In exakt einer Woche geht es los, dann startet Österreichs Team in Bukarest gegen Nordmazedonien in die EURO 2021. Als letzten Gradmesser vor dem Turnier hat man die Slowakei eingeladen. Ein Gegner, der ebenso dabei ist bei der Europameisterschaft und der zumindest in Bezug auf die individuelle Klasse seiner Spieler nicht über die Österreicher zu stellen ist. Jene von Österreich könnte durch einen Einsatz von Marko Arnautovic zusätzlich steigen.
Der China-Legionär absolvierte am Samstag in Wien die zweite Trainingseinheit mit der Mannschaft. Bereits zuvor war der 32-Jährige auf der Pressekonferenz den Tränen nahe. „Als ich meine Familie nicht sehen konnte, habe ich das Leben ganz anders gesehen. Ich war richtig emotional“, erzählte der Stürmer von seiner Zeit in Fernost ohne Frau und Kinder. „Deshalb bin ich froh, wieder hier zu sein und alles dafür zu geben, dieses Land und meine Familie glücklich zu machen.“ Damit kann Arnautovic heute beginnen, wenn auch wohl nur als Joker.
Ein Sieg vor 3.000 Fans sollte möglich sein gegen den kleineren Nachbarn, der in Gruppe E auf Spanien, Schweden und Polen treffen wird. Doch um Selbstvertrauen zu tanken, wird es neben einem achtbaren Resultat auch ein besseres Spiel als zuletzt am Mittwoch gegen England brauchen. Und zwar in allen Phasen des Spiels.
Ballbesitz
Gegen die Briten kam die Mannschaft von Franco Foda vor allem in Halbzeit eins gehörig unter Druck. Sollten auch die Slowaken hoch und aggressiv attackieren, wird man ein besseres Positionsspiel im Spielaufbau benötigen – und Spieler im Zentrum, die dafür geeignet sind. In England setzte Foda auf die Doppelsechs Laimer und Xaver Schlager – zwei Spieler, die vor allem für ihre Fähigkeiten gegen den Ball im Pressing bekannt sind. Als in Halbzeit zwei der technisch und spielerisch stärkere Grillitsch kam, wurde es besser. Ob er am Sonntag von Beginn an spielen darf oder David Alaba auf jener Position zum Einsatz kommt, auf der ihm von Hansi Flick auch Weltklasse-Niveau bescheinigt wurde, wird man sehen.
Umschalten
Auch Fodas Lieblingsdisziplin funktionierte zuletzt nicht reibungslos. Vor dem Gegentor in England wollte man selbst kontern, viele Spieler rückten schnell auf, ehe Kalajdzic den Ball verlor. Obwohl selbst zu diesem Zeitpunkt die Österreicher in der Restverteidigung noch in Überzahl waren, kassierte man das Gegentor. Wenn auch unglücklich nach einem Rettungsversuch des zurücksprintenden Marcel Sabitzer.
Die Österreicher standen in Middlesbrough gegen den Ball zwar teilweise hoch, attackierten dort aber nicht oder – wenn doch – schlecht. Einige Male liefen Kalajdzic, Sabitzer oder Alaba in situativen Pressingversuchen ins Leere, die Engländer spielten durch die Reihen der Österreicher und konnten mit hohem Tempo auf die Abwehrkette zulaufen.
Bei ruhenden Bällen hat das ÖFB-Team wenig zu jubeln – und das, obwohl es mit Alaba einen ausgewiesenen Schützen gibt. Auch bei Defensivstandards wirkte man nicht immer sattelfest, wie etwa gleich nach fünf Minuten bei einem Eckball, als Bellingham alleinstehend aus elf Metern zum Kopfball kam.
Der Gegner
Unter Stefan Tarkovic setzten sich die Slowaken in der Relegation gegen Nordirland durch. Der 48-Jährige war einst Assistent von Jan Kozak und danach technischer Direktor beim Verband. Seit der EM-Qualifikation ist er Cheftrainer und holte sich als Co-Trainer Marek Mintal, der im April seinen Vertrag bei Nürnberg aufgelöst hat.
Bekanntester Spieler im EM-Kader ist Marek Hamsik. Der 33-Jährige war fast zwölf Jahre bei Napoli und ist nach zwei Jahren in China zu IFK Göteborg gewechselt. Erfolgreichster Spieler ist Milan Skriniar, der 26-jährige Innenverteidiger ist Stammspieler bei Italiens Meister Inter. Vladimir Weiss, einst Manchester City, spielt mit 31 wieder bei Slovan Bratislava, wo Vater Vladimir Weiss sen. (2010 WM-Teamchef) im Mai Ex-Sturm-Kicker Milanic als Trainer abgelöst hat.
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