Der KURIER-Fanreporter: Fremdeln im Sehnsuchtsort Amsterdam
Als seinerzeit die österreichische EM-Gruppe ausgelost wurde, habe ich innerlich gejubelt. Eine Partie in Amsterdam gegen Holland – was könnte es Besseres geben?
So groß meine Vorfreude auf Amsterdam war, so riesig ist nun die Ernüchterung. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher, ob der Aufenthalt in Holland so angenehm und kurzweilig wird, wie ich mir das ursprünglich ausgemalt hatte.
Das wurde mir unmittelbar nach der Ankunft in Amsterdam bewusst, als ich zwei EM-Hostessen um ein Erinnerungsfoto bat. So dicht an dicht mit einer fremden Person wären sie seit acht Monaten nicht mehr gestanden, erzählte eine.
Von den fünf Tagen, die ich in Bukarest verbracht habe, war ich ganz anderes gewohnt. In der rumänischen Hauptstadt hatte man das Gefühl, als wäre Corona abgeschafft. Die Lokale hatten offen und die Menschen null Berührungsängste.
Amsterdam ist in der Hinsicht eine ganz andere Welt. So gerne ich nach meiner Ankunft ein Kaltgetränk genossen hätte, es war unmöglich. Hier sperren die Bars erst zu Mittag auf, um dann um 22 Uhr schon wieder zu schließen. Das sind ja fast Lockdown-Verhältnisse.
Ich frage mich, wie das am Spieltag dann funktionieren soll, wenn die Partie Niederlande gegen Österreich erst um 21 Uhr angepfiffen wird? Wahrscheinlich muss man sich einen Biervorrat bunkern und dann im Hotelzimmer feiern. Oder den Frust runter spülen. Je nachdem.
Überhaupt ist hier in Amsterdam wenig von einer EM-Euphorie zu spüren. Erstaunlicherweise waren die Rumänen da viel aufgekratzter und stolz darauf, Austragungsort zu sein. Obwohl objektiv betrachtet die Partien Österreich – Nordmazedonien und Österreich –Ukraine keine echten Reißer sind.
Ich bin jedenfalls froh, dass schon am Freitag mein Flieger nach Bukarest geht.
Michael Schapler begleitet als Fan das österreichische Team zu allen EM-Spielen.
Kommentare