Bayern gegen Salzburg: Als es um Lichtgestalt Beckenbauer dunkel wurde
Er galt als die Lichtgestalt des FC Bayern. Und er war nach Gründung des Salzburger Red-Bull-Fußballkonzerns dessen erster Konsulent. Wenn aber Bayern und Salzburg am Dienstag im Champions-League-Achtelfinale aufeinandertreffen, wird Franz Beckenbauer wie schon beim ersten Spiel nicht im Stadion sein.
"Bei allem Respekt vor deinen Felsenhupfern – willst in der Werbung Aufsehen erregen, brauchst' den Fußball." Mit diesen Worten hatte Beckenbauer, wie er in einem KURIER-Interview einmal verriet, Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz den Einstieg in die Kicker-Branche schmackhaft gemacht.
Mateschitz wollte Beckenbauer zum Fußballboss in Salzburg machen. Der musste mit dem Hinweis absagen, dass sich das nicht mit seinem Amt als WM-Botschafter für die deutsche Heim-WM 2006 vereinbaren ließe. Konsulent in Salzburg ist er dann (vorübergehend) doch geworden.
In dieser Funktion meinte Beckenbauer alsbald realistisch, dass das kleine Salzburg niemals die Champions League gewinnen könne. Zur gleichen Erkenntnis gelangte Mateschitz im Sommer 2009, als er die neue Fußball-Hierarchie im Dosenimperium verkündete. Auf Sicht sei RB Leipzig für die Champions League und Salzburg nur noch als Ausbildungszentrale mit Schwerpunkt nationale Meisterschaft und Maximalziel Europa League vorgesehen.
Salzburg und Leipzig
Doch was passierte? Salzburg spielt im Champions-League-Achtelfinale, und die Salzburger Jungbullen sind dank brillanten Scoutings bereits für das Viertelfinale (Gegner Paris SG) des höchsten europäischen Nachwuchsbewerbes qualifiziert.
Und RB Leipzig? Steht kampflos im Viertelfinale der (von Beckenbauer einmal als Verlierer-Bewerb bezeichneten) Europa League, zumal Gegner Spartak Moskau ausgeschlossen wurde. Es ist davon auszugehen, dass die 1,2 Millionen Euro Aufstiegsprämie der UEFA von Leipzig nicht einbehalten, sondern für karitative Zwecke gespendet werden. Wie das schon öfters ohne viel Trara vom nach wie vor vielerorts angefeindeten Konzernklub gehandhabt wurde.
Ohne großes Aufsehen wurde auch das Gerichtsverfahren gegen Beckenbauer eingestellt. Dass man ihm, der vor der WM-Vergabe auf Stimmenfang für Deutschland in 99 Ländern unterwegs gewesen war, finanzielle Unregelmäßigkeiten vorwarf, hat dem Erfolgsverwöhnten schwer zugesetzt. Angeprangert vom Aufdeckerjournalismus, wurde für Beckenbauer das deutsche Sommermärchen von 2006 mit jahrelanger Verspätung zum Albtraum. Er, der als einziger Deutscher sowohl als Spieler wie auch als Teamchef Weltmeister geworden und auch sonst stets auf die Butterseite des Lebens zu fallen schien, musste Tiefschlag um Tiefschlag verkraften. Sohn Stephan erlag 46-jährig einem Krebsleiden. Franz wurde herzkrank. Darüber hinaus ging eine OP im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge. An einem büßte er die Sehkraft ein.
Beckenbauer, 76, meidet Menschenansammlungen. Der Münchner bleibt lieber in Salzburg, wo er mit seiner Familie am Fuße des Gaisbergs in unmittelbarer Nähe von DJ Ötzi schon sehr lange sehr schön wohnt. Dort wird Franz Beckenbauer am Dienstag mit seinem noch intakten linken Auge auf einem Großbildschirm die favorisierten Bayern im Champions-League-Duell gegen Salzburg sehen.
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