Burgstaller gegen Holland im Derby: "Das ist eine Fangfrage, oder?"
Guido Burgstaller und James Holland treffen nach acht Jahren wieder aufeinander. Die Routiniers von Rapid und Austria über Bodychecks und den Einfluss der Fans.
In dieser Angelegenheit waren die beiden Erzrivalen einig: Der Kader wurde im Sommer verjüngt, aber bewusst mit einem routinierten Rückkehrer ergänzt. Rapid setzt auf Guido Burgstaller, die Austria auf James Holland. Beide sind 33 Jahre jung und damit die ältesten.
Im 337. Wiener Derby kommt es im ausverkauften Allianz Stadion ab 17 Uhr (ORF 1 und Sky live) nach acht Jahren zum Wiedersehen auf dem Rasen. Davor gewähren der Kärntner und der Australier dem KURIER im Derby-Interview Einblicke.
KURIER: Sie haben zwischen 2012 und 2014 sieben gemeinsame Derbys auf dem Rasen erlebt. Gibt es eine besondere Erinnerung an das Duell Burgstaller – Holland?
Guido Burgstaller: James ist ein harter Gegner, der keinen Zweikampf scheut. Er war immer aggressiv und gut im Spiel gegen den Ball.
James Holland: Tatsächlich habe ich eine ganz spezielle Erinnerung: Wir haben daheim gespielt, und neben der Rapid-Bank habe ich ihm einen Bodycheck gegeben. Burgi wollte einen Doppelpass spielen, und ich habe gesehen, dass ich fast nicht mehr hinkommen würde.
Burgstaller: Das hätte ich schon vergessen – aber ja, das klingt realistisch.
Sie haben beide viel in einer langen Karriere erlebt. Was war das Highlight?
Holland: Natürlich war die Saison 2012/’13 mit dem Meistertitel ganz besonders. Auch wegen des Teams, das wir damals bei der Austria hatten. Und danach die Champions League. Das war für mich ein Kindheitstraum.
Burgstaller: Ich hab an jede Station sehr schöne Erinnerungen, auch an legendäre Spiele wie das 4:4 im Derby mit Schalke, nachdem Dortmund 4:0 geführt hatte. Als Mannschaftserfolg stechen der Vizemeistertitel mit Schalke und das Überstehen der Gruppenphase in der Champions League hervor.
Und für Sie persönlich?
Burgstaller: Ist es ein 4:2 gegen Salzburg im Hanappi-Stadion 2011 – da hab ich drei Tore gegen einen richtig starken Gegner gemacht.
Welches war das beste Derby?
Holland: Damals daheim im Meisterjahr, ich glaube, wir haben 2:0 gewonnen und unglaublich gut gespielt.
Burgstaller: Das waren die – bislang – letzten, wir haben 2014 3:1 und 1:0 gewonnen.
Und das schlechteste?
Burgstaller: Das war 2012 ein 0:3 im Hanappi-Stadion. Als ich 30 Minuten vor Schluss reingekommen bin, war es schon verloren. Richtig grausig war das.
Holland: Das schlechteste habe ich schon lange aus meinem Kopf gestrichen. Ich weiß es wirklich nicht, weil ich jede Niederlage gegen Rapid gestrichen habe.
Wie viel Einfluss hat das ausverkaufte Haus?
Holland: Derby ist Derby. Man könnte meinen, dass der Heimvorteil den Unterschied ausmacht. Aber ich glaube eher, dass es in einem Derby relativ wurscht ist.
Burgstaller: Es ist bei uns immer laut, und im Derby ist es noch besser. Ich glaube aber auch, dass die sensationelle Stimmung bei uns allen 22 Spielern auf dem Rasen hilft.
Holland: Ja, als Gastteam nimmst du auch viel Energie aus der guten Stimmung mit.
Burgstaller: Wichtig ist, dass die großartige Kulisse nicht als Rucksack empfunden wird. Das werde ich auch gegenüber unseren jungen Derby-Debütanten ansprechen. Es gibt eigentlich nix Besseres für einen Spieler.
Warum dauert die Unentschieden-Serie so lange?
Burgstaller: Sieben sind wirklich viele. Das muss zu Ende gehen. Wir werden richtig Gas geben, um endlich mit unseren Fans in Hütteldorf feiern zu können.
Holland: Ganz ehrlich: Die meisten Derbys sind nicht die schönsten Spiele. Es geht viel um Kampf und Arbeit, vielleicht entstehen deshalb die Unentschieden. Unser Plan ist klar: ein Austria-Sieg.
Holland: Das ist eine Fangfrage, oder? Generell ist es für den österreichischen Fußball extrem wichtig, dass es Vereine wie die Austria oder Rapid gibt. Ohne Rapid ist die Austria nicht die Austria, ohne Austria ist Rapid nicht Rapid. Du brauchst diesen Rivalen.
Als jeweils routiniertester Spieler im Kader: Wie konkret können Sie den vielen Jungen helfen?
Burgstaller: Das Wichtigste ist, auf dem Platz immer voranzugehen. Den Ball zu fordern, auch wenn bei mir selbst etwas schiefgeht. Und abseits der Spiele will ich vorleben, was als Profi wichtig ist: harte Arbeit, ein guter Lebenswandel, auf die Ernährung achten. Wenn du immer Gas gibst, wird das dann auch belohnt werden.
Holland: In dieser Saison ist es vielleicht besonders. Ich versuche, den jungen Spielern zu helfen, egal in welchem Match – ob Cup, Liga oder Europacup.
Ihnen ist diese Saison bisher nicht alles gelungen. Wie beurteilen Sie selbst Ihre Leistungen?
Holland: Ich habe eine schwierige Phase, mache mir aber keinen Stress. Ich hatte kleine Verletzungen, vielleicht fehlt mir etwas der Spielrhythmus.
Burgstaller: Es ist ein Auf und Ab bei mir. Klar, dass von mir viele Tore erwartet werden. Mit dem Aus gegen Vaduz war ein Bruch drinnen, der auch an mir nicht vorbeigezogen ist. Aber in den letzten Spielen geht es wieder aufwärts. Wir nehmen uns vor, etwas zu erarbeiten, das am Wochenende – und jetzt im Derby ganz besonders – dann auch sichtbar wird.
Nach acht und sieben Jahren bei anderen Vereinen sind Sie wieder nach Wien zurückgekehrt. Was macht die Derby-Stadt aus?
Burgstaller: Hamburg und in meiner Schalke-Zeit Düsseldorf waren auch gut, aber Wien ist schon noch einmal spezieller. Und es ist hier für jeden wirklich alles da.
Holland: Wien ist Wien, eine überragende Stadt. Ich habe eine besondere Beziehung zur Austria, Burgi zu Rapid – und das alles in einer super Stadt. Was will man mehr?
Burgstaller: Bei mir kommt noch dazu, dass ich gerne golfen gehe, wenn es das Training erlaubt und die Tochter im Kindergarten ist. Selbst da bin ich nicht lange unterwegs, um auf dem Golfplatz zu stehen. Das gibt es so nur in Wien.
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