Spitzentanz in der Bundesliga: Warum Sturm ein Vorbild für Rapid ist
Sturm gegen Rapid, das ist mehr als ein Duell der größten und lautesten Fan-Lager. „Dieses Spiel bewegt österreichweit die meisten Menschen“, sagt Rapid-Trainer Robert Klauß über seinen Eindruck nach einem Jahr im Fußball-Land. Zum ersten Mal seit August 2015 ist es ab 17 Uhr das Duell Erster gegen Zweiter. Damals hatte auch Sturm Heimvorteil, jedoch waren die Wiener vorne – Rapid rotierte beim 2:2, weil danach das Play-off gegen Donezk um die Champions League anstand.
Dorthin hat es der Grazer Titelverteidiger nun geschafft, die Hütteldorfer wollen wieder in diese Regionen. Und es gibt auch sonst Parallelen.
Zeiten wiederholen sich generell, im Fall der Steirer ist dies erfreulich. Als Hannes Kartnig als Präsident und Heinz Schilcher 1992 Sturm übernahmen, wurde alsbald ein neuer Weg eingeschlagen. Ab 1994, mit Startrainer Ivica Osim, stellten sich dann auch große Erfolge ein: Zwei Meistertitel, drei Cuptriumphe.
Vier Jahre bergauf
Im Sommer 2020 holte Andreas Schicker als neuer Sportchef Christian Ilzer als Trainer – es ging stetig nach oben. Das Rezept zum Erfolg war vor allem die Transferpolitik. „Sturm hatte ab da eine klare Idee, suchte sehr professionell passende Spieler dazu und wurde immer besser“, sagt Rapid-Sportchef Markus Katzer, der den Grazer Wechsel genau beobachtete und mit Schicker stets einen guten Austausch pflegte.
Tatkräftig unterstützt wurde Schicker von Scouting-Boss Paul Pajduch. Noch eine Parallele zu Katzer, der seit eineinhalb Jahren mit Scoutingchef Nino Rauch und dem eigens verpflichteten Kaderplaner Rene Gartler täglich alle Aktivitäten abstimmt.
Die Bilanz von Schicker in seiner viereinhalbjährigen Ära vor dem Wechsel nach Hoffenheim kann sich sehen lassen. Drei Beispiele: Rasmus Höjlund holte der Steirer um 1,95 Millionen Euro und verkaufte ihn um 20 Millionen (inklusive Boni), Emanuel Emegha kostete Sturm 3,24 Millionen Euro und brachte letztlich 13 Millionen, Alexander Prass wurde um rund 100.000 Euro von Liefering geholt und letztlich um 11 Millionen an Hoffenheim verkauft.
Auch unter Katzer wächst das Transferplus: „Spieler mit Wiederverkaufswert zu platzieren, ist extrem wichtig. Und wenn wie bei Sturm eine Spirale nach oben aus Yeboah und Höjlund gelingt, geht alles viel schneller.“
Katzers Bekenntnis
Pikant: Schicker selbst spülte mit seinem Abgang zu Hoffenheim, wohin er Pajduch mitnahm, eine Million Euro in die Klubkasse.
Noch eine Parallele zu Hütteldorf, wo erste Gerüchte um Auslandsanfragen für Katzer und Klauß kursieren? „Nein. Wir sind erst am Anfang des Weges und wollen noch viel bei Rapid bewegen. Das gilt jedenfalls für mich und ich spüre, dass der Trainer das auch so sieht“, betont Katzer auf KURIER-Anfrage.
In der Ligasaison 2015/16 standen einander Sturm und Rapid in Liebenau in der 5. Runde das bisher letzter Mal als die beiden Topteams gegenüber, nur lagen damals die Wiener auf Platz eins
Sturm Graz – Rapid 2:2 (2:0)
Tore: Hadzic (34.), Avdijaj (45.+3);
Beric (70.), Madl (88. Eigentor).
Sturm: Esser; Ehrenreich, Madl, Spendlhofer, Potzmann; Kamavuaka, Hadzic (60. Piesinger); Schick (77. Gruber), Avdijaj, Dobras; J. Tadic (74. Edomwonyi). Rapid: Novota; S. Auer, Sonnletner, M. Hofmann, Stangl(8. Pavelic); Petsos, Schwab
(55. S. Hofmann); Schobesberger, Schaub, Kainz; Prosenik (63. Beric)
Bei Rapid sind Max Hofmann und Heimkehrer Louis Schaub noch aktiv.
Martin Ehrenreich ist Teammanager bei Sturm, Steffen Hofmann Geschäftsführer bei Rapid
Der frühere Meisterkicker fordert Geduld bei der Sehnsucht der Fans nach dem ersten Titel seit 2008 ein: „Wir haben große Sprünge gemacht und müssen sogar aufpassen, uns in der Weiterentwicklung nicht selbst zu überholen. Aber Sturm ist uns aktuell noch klar voraus.“
Warum eigentlich, wenn Ilzer Rapid doch aufgrund der „klaren Idee“ in den „Kreis der Titelkandidaten“ aufgenommen hat? Katzers Klartext: „Weil es neben der Idee, dem Vertrauen des Vereins und dem Personal wie unseren Trainer auch drei Sommertransferperioden braucht, um alles Geplante wirklich umsetzen zu können.“
Katzers dritte Sommertransferperiode mit Rapid beginnt im Sommer 2025.
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