Die Fußball-Fans im deutschen Sprachraum müssen den Bayern dankbar sein. Wegen des Einzugs des deutschen Rekordmeisters ins Finale der Champions League wird die Partie gegen Paris Saint-Germain am Sonntag (21 Uhr) live im ZDF übertragen. Der Rundfunk-Staatsvertrag schreibt vor, dass ein Finale in der Champions League mit deutscher Beteiligung im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt werden muss. Natürlich sind wie in der gesamten Saison davor auch Sky und DAZN im Bilde.
Nach den Leistungen im Frühjahr kommt es am Sonntag im Estádio da Luz von Benfica Lissabon zu einem echten Gipfeltreffen. Paris SG besiegte in dieser Saison schon Real, die Bayern sorgten mit dem 8:2 im Viertelfinale gegen Barcelona für ein sportliches Rufzeichen. Im direkten Duell haben die Bayern mit drei Finalteilnahmen in den vergangenen zehn Jahren mehr Erfahrung als die Debütanten. Doch diese haben andere Qualitäten.
Der KURIER wagt einen Vergleich:
Trainer
Thomas Tuchel und Hansi Flick sind erst die Nummern fünf und sechs in der Liste deutscher Trainer in einem Finale der Champions League. Der erste Punkt geht an Thomas Tuchel und PSG: Der 46-Jährige hat es geschafft, aus einem Haufen Stars ein eingeschworenes Team zu bilden, die Balance zwischen der Hochgeschwindigkeitsoffensive und der Defensive ist gefunden. Tuchel schaffte es, dass sich die Spieler als Außenseiter fühlen. Das funktioniert heuer perfekt. „Wir haben die Mentalität einer kleinen Mannschaft, sind aber keine“, sagte er nach dem Finaleinzug. Hansi Flick musste bei den Bayern taktisch nicht viel experimentieren, sondern eher die Spieler bei Laune halten. Mit 29 Spielen in Folge ohne Niederlage brach er auch den Rekord von Pep Guardiola. Wahrscheinlich aber war in diesen 29 Partien kein Team in einer solch guten Form, wie sie Paris derzeit hat.
Punkt für Paris – 1:0
Tor
Der Punkt geht klar an die Bayern mit Welttorhüter Manuel Neuer. Bei Paris dürfte Stammkeeper Keylor Navas verletzt ausfallen, der mit Real Madrid dreimal die Champions League gewann. Sein Ersatz ist aber ebenfalls finalerprobt: Sergio Rico, der mit FC Sevilla 2015 die Europa League gewann. Der 34-jährige Neuer ist ein alter Hase in Entscheidungsspielen, Champions-League-Sieger 2013, Weltmeister 2014, und er zeigte auch beim 3:0 im Semifinale gegen Lyon, welch Rückhalt er ist.
Punkt für Bayern – 1:1
Defensive
Die Bayern haben Abwehrchef David Alaba, bei Paris dirigiert Kapitän Thiago Silva die Defensive. Der 35-jährige Brasilianer agierte im Semifinale gegen Leipzig überragend: bei den Zweikämpfen genauso wie im Spielaufbau, wodurch das Leipziger Pressing meist ins Leere ging. In den zehn Spielen der Champions League bekamen die Pariser nur fünf Tore. Bei den Bayern waren es acht. Um der Offensive den Rücken freizuhalten, stellte Thomas Tuchel im Semifinale mit drei defensivstarken Spielern erfolgreich das Mittelfeld zu. Gegen Bayern wird er personell nicht viel ändern können, da Marco Verratti noch angeschlagen ist.
Punkt für Paris – 2:1
Offensive
Geballte Pariser Offensivkraft dank Di María, Mbappé und Neymar gegen eine kompakt und ausgeglichen angreifende Mannschaft aus München. 400 Millionen Euro haben alleine Mbappé und Neymar gekostet. Der 32-jährige Argentinier Di María war gegen Leipzig der beste Spieler auf dem Feld und an allen Toren beteiligt. An erzielten Toren steht es 25:42 zwischen Paris und Bayern in den zehn Spielen der bisherigen Saison. Von den 42 Toren erzielte Bayern-Star Robert Lewandowski 15. Wenn der Pole einmal nicht zu seinen Chancen kommt, dann springen Serge Gnabry (zwei Tore gegen Lyon), Perisic, Müller oder ein von der Bank kommender Coutinho ein.
Kommentare