwartet dabei "Fußball-Paradox". Die einzige Hoffnung der Konkurrenz scheint vor Beginn der WM-Saison zu sein, dass der FC Bayern München zu gut ist. Der Triple-Sieger wurde mit Startrainer Pep Guardiola sowie Mario Götze und Thiago Alcantara aufgerüstet, weshalb man von Dortmund über Leverkusen bis Schalke hofft, dass zu viele Stars ein hausgemachtes Hindernis für den Rekordchampion sein könnten. Die Bayern aber lässt das vor dem Saisonstart am 9. August gegen Borussia Mönchengladbach gänzlich kalt.

"Ich lese ständig, dass bald das große Hauen und Stechen bei Bayern München beginnt. Ich kann alle beruhigen. Wir werden das genauso wie im letzten Jahr mit großer Souveränität und Disziplin lösen. Ich bin überzeugt, es wird nicht einen einzigen Spieler geben, der aus der Reihe tanzt", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Klar ist dennoch: Guardiola muss nach seinen diversen Umbauarbeiten Ergebnisse wie Titel liefern. Sonst ist Unruhe im Starensemble doch nicht ausgeschlossen.

"Oben sein ist das eine, oben zu bleiben das andere. Das ist die schwierigste Aufgabe, die ein Trainer haben kann", sagte Präsident Uli Hoeneß und fügte als eine von vielen Guardiola-Hymnen an: "Wenn nicht er, wer sonst könnte diese Herausforderung bestehen?" Auch Matthias Sammer outet sich gerne öffentlich als "Pep"-Fan: "Die Tradition der Mannschaft und des FC Bayern treffen auf Peps Ideen. Wenn wir die nicht annehmen, wäre das negativ."

BVB konkurrenzfähig

In Dortmund klingen die Töne von Trainer Jürgen Klopp ungewohnt leise. Der große Motivator musste Wege finden, die schmerzhafte Niederlage im Champions-League-Endspiel gegen die Bayern (1:2) zu verarbeiten und den Verlust von Mario Götze an den Rivalen zu verdauen. Die sprichwörtliche Dortmunder Wagenburg steht jedenfalls schon wieder. "Die Jungs haben außergewöhnlich gut mitgezogen. Nach der langen Pause, die wir uns selbst verordnet haben, war die Bereitschaft in jeder Einheit groß", sagte Klopp.

Obwohl kein ganz großer Kracher kam, sondern die in Deutschland nur Experten geläufigen Henrich Mchitarjan (Schachtjor Donezk/25,0 Millionen Euro) und Pierre-Emerick Aubameyang (AS St. Etienne/13,0) sowie der Bremer Sokratis (9,0), hält Klopp den Kader für konkurrenzfähig, um die Bayern mindestens zu ärgern. Immerhin geht der BVB nach zwei Jahren als Titelverteidiger nicht mehr aus der Pole Position ins nächste Meisterrennen.

215 Millionen für Neuzugänge

Mit zusammen fast 110 Millionen Euro haben München und Dortmund den Löwenanteil des Transferbörsen-Umsatzes der gesamten Eliteliga bestritten. Bisher gaben alle 18 Erstliga-Klubs in der noch bis Ende August laufenden Wechselperiode knapp 215 Millionen Euro für neue Hoffnungsträger aus. Demgegenüber belaufen sich die Transfererlöse auf gut 180 Millionen Euro. Zum Vergleich: Vor der Saison 2012/13 standen deutlich höheren Ausgaben von 287 Millionen Euro Erlöse von rund 169 Millionen Euro gegenüber.

Bayer Leverkusen und Schalke 04 wird am ehesten zugetraut, in die Phalanx des FCB und BVB einzubrechen. Dahinter folgt die große Liga-Masse mit mehr als einem halben Dutzend Teams, die alle nach Höherem streben und auf keinen Fall nach unten blicken wollen. Der SC Freiburg und Eintracht Frankfurt dürfen und müssen dabei seit langem wieder die Doppelbelastung aus Liga und Europa League verkraften. Hertha BSC und Eintracht Braunschweig treten mit dem Aufsteiger-Schwung nach nur einer Saison beziehungsweise 23 Jahren Erstliga-Abstinenz wieder im Oberhaus an.

Zum 50. Geburtstag ist die Bundesliga sprichwörtlich in voller Blüte, international geachtet und ökonomisch gesund. Ausdruck dafür ist auch der neue TV-Vertrag, der den Klubs mit rund 448 Millionen Euro so viel Fernsehgeld wie nie zuvor in die Kassen spült.

Trotz der Geldströme ist die Bundesliga aber weiterhin nicht die erste Adresse bei Toptransfers. Die Superdeals des Sommers wie Falcao (AS Monaco), Edinson Cavani (Paris St. Germain) oder Neymar (FC Barcelona) wurden in Frankreich und Spanien abgeschlossen.

