Marco Grüll ist immer dabei. Seit dem Saisonstart hat der 23-Jährige jedes Pflichtspiel von Rapid bestritten. Das Rückspiel im Play-off der Conference League in Arnheim gegen Vitesse wird Partie Nr. 38 für den Flügel. Dazu kommen drei Länderspiele für den ablösefrei aus Ried geholten Dauerläufer. Ende Februar wartet bereits der 41. Einsatz – das ist Rekord in Österreichs Bundesliga.
„Ich würde Marco gerne öfters früher rausnehmen, aber aufgrund der angespannten Personalsituation und seiner Bedeutung für unser Spiel gibt es keine Schonung“, erklärt Trainer Ferdinand Feldhofer. Beim 2:1 in Wien war Grüll nicht zu halten. Das erste Tor eingeleitet, das zweite selbst erzielt – so oder so ähnlich soll es ab 21 Uhr gegen Vitesse wieder laufen, um Rapid in das erste Europacup-Achtelfinale seit 1997 zu schießen.
Abheben wird Grüll trotzdem nicht. In einer Akademie war er nie, nach einer Lehre bei Intersport arbeitete er als Postler.
„In diesem halben Jahr hab’ ich gesehen, was es heißt, Vollzeit zu arbeiten und nebenbei noch zu kicken“, erinnert sich der bodenständige Salzburger. Auf dem Rasen soll es hingegen keine Limits geben.
Luft nach oben
Feldhofer erzählt, dass Grüll weiter intensiv an Verbesserungen arbeitet: „Marco ist jeden Tag sehr lernwillig.“ Sportchef Zoran Barisic erklärt, wo noch Luft nach oben ist: „Im zweiten Drittel des Feldes muss er einfacher spielen und den richtigen Moment für einen Pass finden. Seine Technik ist zwar sehr gut, aber er ist manchmal schlampig. Insgesamt ist es natürlich großartig, wie sich Marco präsentiert.“
Das sehen auch die zahlreichen Scouts so. Zwölf Tore und sechs Assists, die körperliche Stärke und das hohe Tempo bei den Dribblings – diese Kombination sorgt für Interesse. Bereits im Herbst gab es konkrete Angebote aus Top-Ligen. Barisic erinnerte sich an den Rekordverkauf von Wöber (2017 um acht Millionen zu Ajax) und rief einen ähnlichen Preis auf.
Im Winter wurde das Preisschild noch einmal nach oben korrigiert. Barisic sagt: „Ich nenne keine Zahlen, aber die Höhe einer Ablöseforderung kann auch ein Zeichen sein, dass wir einen Spieler wie Grüll unbedingt halten wollen.“
Grüll selbst drängte nicht auf einen Abschied, er stand zu seiner Aussage vom November im KURIER: „Egal, was reinkommt: Ein Transfer im Winter ist für mich ganz sicher kein Thema.“
Suche nach Nachfolger
Für den Sommer ist Barisic mit der Nachfolger-Suche beschäftigt: „Eins zu eins könnten wir Marco nicht ersetzen. Es ist uns klar, dass ein großer Umbruch ansteht und dem Trainerteam in der kommenden Saison auch in der Offensive viel Qualität und noch mehr Variabilität zur Verfügung stehen soll.“
Ob Taxi Fountas, der nach dem Grunddurchgang zu seinem künftigen Verein nach Washington wechseln könnte, noch diese Woche ein Comeback gibt, ist offen. Nach Arnheim konnte der zuletzt kranke Grieche nicht mitfliegen, eine Reise nach Innsbruck zum Sonntagspiel gegen die WSG ist angedacht.
Die Tormannfrage wird nach den Eindrücken im Abschlusstraining entschieden. U-21-Teamtormann Niklas Hedl war beim Debüt in Graz für heikle Situationen bereit. „Paul Gartler wird nach seinen Muskelproblemen nur spielen, wenn er voll fit ist“, kündigt Feldhofer an.
Strebinger ohne Helm
Nicht mehr mitgereist ist bekanntlich Richard Strebinger. Der Warschau-Legionär hat vor seinem Debüt für Legia ein besonderes Stück in Wien zurückgelassen: „Ich brauche meinen Schutzhelm nicht mehr. Damit ich gar nicht in Versuchung komme, ist er in Wien geblieben.“
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