Rapid verspielt Führung gegen neun Innsbrucker
Wie buchstabiert man eigentlich Verunsicherung?
R A P I D zum Beispiel. Oder: W A C K E R. Diese beiden Teams strahlen seit Wochen die pure Verunsicherung aus. Seit Samstag steht der Name Rapid aber noch für etwas anderes. Für Unvermögen. Gegen neun Innsbrucker brachten die Wiener eine 1:0-Führung nicht über die Zeit und beim Schlusslicht aus Innsbruck wurde die Verunsicherung durch ein neues Attribut ersetzt.
Die Hoffnung.
Die Pleitenserie der letzten Wochen hat ihre Spuren hinterlassen. Auf dem Rasen, wo Jan Novota den zuletzt indisponierten Lukas Königshofer im Rapid-Tor ersetzte und wo Wacker-Trainer Roland Kirchler sein Glück mit Lukas Hinterseer versuchte, dem Neffen vom Hansi; aber auch auf den Rängen, wo die Fans der Grün-Weißen blau machten.
„Bis auf weiteres geschlossen, alle schuldig, alle raus“ , hatten sie auf ein Transparent gemalt und sich bis auf Widerruf jegliche und eine Ausnahme („Vorstand raus“) selbst ein Schweigegelübde verhängten.
Viel Grund für Applaus oder Ovationen hätte es ohnehin nicht gegeben. Dem Ball wurde lange übel mitgespielt in dieser Partie, die phasenweise sogar slapstickartige Züge hatte.
Ausschluss
Die Innsbrucker waren bereits früh in Unterzahl geraten, nachdem sich Kofler gegen Alar nur mit einer unnötigen Notbremse zu helfen wusste (23.). Doch im Ergebnis machte sich die lange numerische Überlegenheit der Wiener deshalb noch lange nicht bemerkbar. Selbst dann noch nicht, als Rapid in den letzten 20 Minuten zwei Mann mehr hatte (Gelb-Rot für Hauser). Der Rekordmeister lag zu diesem Zeitpunkt durch ein Abstaubertor von Boyd in Führung (65.), aber nicht einmal die Führung samt Powerplay ließ die Ernste Allgemeine Verunsicherung der Wiener verfliegen, die fahrlässig ihre Chancen ausließen.
Im Gegenteil. Mit acht Feldspielern und ohne Trainer-Anweisungen – Coach Kirchler sah rot – brachte das Schlusslicht den Rekordmeister in Bedrängnis und um die Früchte des unverdienten Erfolgs. Wallner und Perstaller nützten einen kapitalen Bock von Katzer aus und bescherten Wacker den unerwarteten aber wohl verdienten Ausgleich (82.). Und da Boyd die letzte Chance vergab, blieb es beim Remis.
Ein Punktegewinn, der für Rapid (9 sieglose Spiele in Folge) wie eine Watsch’n ist und sich für Wacker wie ein Sieg anfühlt.
Tivoli Stadion Tirol, 5.600/richtig, SR Muckenhammer.
Torfolge: 0:1 (66.) Boyd
1:1 (82.) Perstaller
Wacker: Safar - Schilling, Kofler, Svejnoha, Hauser - Piesinger, Abraham - Schütz (91. Schreter), Hinterseer (58. Saurer), Wernitznig (71. Perstaller) - R. Wallner
Rapid: Novota - Schimpelsberger (85. Starkl), Sonnleitner, Heikkinen, Katzer - Wydra, Kulovits - Sabitzer (83. Grozurek), Alar, Burgstaller (76. Boskovic) - Boyd
Rote Karte: Kofler (24. /Torraub)
Gelb-Rot: Hauser (74./Foul)
Gelbe Karten: Schütz, Svejnoha bzw. Kulovits, Boyd, Schimpelsberger
Roland Kirchler (Wacker-Innsbruck-Trainer): "Für die Moral war es ein großer Punkt, für das Punktekonto weniger. Der Ausschluss von Kofler war eine klare Sache, bei Hauser war die erste Gelbe Karte sicher überhart. Ich habe zum Schiedsrichter nichts gesagt, er hat sich nur auf den vierten Offiziellen berufen. Das war wahrscheinlich eine Retourkutsche für den Schiri-Sager vor einer Woche. Ich habe immer gerechnet, dass wir heute etwas machen. Mit elf Mann hätten wir gewonnen. Es war ein super Spiel mit unheimlich viel Emotionen."
Peter Schöttel (Rapid-Trainer): "Es ist Woche für Woche bitter, erklären zu müssen, dass es wieder nicht zum Sieg gereicht hat. Wir haben zu lange gebraucht, das erste Tor zu erzielen. Statt dem zweiten Treffer haben wir einen entscheidenden Fehler gemacht. Jetzt schauen wir ganz schön dumm aus der Wäsche. Wir waren sechs-, siebenmal vor dem Tor. Mit dem zweiten Treffer hätten wir den Kampfgeist der Innsbrucker gebrochen, aber wir haben uns gegen neun Spieler ungeschickt angestellt. Im nächsten Heimspiel gegen Wiener Neustadt ist der Druck sehr groß. Wir müssen uns heute an der eigenen Nase nehmen, denn auswärts mehr Chancen zu haben geht nicht. In Wahrheit und gefühlt ist es für uns ein verlorenes Spiel. Es wird in den nächsten Tagen nicht einfach. Wir müssen die Situation, die deprimierend und frustrierend ist, jetzt einmal verarbeiten."
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