Dem Fan-Interesse tut dies aber keinen Abbruch, denn schon vor dem Saisonstart setzten die 18 Bundesligisten rund 470.000 Abos ab. Top ist wieder Dortmund: Der Vizemeister stoppte den Verkauf bei 55.000. Laut BVB-Sprecher Sascha Fligge ist die Warteliste der Fans, die unbedingt eine Karte für alle Dortmunder Heimspiele in ihren Besitz bringen wollen, mittlerweile auf über 90.000 gestiegen. Hinter dem BVB liegen Schalke 04 mit 43.935 Dauerkarten und Bayern (39.500) auf den Plätzen zwei und drei. Auch diese beiden Vereine haben den Verkauf gestoppt.

Christian Fuchs hat in der Sommerpause die Ärmel aufgekrempelt. Nach einer durchwachsenen zweiten Saisonhälfte hat Österreichs Teamkapitän den Kampf um seinen verlorenen Stammplatz bei Schalke 04 mit vollem Elan bestritten. Vor dem Auftakt zur Jubiläumssaison der deutschen Bundesliga am Wochenende will er sein drittes Jahr "Auf Schalke" keinesfalls vornehmlich auf der Ersatzbank verbringen.

"Ich hoffe, dass ich meines dazu beigetragen habe, dass ich wieder von Anfang an spielen kann. Das ist mein absolutes Ziel und ich hoffe, ich gebe dem Trainer einen guten Grund dafür", berichtete Fuchs.

Nach einem Formtief und einigen Blessuren verlor der Niederösterreicher im Frühjahr seinen Platz links in der Viererkette an Sead Kolasinac. Nachdem er zunächst in 21 der ersten 22 Runden auf dem Feld gewesen war, bestritt Fuchs danach nur noch zwei Partien von Beginn an. Sechs Mal wurde er eingewechselt.

"Ich hatte auch die eine oder andere Verletzung. Außerdem ist es kein Geheimnis, dass sich im letzten Jahr privat einiges verändert hat. Aber ich bin jetzt wieder gefestigt", meinte der 27-Jährige rückblickend. Zum Jahresende 2012 war seine Scheidung endgültig erfolgt. Die neue Freundin ist Amerikanerin und wohnt in New York.

In den vergangenen Monaten hat sich Fuchs jedenfalls nicht hängen gelassen. Nach seinem Wechsel von Mattersburg nach Deutschland im Jahr 2008 war er sowohl bei Bochum als auch bei Mainz am linken Flügel stets unverzichtbar. Bei Schalke stand der im Juli 2011 um 3,8 Millionen geholte Fuchs nun vor einer ungewohnten sportlichen Situation. Während andere Profis in vergleichbaren Fällen für Unruhe sorgen, suchte er den Fehler aber bei sich selbst.

In den Trainingscamps in Donaueschingen und Klagenfurt gab Fuchs ordentlich Gas. Eine Einstellung, die beim Verein und Trainer Jens Keller gut ankam. "Ich bin nicht einer, der auf den Putz haut und schlechte Stimmung verbreitet. Ich bin und war immer offen für Kritik und habe dementsprechend an mir gearbeitet", sagte Fuchs. Ein Abschied aus Gelsenkirchen war kein Thema, nachdem sein Vertrag noch bis Sommer 2015 läuft. Mit der Zeit danach beschäftige er sich derzeit noch nicht.

Nächstes Ziel ist nun einmal der Liga-Start gegen den Hamburger SV am Sonntag, danach steht für Schalke auch die Qualifikation für die Champions League auf dem Programm. Die Königsblauen steigen im Rennen um die neuerliche Teilnahme an der finanziell einträglichen Eliteliga im Play-off ein.

In der 50. Saison der deutschen Bundesliga will Schalke im Rennen um die vorderen Plätze ein Wörtchen mitreden. Die vergangene Saison beendete der Klub als Vierter mit 36 Zählern Rückstand auf den übermächtigen Meister Bayern München bzw. elf auf Erzrivale Dortmund. Die beiden schärfsten Titelrivalen vergangener Jahre werden auch heuer ganz oben erwartet. Platz drei und der damit verbundene Fixplatz in der Champions League ist für Schalke laut Fuchs aber "absolut drin und machbar".

Einen neuerlichen Alleingang der in der Vorsaison alles überstrahlenden Bayern unter ihrem neuen Trainer Pep Guardiola erwartet sich Fuchs nicht. "Die Bayern haben letztes Jahr in einer eigenen Liga gespielt. Aber es bleibt abzuwarten, wie es sich in diesem Jahr entwickelt. Jedenfalls ist es eine zusätzliche Motivation für jeden, gegen eine solche Mannschaft zu spielen", meinte der rot-weiß-rote Teamkapitän.

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