Salzburg-Gegner Real Sociedad: Wo Regionales zu Weltklasse wird
Salzburgs heutiger Gegner Real Sociedad setzt auf Spieler aus der Region, seinen baskischen Stolz und die eigene Jugend. Ein ungewöhnliches, aber erfolgreiches Projekt im Spitzenfußball.
Das Baskenland liegt im Norden Spaniens, ein kleiner Teil auch in Frankreich und zählt gerade einmal rund 2,2 Millionen Einwohner. Ein bisschen etwas hat es von jenem kleinen gallischen Dorf, in dem ein gewisser Asterix den Römern trotzte. Denn: Im Baskenland ticken die Uhren ein bisschen anders – zumindest, was den Fußball betrifft.
Gerade erst am Wochenende hat sich Real Sociedad im Baskenland-Derby gegen Athletic Bilbao mit 3:0 durchgesetzt, ist jetzt wieder die Nummer eins in der Region. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren abgezeichnet hat. Der Klub aus der 190.000-Einwohner-Stadt San Sebastian, der einstigen Sommerresidenz des spanischen Königs, ist drauf und dran, zur dritten Kraft in Spanien hinter Real Madrid und dem FC Barcelona zu werden.
Nach Platz vier im Vorjahr schaffte es Real Sociedad erstmals nach zehn Jahren wieder in die Champions League. Dort trifft man nach dem 1:1 gegen Inter Mailand am Dienstag auswärts auf Salzburg (18.45 Uhr/live auf Sky). Was aber macht den Klub so besonders? Man setzt auf Nachhaltigkeit und Regionalität. Die drei Eckpfeiler auf dem Weg nach oben sind: der baskische Stolz, die eigene Jugend und ein offensiver Spielstil.
Insgesamt 14 Spieler aus dem aktuellen Kader wurden in der vereinseigenen Akademie Zubieta ausgebildet. Das sucht in der Königsklasse seinesgleichen. Die berühmtesten Absolventen heißen Antoine Griezmann (heute bei Atletico Madrid) und Leverkusen-Trainer Xabi Alonso. Aktuell ist der Star der Mannschaft Mikel Oyarzabal (26). Der Kapitän unterstreicht, wie wichtig Regionalität ist: „Fast alle von uns sind von hier. Wir sind Teil der Gemeinschaft. Deshalb verhalten sich die Leute auf der Straße anders als anderswo.“ Mittelfeldspieler Mikel Merino sagt gar: „Es fühlt sich an wie eine Bruderschaft.“
Bis in die 1980er-Jahre spielte Real Sociedad nur mit Basken, gewann so auch zwei Mal die Meisterschaft (1981, 1982). Erst 1989 schwenkte man um, und verpflichtete Liverpool-Legende John Aldrige. Aktuell stehen sieben Legionäre im Kader.
Jugendstil
Die Mannschaft von Trainer Imanol Alguacil (52) – einst selbst Absolvent der Akademie – ist zwar jung, vom kompromisslosen Jugendstil, wie ihn etwa Gegner Salzburg praktiziert, hält Sportdirektor Roberto Olabe aber wenig: „Zeit ist selbst eine Investition. Natürlich ist sie auch mit Geld verbunden, man muss einem die Mittel geben, aber man muss auch Zeit in die Spieler investieren.“ So ist es bei Real Sociedad nicht unüblich, dass Spieler „erst“ mit 20 den Durchbruch schaffen. „Nicht mit 12, nicht mit 15, nicht mit 17, nicht mit 18 und auch nicht mit 20 weiß man, wer ein Architekt oder ein Steinmetz sein wird, also erwarte ich das auch nicht von einem Fußballer“, sagt Olabe, „wir müssen Geduld haben und uns für die Entwicklung der jungen Leute einsetzen.“
Manche entwickeln sich so gut, dass auch die Großklubs aufmerksam werden. Doch viele Schlüsselspieler verlängern ihre Verträge, anstatt dem Ruf des Geldes außerhalb des Baskenlandes zu folgen. Wie zuletzt Martin Zubimendi, den Barcelona-Trainer Xavi unbedingt zu den Katalanen holen wollte.
Real Sociedad zeigt, dass man in Fußball-Europa auch anders erfolgreich sein kann, dass Nachhaltigkeit Sinn machen kann. Salzburg ist gewarnt, auch wenn die Basken im Gegensatz zu Asterix ohne Zaubertrank auskommen müssen.
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