Der deutsche Geisterspiel-Rahmen passt auch in Österreich

Corona-Training beim FC Bayern
In einer Woche soll die Politik entscheiden, ob Profis in Deutschland wieder spielen dürfen. Österreich könnte nachziehen.

Die österreichische Bundesliga und die Politik blicken interessiert zum großen Nachbarn. Was machen Liga und Vereine in Deutschland, damit die Politik sie eventuell die Meisterschaft zu Ende spielen lässt?

Die deutschen Bundesliga-Klubs sind schon länger auf den Trainingsplätzen, um dort in Kleingruppen zu trainieren. Das ist in Österreich erst seit Montag erlaubt, am Donnerstag stiegen auch noch Altach, Admira, WSG Tirol und Mattersburg ein. In Mattersburg wurde die Freude über das Wiedersehen durch einen positiven Corona-Test bei einem vom Verein nicht genannten Spieler getrübt.

In Deutschland setzte man gestern die nächsten Schritte auf dem Weg zu Mannschaftstraining und letztendlich auch zu Geisterspielen. Der Maßnahmenkatalog muss bei Behörden und vor allem Politik Gefallen finden. Ähnlich könnte auch in Österreich der Weg ausschauen.

In beiden Ländern sind Klubs und Liga der Meinung, dass es ohne die ausstehenden TV-Gelder schwer wäre, finanziell zu überleben. In Deutschland ist die Rede von 300 Millionen Euro für das letzte Quartal. Vielleicht schrieb auch deshalb die Bild-Zeitung im Vorfeld der DFL-Mitgliederversammlung am Donnerstag: „Die wichtigste Video-Konferenz der Liga-Geschichte“.

Richtungsweisend

Auch die Akteure bedienen sich in Zeiten wie diesen drastischer Formulierungen. Geschäftsführer Christian Seifert bat um „Unterstützung“ für das Vorhaben, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Dies sei schließlich „die einzige Möglichkeit, die erste und zweite Bundesliga am Leben zu halten“.

Es wurden Szenarien für eine Wiederaufnahme des Profifußballs mit möglichst geringem medizinischen Risiko gesucht. Es kam heraus: ein 50-seitiges Dokument.

Es geht um Distanzhalten, Desinfektionsmittel, Umkleideräume, Duschen und Hygienebeauftragte. Verschiedene Gruppen wie Spieler, TV-Mitarbeiter und Klubmitarbeiter sollen getrennt werden. Es gibt aber auch Regelungen für Spieler in ihrem häuslichen Bereich.

Wichtig werden regelmäßige Tests. Bei 36 Vereinen mit rund 40 Personen wären das bei einem Test in jeder der zehn Wochen 14.400 Proben. Durch englische Wochen könnten es 20.000 Tests zu je 100 Euro werden, also zwei Millionen an Kosten.

Kein Test-Entzug

Seifert versicherte, dass man der Allgemeinheit keine dringend benötigten Tests wegnehme. Dennoch gab es Kritik. Seifert: „Warum ist bei manchen Gruppen so wenig Goodwill? Was hat der Profifußball falsch gemacht, dass es da Widerstand und Kritik gibt?“ Seifert versicherte: „Sollte sich die Lage verändern in Deutschland, würden wir die vertraglich vereinbarten Tests der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Damit wäre die Liga beendet.“

Der deutsche Geisterspiel-Rahmen passt auch in Österreich

Das wäre nicht der Fall, wenn über eine Mannschaft von Gesundheitsamt eine Gruppenquarantäne verhängt wird. Die Spiele könne man nachholen. Sollte das allerdings bei mehreren Klubs der Fall sein, müsste die Liga beendet werden. Bis dato wurden von 1.100 Lizenzspielern aber erst 14 positiv getestet. Und die seien schon wieder gesund.

Solidarität gibt es von den deutschen Großklubs für die finanziell bereits arg gebeutelte 3. Liga und den Frauenfußball: 7,5 Millionen Euro werden bereitgestellt.

Merkel entscheidet

Die Saison ist bis 30. April ausgesetzt. Es wurde kein Zeitpunkt definiert für einen Wiederstart. Eine Entscheidung bezüglich der Austragung von Geisterspielen kann erst am nächsten Donnerstag fallen, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten konferiert.

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