Mario Sonnleitner ist bereit für das letzte Kapitel bei Rapid
Der letzte Einsatz? 45 Minuten beim katastrophalen 0:3 gegen WSG Tirol. Das letzte Europacupspiel? Ein 1:4 mit einer überforderten B-Elf gegen Arsenal. Kann eine außergewöhnliche Rapid-Karriere so zu Ende gehen?
Am Sonntag sollte Mario Sonnleitner gegen Sturm nach der Sperre von Max Hofmann zumindest in den Kader zurückkehren. Mit bislang 355 Pflichtspielen hat sich der Innenverteidiger in die Startelf der grünen Legenden gekämpft. Nur noch fünf Einsätze fehlen auf die Top-Ten, die Funki Feurer und Paul Halla auf dem geteilten neunten Rang abrunden.
Im Europacup (58) kam überhaupt nur Steffen Hofmann (74) auf mehr Partien.
Aber: Als Einziger der illustren Runde (siehe unten) hat der Cupsieger mit Sturm (2010) in Hütteldorf keinen Titel gewonnen.
Knapp hinter Prohaska
Nur noch sechs Bundesligaspiele fehlen dem Aktiven mit den derzeit meisten Einsätzen (43 Partien mehr als Andreas Ulmer) auf die 400er-Grenze, damit wäre auch ein ganz Großer überholt: Herbert Prohaska. „Diese Zahlen sind nach der Karriere schön. Für mich zählt aber noch das Jetzt“, betont Sonnleitner, dessen Vertrag ausläuft.
Wie geht’s weiter?
- Reihung nach Pflichtspielen
1. Steffen Hofmann 540 Spiele
2. Peter Schöttel 527
3. Reinhard Kienast 495
4. Michael Konsel 486
5. Hans Krankl 449
6. Rudi Flögel 432
7. Heri Weber 410
8. Gerhard Hanappi 394
9. Herbert Feurer, Paul Halla 360
11. Mario Sonnleitner 355
- Europacup-Ranking
1. Steffen Hofmann 74 Spiele
2. Mario Sonnleitner 58
3. Peter Schöttel 50
Die Varianten reichen von einer Verlängerung bei den Profis mit Anschlussvertrag, über eine Kombi als Back-up bei den Profis mit Hilfestellung für Rapid II, bis zu einem letzten Transfer zu einem Ligakonkurrenten.
Denn Sonnleitner stellt klar: „Ich fühle mich noch fit und hungrig genug für die oberste Liga. Wenn ich im Training nicht mehr mitkomm’, würde ich mir das eingestehen.“ Auch wenn die Verletzungen zunehmen: „Ich bin bereit, auch für jedes Rapid-Spiel. So trainiere ich auch.“
Trainer Didi Kühbauer bestätigt seinen Ältesten: „Sonni ist ein Top-Profi mit Herz und Seele. Er kann für viele Mannschaften noch seinen Mann stellen, auch bei uns.“
"Als Mensch sensationell"
Zoran Barisic betont, dass die Rolle des Routiniers über die 90 Spielminuten hinausgeht: „Sonni ist sehr ehrgeizig, aber auch eine Hilfe, wenn er nicht spielt: Für die Kabine ist er als Mensch sensationell.“ Außerdem sieht der Sportdirektor ein künftiges Trainer-Talent: „Ich hab’ ihm schon als Trainer gesagt, dass er auch einmal ein guter Coach wird. Davon bin ich heute nur noch überzeugter.“
Nach einem ersten Abtasten mit dem Berater hat Barisic heikle Verhandlungen zu führen: „Es ist alles offen und natürlich geht’s am Ende auch ums Geld.“ Bei der letzten Vertragsverlängerung war Sonnleitner noch Stammspieler und Corona ein Bier.
Offene Verteidiger-Fragen
Wie es weitergeht, ist auch deswegen unklar, weil bei der Kaderplanung in der Verteidigung besonders viele Fragen offen sind. Mateo Barac hat ein erstes Angebot zur Vertragsverlängerung abgelehnt. Barisic ist aber nicht gewillt, das hohe Gehalt des Legionärs trotz Corona fortzuführen. Bei Leo Greiml muss eine Entscheidung her – Verkauf, oder doch noch eine vorzeitige Verlängerung? Mario Dijakovic, 19, soll als neuer Linksfuß von den Amateuren zu den Profis aufrücken.
Bei Rapid II hatte Sonnleitner den bislang einzigen Einsatz 2021 (0:1 gegen Steyr). „Die Jungs sind super, ein bissl Erfahrung fehlt halt.“ Der 34-Jährige will eine Rolle als Leithammel bei Rapid II nicht ausschließen. Aber Barisic meint: „Es wäre Mario gegenüber nicht fair, ihm ein übliches Zweitliga-Gehalt anzubieten. Wie bei den Profis könnten wir ihn bei Rapid II aber auch nicht bezahlen.“
Eine verzwickte Situation, die alle Beteiligte mit Respekt voreinander lösen wollen. „Rapid wird immer mein Herzensverein sein. Schön wäre es, wenn wir zum Saisonende eine Lösung haben. Ich will aber auch keinen Druck auf den Verein ausüben“, sagt der Familienvater.
Kampf um Platz zwei
Vorerst zählt der Kampf um Platz zwei. „Ich gebe in jedem Training alles dafür“, sagt der Steirer und ist vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Verein optimistisch. „Vor zwei Jahren wären wir nach einem Spiel wie dem 0:3 gegen Salzburg eingeknickt. Aber mittlerweile sind wir viel stabiler“, behauptet der Rapidler mit lebenslanger Mitgliedschaft und verweist auf die Meistergruppe 2020.
„Da haben wir ordentlich eine kassiert und dann trotzdem gegen Sturm gewonnen.“
Tatsächlich, auf ein 2:7 gegen Salzburg folgte in Graz ein 0:2-Pausenrückstand, aber Ercan Kara gelang in letzter Minute der Siegtreffer zum 3:2. „Das war der Schlüssel zu Platz zwei.“
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